Grundsätze des Philosophierens
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Seele echt und wahrhaftig nicht hervorgeht. Die Moral, die geradezu will und zweck-
haft verwirklicht, was dem Wesen entspringen muss, wird die Quelle innerer Unwahr-
haftigkeit, unechten Tuns, faktischer Unverlässlichkeit der Seele. Denn sie setzt etwa
ein Tun gewollter Liebe an Stelle wirklicher Liebe; sie vertraut sich dem Argumentie-
ren an, das nicht nur vieldeutig ist, sondern sophistisch Gründe für alle Handlungen
hergibt; sie ermöglicht das faktische innere Beherrschtwerden von uneingestandenen
Antrieben oder das Überwältigtwerden von nicht mehr zu verdeckenden, dann als
neurotisch angesprochenen Gefühlen, Antrieben, Tendenzen.
An der Grenze von Moral und innerem Handeln steht der »gute Wille«, diese stille
Macht, in der der Mensch entweder in der Not versagender Seele sich selber Wert zu
geben vermag, oder mit der er in der Kraft wahrhafter Antriebe sich bestätigt. Der gute
Wille verwehrt dem Moralischen, in das Böse umzuschlagen, in das es ständig drängt;
er gibt dem inneren Handeln den Raum frei und hält Wacht, wenn die unmittelbare
Kraft von Antrieben sich ohne weiteres für gut ausgeben will. Moral wie inneres Han-
deln stehen unter Führung des guten Willens. Und der gute Wille ist ständig mit sich
selber unzufrieden, da er als solcher nicht erreichen kann, was aus der Tiefe der Seele
in der Continuität lebenwährenden inneren Handelns stets wieder wie ein Geschenk
mir entgegenkommt als das, was ich eigentlich selbst bin.
c. Der verschiedene Sinn des Handelns: Das Handeln kann seinen Sinn nur finden an-
gesichts eines unüberwindbaren Bruchs: Handeln ist nicht wirksam möglich als ein allein
richtiges nach abstrakten Principien, Idealen, Gesetzen, sondern ist angewiesen auf die
Realität der anderen Menschen, geschieht in einer faktisch bestimmten Lage, ausgesetzt
Kräften und Machtverhältnissen, die vorgegeben sind. Das Handeln hängt davon ab, wie
der andere entgegenkommt, dem Einzelnen gegenüber, wie er wahrhaftig und verlässlich
ist, dem Staat und Organisationen gegenüber, in welcher realen (nicht nur ausgesproche-
nen) Gesinnung seine Gesetze, Gebote und Verbote, seine Aufgaben gegeben und ausge-
führt werden. Wahrhaftiges und verlässliches Handeln ist nur möglich, wo in der Umwelt
Wahrhaftigkeit und Verlässlichkeit herrschen. Freiheit ist nur möglich, wo Freiheit in der
Welt umgibt. Daher drängt alle Freiheit auf Freiheit der anderen und aller, alle Wahrhaf-
tigkeit auf Wahrheit in der Welt. Wie mit Bestien nur durch List umzugehen ist, so mit
Menschen nur, je nachdem sie wirklich sind, mit den ihnen zugehörenden Weisen.
Handeln ist daher nicht möglich in Stützung auf eine sittliche Weltordnung, auf un-
verbrüchliche, abstrakt aussagbare Principien und Gesetze, sondern Handeln wird je-
weils, sofern es an allgemeinen Forderungen gemessen wird, zur Anpassung. Da im Han-
deln Erfolg und nicht Untergang gewollt wird, Wirkung und nicht Demonstration, so
muss es sich richten nach dem Möglichen und muss meiden, was seine Wirkung aufhebt.
Aber keine der Realitäten der Menschen, der Situationen, der Machtverhältnisse ist
endgültig. Daher liegt im Handeln, das sich bewusst wird, ein Versuchen: es ist zu än-
dern möglich, was zunächst endgültig schien.
