Grundsätze des Philosophierens
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tionen. Für diese, die rational begreifbar sind, würde der Mensch sich einsetzen, ohne
sich hier noch irgendwo auf ein Absurdes stützen zu müssen äusser auf die auf gesetzli-
chem Wege zustande gekommenen Gesetze. Gottes Stimme würde in dieser Gemein-
schaft aller nicht mehr gehört. In ihr wäre eine Verletzung gemeinsamer Geschichtlich-
keit nicht mehr möglich. Die Geschichtlichkeit des Einzelnen, die das Absurde vielleicht
in sich birgt, würde im Raum der Ordnung aller nur durch Vernunft wirken, welche Ne-
bel des Absurden auflöst. In der allgemeinen Kommunikation aller mit allen würde nur
das Einsehbare und die Ideen des Geistes und die bestimmten Daseinsinteressen gelten.
Niemand dürfte mehr im Fordern an alle sich auf Gottes Stimme berufen. Wer dürfte es
wagen, zu beanspruchen, sie für alle zu hören! oder den Glauben zu fordern für Men-
schen der Vergangenheit, dass sie Gottes Stimme für uns und für immer gehört hätten!
In dieser universalen Ordnung würde der Mensch frei sein können, weil er sich bin-
det an die vernünftig durchschaubare Ordnung des Ganzen, obgleich diese ihrem Ge-
halt nach auf grundsätzlich tieferer Ebene liegt als die erfüllte Geschichtlichkeit, wel-
che nur im Einzelnen und in der Gemeinschaft Einzelner echte Wirklichkeit hat. Das
Allgemeine ist dazu da, das Dasein zu ermöglichen dem Menschen, der immer nur als
Einzelner durch sein Leben für Ideen, für Aufgabe und Beruf seine höchsten Möglich-
keiten erreicht. Das Gelingen solcher Ordnung setzt aber voraus, dass die Weisen und
Stufen der Kommunikation zwischen Menschen klar bewusst und durch verlässliche
Selbsterziehung geführt würden.
Weil aber an diesem Maßstab die Menschen in der Mehrzahl versagen, wird immer
wieder der Rückschlag erfolgen in den blinden Gehorsam durch Versinken in der Ge-
meinschaft aller und damit in den Glauben an das Absurde, welches durch Gewalt in
dieser Gemeinschaft geschichtlich gegründet wird. Wer nicht aus sich er selbst wer-
den will, muss von aussen gebändigt werden. Wer Gottes Stimme im Grunde seiner ei-
genen Freiheit nicht hört, der muss sie in der Welt mitgeteilt bekommen. Wer sich
nicht führen lassen kann in der Bindung an Gott, der muss geführt werden von den
menschlich gemachten Autoritäten.
Daher ist die Spannung der Geschichtlichkeit des Einzelnen und der Gemeinschaft
unauflösbar.
e.a Eigenmächtigkeit und Gehorsam. - Priester und Theologen wiederholen unab-
lässig den Vorwurf der Eigenmächtigkeit des Einzelnen, der sich philosophierend auf
Gott bezieht. Sie verlangen Gehorsam gegen Gott. Ihnen ist zu antworten:
1. Gott wirkt durch freie Entschlüsse der Einzelnen. Der Einzelne glaubt, wo er aus
der Tiefe entschieden ist, Gott zu gehorchen, ohne es in objektiver Garantie zu wissen,
was Gott will, vielmehr in ständigem Wagnis.
e. im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Vdg. zu c.
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tionen. Für diese, die rational begreifbar sind, würde der Mensch sich einsetzen, ohne
sich hier noch irgendwo auf ein Absurdes stützen zu müssen äusser auf die auf gesetzli-
chem Wege zustande gekommenen Gesetze. Gottes Stimme würde in dieser Gemein-
schaft aller nicht mehr gehört. In ihr wäre eine Verletzung gemeinsamer Geschichtlich-
keit nicht mehr möglich. Die Geschichtlichkeit des Einzelnen, die das Absurde vielleicht
in sich birgt, würde im Raum der Ordnung aller nur durch Vernunft wirken, welche Ne-
bel des Absurden auflöst. In der allgemeinen Kommunikation aller mit allen würde nur
das Einsehbare und die Ideen des Geistes und die bestimmten Daseinsinteressen gelten.
Niemand dürfte mehr im Fordern an alle sich auf Gottes Stimme berufen. Wer dürfte es
wagen, zu beanspruchen, sie für alle zu hören! oder den Glauben zu fordern für Men-
schen der Vergangenheit, dass sie Gottes Stimme für uns und für immer gehört hätten!
In dieser universalen Ordnung würde der Mensch frei sein können, weil er sich bin-
det an die vernünftig durchschaubare Ordnung des Ganzen, obgleich diese ihrem Ge-
halt nach auf grundsätzlich tieferer Ebene liegt als die erfüllte Geschichtlichkeit, wel-
che nur im Einzelnen und in der Gemeinschaft Einzelner echte Wirklichkeit hat. Das
Allgemeine ist dazu da, das Dasein zu ermöglichen dem Menschen, der immer nur als
Einzelner durch sein Leben für Ideen, für Aufgabe und Beruf seine höchsten Möglich-
keiten erreicht. Das Gelingen solcher Ordnung setzt aber voraus, dass die Weisen und
Stufen der Kommunikation zwischen Menschen klar bewusst und durch verlässliche
Selbsterziehung geführt würden.
Weil aber an diesem Maßstab die Menschen in der Mehrzahl versagen, wird immer
wieder der Rückschlag erfolgen in den blinden Gehorsam durch Versinken in der Ge-
meinschaft aller und damit in den Glauben an das Absurde, welches durch Gewalt in
dieser Gemeinschaft geschichtlich gegründet wird. Wer nicht aus sich er selbst wer-
den will, muss von aussen gebändigt werden. Wer Gottes Stimme im Grunde seiner ei-
genen Freiheit nicht hört, der muss sie in der Welt mitgeteilt bekommen. Wer sich
nicht führen lassen kann in der Bindung an Gott, der muss geführt werden von den
menschlich gemachten Autoritäten.
Daher ist die Spannung der Geschichtlichkeit des Einzelnen und der Gemeinschaft
unauflösbar.
e.a Eigenmächtigkeit und Gehorsam. - Priester und Theologen wiederholen unab-
lässig den Vorwurf der Eigenmächtigkeit des Einzelnen, der sich philosophierend auf
Gott bezieht. Sie verlangen Gehorsam gegen Gott. Ihnen ist zu antworten:
1. Gott wirkt durch freie Entschlüsse der Einzelnen. Der Einzelne glaubt, wo er aus
der Tiefe entschieden ist, Gott zu gehorchen, ohne es in objektiver Garantie zu wissen,
was Gott will, vielmehr in ständigem Wagnis.
e. im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Vdg. zu c.