Grundsätze des Philosophierens
165
nicht treffen. Denn das unter der Voraussetzung des Tötens Beobachtete ist nicht mehr
das Leben, sondern etwas vom Leben Hervorgebrachtes, Zurückgelassenes, dessen an-
dere Seite nicht etwa die biologische Beobachtung des sich in seiner Umwelt verhal-
tenden Lebens ist. Dagegen hat in der Atomphysik der Gegenstand selber zwei Seiten.
Sein Sein selber ist verschieden je nach dem Eingriff.
Das Eigentümliche der neuen Objektivierung in der Physik leidet, wenn man es
durch Vergleich mit sonst Bekanntem nahebringen will. Was Vergleich war, wird leicht
als methodische Identität aufgefasst. Die Folge ist, dass man nicht nur das Eigentüm-
liche aus dem Auge verliert, sondern auch den Bedeutungsbereich der atomphysikali-
schen Erkenntnis zu Unrecht auf das Biologische und gar Geistige erweitern möchte.
4) Die Mannigfaltigkeit des Seienden als das ursprünglich verschiedene Entgegen-
kommen eines Objekts aus dem Raume des Umgreifenden: Gegenüber der Verführung
zu glauben, in der jeweils radikalsten und universalsten Erkenntnis das Sein selbst ge-
troffen zu haben, ist vielmehr festzuhalten, dass ausnahmslos jede Weise der Objekti-
vierung nur eine Objektivierung neben anderen ist, nicht die des Seins selber im gan-
zen. Naturwissenschaftlich ist keine ursprüngliche Weise der Objektivierung durch
eine andere zu ersetzen. Alle zusammen ergeben das jeweils erreichte Wissen. Dass die-
ses eine Einheit im Gegenstände des an sich geschehenden Naturverlaufs habe, ist eine
trügerische Voraussetzung. Gerade die bestimmte Erkenntnis ist nur möglich um den
Preis ihrer Partikularität. Welche mehrfachen Ursprünge der Objektivierungen vorlie-
gen, ist Aufgabe der Untersuchung des jeweiligen Standes der Forschung. Was wir in
der Atomphysik begreifen, weiter in der qualitativen Fülle der Materie in ihren Gestal-
tungen, weiter in der räumlichen Ordnung des astronomischen Kosmos, seiner Mate-
rienverteilung, weiter in den qualitativ besonderen Gesetzen physikalischer Gebiete,
das alles hat wohl auf einander Bezug, eines hilft dem anderen bei seinem Erkennen,
aber es ist nicht reducierbar auf ein Einziges, an sich Reales.
bb. Die Biologie: Was das Leben sei, ist mit Kategorien, die im Leblosen ihren Ge-
genstand bestimmen, nicht zu sagen. Vergeblich versucht man etwa: Jedes Individuum
ist endlos, unerschöpflich - aber das ist nicht nur das lebendige Individuum, sondern
jedes einzelne Ding. - Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile - das gilt aber
nicht nur im Lebendigen, sondern auch im Leblosen, z.B. im Aufbau der Moleküle, in
allen Gestalten.
Das Leben ist für uns erst dann sichtbar und unterscheidbar, wenn in uns etwas an-
deres als blosse Sinnesorgane und blosser Verstand wahrnehmen. Es ist eine Berüh-
rung unseres Inneren mit einem fremden Inneren, eine Verwandtschaft. Man sagt, das
sich spontan Bewegende sei das Leben - ja, aber nur sofern in diesem Bewegen ein in-
nerer Antrieb mit wahrgenommen wird.
Ursprünglich nimmt der Mensch in allem, was in der Welt geschieht, etwas Lebendi-
ges wahr. Erst in der Folge unterscheidet er, indem er sein lebendig beseelendes Auffas-
165
nicht treffen. Denn das unter der Voraussetzung des Tötens Beobachtete ist nicht mehr
das Leben, sondern etwas vom Leben Hervorgebrachtes, Zurückgelassenes, dessen an-
dere Seite nicht etwa die biologische Beobachtung des sich in seiner Umwelt verhal-
tenden Lebens ist. Dagegen hat in der Atomphysik der Gegenstand selber zwei Seiten.
Sein Sein selber ist verschieden je nach dem Eingriff.
Das Eigentümliche der neuen Objektivierung in der Physik leidet, wenn man es
durch Vergleich mit sonst Bekanntem nahebringen will. Was Vergleich war, wird leicht
als methodische Identität aufgefasst. Die Folge ist, dass man nicht nur das Eigentüm-
liche aus dem Auge verliert, sondern auch den Bedeutungsbereich der atomphysikali-
schen Erkenntnis zu Unrecht auf das Biologische und gar Geistige erweitern möchte.
4) Die Mannigfaltigkeit des Seienden als das ursprünglich verschiedene Entgegen-
kommen eines Objekts aus dem Raume des Umgreifenden: Gegenüber der Verführung
zu glauben, in der jeweils radikalsten und universalsten Erkenntnis das Sein selbst ge-
troffen zu haben, ist vielmehr festzuhalten, dass ausnahmslos jede Weise der Objekti-
vierung nur eine Objektivierung neben anderen ist, nicht die des Seins selber im gan-
zen. Naturwissenschaftlich ist keine ursprüngliche Weise der Objektivierung durch
eine andere zu ersetzen. Alle zusammen ergeben das jeweils erreichte Wissen. Dass die-
ses eine Einheit im Gegenstände des an sich geschehenden Naturverlaufs habe, ist eine
trügerische Voraussetzung. Gerade die bestimmte Erkenntnis ist nur möglich um den
Preis ihrer Partikularität. Welche mehrfachen Ursprünge der Objektivierungen vorlie-
gen, ist Aufgabe der Untersuchung des jeweiligen Standes der Forschung. Was wir in
der Atomphysik begreifen, weiter in der qualitativen Fülle der Materie in ihren Gestal-
tungen, weiter in der räumlichen Ordnung des astronomischen Kosmos, seiner Mate-
rienverteilung, weiter in den qualitativ besonderen Gesetzen physikalischer Gebiete,
das alles hat wohl auf einander Bezug, eines hilft dem anderen bei seinem Erkennen,
aber es ist nicht reducierbar auf ein Einziges, an sich Reales.
bb. Die Biologie: Was das Leben sei, ist mit Kategorien, die im Leblosen ihren Ge-
genstand bestimmen, nicht zu sagen. Vergeblich versucht man etwa: Jedes Individuum
ist endlos, unerschöpflich - aber das ist nicht nur das lebendige Individuum, sondern
jedes einzelne Ding. - Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile - das gilt aber
nicht nur im Lebendigen, sondern auch im Leblosen, z.B. im Aufbau der Moleküle, in
allen Gestalten.
Das Leben ist für uns erst dann sichtbar und unterscheidbar, wenn in uns etwas an-
deres als blosse Sinnesorgane und blosser Verstand wahrnehmen. Es ist eine Berüh-
rung unseres Inneren mit einem fremden Inneren, eine Verwandtschaft. Man sagt, das
sich spontan Bewegende sei das Leben - ja, aber nur sofern in diesem Bewegen ein in-
nerer Antrieb mit wahrgenommen wird.
Ursprünglich nimmt der Mensch in allem, was in der Welt geschieht, etwas Lebendi-
ges wahr. Erst in der Folge unterscheidet er, indem er sein lebendig beseelendes Auffas-