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Seele echt und wahrhaftig nicht hervorgeht. Die Moral, die geradezu will und zweck-
haft verwirklicht, was dem Wesen entspringen muss, wird die Quelle innerer Unwahr-
haftigkeit, unechten Tuns, faktischer Unverlässlichkeit der Seele. Denn sie setzt etwa
ein Tun gewollter Liebe an Stelle wirklicher Liebe; sie vertraut sich dem Argumentie-
ren an, das nicht nur vieldeutig ist, sondern sophistisch Gründe für alle Handlungen
hergibt; sie ermöglicht das faktische innere Beherrschtwerden von uneingestandenen
Antrieben oder das Überwältigtwerden von nicht mehr zu verdeckenden, dann als
neurotisch angesprochenen Gefühlen, Antrieben, Tendenzen.
An der Grenze von Moral und innerem Handeln steht der »gute Wille«, diese stille
Macht, in der der Mensch entweder in der Not versagender Seele sich selber Wert zu
geben vermag, oder mit der er in der Kraft wahrhafter Antriebe sich bestätigt. Der gute
Wille verwehrt dem Moralischen, in das Böse umzuschlagen, in das es ständig drängt;
er gibt dem inneren Handeln den Raum frei und hält Wacht, wenn die unmittelbare
Kraft von Antrieben sich ohne weiteres für gut ausgeben will. Moral wie inneres Han-
deln stehen unter Führung des guten Willens. Und der gute Wille ist ständig mit sich
selber unzufrieden, da er als solcher nicht erreichen kann, was aus der Tiefe der Seele
in der Continuität lebenwährenden inneren Handelns stets wieder wie ein Geschenk
mir entgegenkommt als das, was ich eigentlich selbst bin.
c. Der verschiedene Sinn des Handelns: Das Handeln kann seinen Sinn nur finden an-
gesichts eines unüberwindbaren Bruchs: Handeln ist nicht wirksam möglich als ein allein
richtiges nach abstrakten Principien, Idealen, Gesetzen, sondern ist angewiesen auf die
Realität der anderen Menschen, geschieht in einer faktisch bestimmten Lage, ausgesetzt
Kräften und Machtverhältnissen, die vorgegeben sind. Das Handeln hängt davon ab, wie
der andere entgegenkommt, dem Einzelnen gegenüber, wie er wahrhaftig und verlässlich
ist, dem Staat und Organisationen gegenüber, in welcher realen (nicht nur ausgesproche-
nen) Gesinnung seine Gesetze, Gebote und Verbote, seine Aufgaben gegeben und ausge-
führt werden. Wahrhaftiges und verlässliches Handeln ist nur möglich, wo in der Umwelt
Wahrhaftigkeit und Verlässlichkeit herrschen. Freiheit ist nur möglich, wo Freiheit in der
Welt umgibt. Daher drängt alle Freiheit auf Freiheit der anderen und aller, alle Wahrhaf-
tigkeit auf Wahrheit in der Welt. Wie mit Bestien nur durch List umzugehen ist, so mit
Menschen nur, je nachdem sie wirklich sind, mit den ihnen zugehörenden Weisen.
Handeln ist daher nicht möglich in Stützung auf eine sittliche Weltordnung, auf un-
verbrüchliche, abstrakt aussagbare Principien und Gesetze, sondern Handeln wird je-
weils, sofern es an allgemeinen Forderungen gemessen wird, zur Anpassung. Da im Han-
deln Erfolg und nicht Untergang gewollt wird, Wirkung und nicht Demonstration, so
muss es sich richten nach dem Möglichen und muss meiden, was seine Wirkung aufhebt.
Aber keine der Realitäten der Menschen, der Situationen, der Machtverhältnisse ist
endgültig. Daher liegt im Handeln, das sich bewusst wird, ein Versuchen: es ist zu än-
dern möglich, was zunächst endgültig schien.