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Grundsätze des Philosophierens
nur in der Weise, dem Ernst und der Tiefe unseres Ergreifens, sodass wir durch Einsatz
unseres Wesens aneignen müssen, was ist, aber darin treffen wir doch das Sein selbst,
sind nicht eine beliebig wandelbare Subjektivität.
bb. Ordnung und Durchbruch: Im denkenden Seinsbewusstsein erblicken wir Ord-
nungen des Seins. Es ist die Kraft ursprünglichen Philosophierens, solcher Ordnungen
inne zu werden, sie zu erhellen und mitteilbar zu machen. Aber es zeigen sich viele
Ordnungen.
Es gibt einen Optimismus des Ordnungsbewusstseins. Es wird erwartet, dass alle
Ordnungen Glieder einer Totalordnung sind, und dass wir diese allumgreifende Ord-
nung erfassen können, um uns ihr einzuordnen.
Aber in den Ordnungen leben, ist noch nicht genügende Seinserfüllung. Denn es
ist eine Täuschung, das Sein in Ordnungen vollendet zu sehen. In der schönen Har-
monie zufrieden zu sein, wird Blindheit und wird Schuld, wenn sie für absolut gehal-
ten wird. Aus dem Sein des Umgreifenden zeigt sich andere Wirklichkeit.
Wenn aber die Seinstiefe aufgeht im Durchbruch durch alle Ordnungen, so ist doch
kein Sein zu erreichen, ohne die Ordnungen zu eigen zu gewinnen, die erreichbar sind
und die der Weg bleiben, der allein und unumgänglich zu dem führt, was vor und über
aller Ordnung ist.
6. Die Unverlässlichkeit allen Weltseins.103 - Die Fraglosigkeit des Daseins in uns
nimmt die Welt als das Sein schlechthin. Die Vitalität jubelt aus ihrer Kraft, hat gedan-
kenloses Zutrauen, kennt nichts anderes als ihre Gegenwärtigkeit.
Aber es ist auf nichts in der Welt Verlass. Bedrohung drängt den Menschen, sich zu
sichern. Er bemächtigt sich der Natur, um ihren Dienst sich verfügbar zu machen; Na-
tur soll durch Erkenntnis und Technik verlässlich werden. Und der Mensch vereinigt
sich zur Gemeinschaft, um den endlosen Kampf aller gegen alle einzuschränken und
am Ende auszuschalten; in gegenseitiger Hilfe will er Sicherheit gewinnen. So hat der
Mensch gegenüber der Natur und in der Bildung von Gemeinschaft Erfolg, aber bei-
des am Ende vergeblich. Es bleibt zunächst überall die Grenze der Unberechenbarkeit;
Überraschungen und Enttäuschungen zeigen die Unsicherheit; die ständige Bedro-
hung kann verschleiert, aber nicht aufgehoben werden. Dann aber ist schlechthin un-
überwindbar das Scheitern im Ganzen; Alter, Krankheit, Tod sind nicht abzuschaffen.
Alle Verlässlichkeit der Natur ist nur ein Partikulares im Rahmen der radikalen Unver-
lässlichkeit.
Insbesondere ist auf den Menschen kein Verlass. Der Mensch kann sich weder auf
den Anderen noch auf sich selbst absolut stützen.
Aber es gibt doch den Verlass auf dena Nächsten, dena so Nahen, dass sie nur mitein-
ander gegen die Bedrohungen kämpfen und gemeinsam sterben, weil, was den einen
den im Ms. hs. Vdg. für die
Grundsätze des Philosophierens
nur in der Weise, dem Ernst und der Tiefe unseres Ergreifens, sodass wir durch Einsatz
unseres Wesens aneignen müssen, was ist, aber darin treffen wir doch das Sein selbst,
sind nicht eine beliebig wandelbare Subjektivität.
bb. Ordnung und Durchbruch: Im denkenden Seinsbewusstsein erblicken wir Ord-
nungen des Seins. Es ist die Kraft ursprünglichen Philosophierens, solcher Ordnungen
inne zu werden, sie zu erhellen und mitteilbar zu machen. Aber es zeigen sich viele
Ordnungen.
Es gibt einen Optimismus des Ordnungsbewusstseins. Es wird erwartet, dass alle
Ordnungen Glieder einer Totalordnung sind, und dass wir diese allumgreifende Ord-
nung erfassen können, um uns ihr einzuordnen.
Aber in den Ordnungen leben, ist noch nicht genügende Seinserfüllung. Denn es
ist eine Täuschung, das Sein in Ordnungen vollendet zu sehen. In der schönen Har-
monie zufrieden zu sein, wird Blindheit und wird Schuld, wenn sie für absolut gehal-
ten wird. Aus dem Sein des Umgreifenden zeigt sich andere Wirklichkeit.
Wenn aber die Seinstiefe aufgeht im Durchbruch durch alle Ordnungen, so ist doch
kein Sein zu erreichen, ohne die Ordnungen zu eigen zu gewinnen, die erreichbar sind
und die der Weg bleiben, der allein und unumgänglich zu dem führt, was vor und über
aller Ordnung ist.
6. Die Unverlässlichkeit allen Weltseins.103 - Die Fraglosigkeit des Daseins in uns
nimmt die Welt als das Sein schlechthin. Die Vitalität jubelt aus ihrer Kraft, hat gedan-
kenloses Zutrauen, kennt nichts anderes als ihre Gegenwärtigkeit.
Aber es ist auf nichts in der Welt Verlass. Bedrohung drängt den Menschen, sich zu
sichern. Er bemächtigt sich der Natur, um ihren Dienst sich verfügbar zu machen; Na-
tur soll durch Erkenntnis und Technik verlässlich werden. Und der Mensch vereinigt
sich zur Gemeinschaft, um den endlosen Kampf aller gegen alle einzuschränken und
am Ende auszuschalten; in gegenseitiger Hilfe will er Sicherheit gewinnen. So hat der
Mensch gegenüber der Natur und in der Bildung von Gemeinschaft Erfolg, aber bei-
des am Ende vergeblich. Es bleibt zunächst überall die Grenze der Unberechenbarkeit;
Überraschungen und Enttäuschungen zeigen die Unsicherheit; die ständige Bedro-
hung kann verschleiert, aber nicht aufgehoben werden. Dann aber ist schlechthin un-
überwindbar das Scheitern im Ganzen; Alter, Krankheit, Tod sind nicht abzuschaffen.
Alle Verlässlichkeit der Natur ist nur ein Partikulares im Rahmen der radikalen Unver-
lässlichkeit.
Insbesondere ist auf den Menschen kein Verlass. Der Mensch kann sich weder auf
den Anderen noch auf sich selbst absolut stützen.
Aber es gibt doch den Verlass auf dena Nächsten, dena so Nahen, dass sie nur mitein-
ander gegen die Bedrohungen kämpfen und gemeinsam sterben, weil, was den einen
den im Ms. hs. Vdg. für die