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Jaspers, Karl; Weidmann, Bernd [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 2, Band 1): Grundsätze des Philosophierens: Einführung in philosophisches Leben — Basel: Schwabe Verlag, 2019

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.69897#0256
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Grundsätze des Philosophierens

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technisch organisiertes technisches Tun erfüllt wird, soweit er sich nicht dem Däm-
mer- und Traumzustand zwecks Erholung überlässt. Was in den ägyptischen Pyrami-
denbauten teilweise und vorübergehend vorweggenommen wurde, scheint zur Le-
bensform der Menschheit werden zu sollen.
Das Leben des Menschen als Maschinenteil lässt sich am Massstab früheren Lebens
charakterisieren: Der Mensch wird entwurzelt, verliert Boden und Heimat, um an ei-
nen Platz in der Maschine gestellt zu werden, wobei selbst Haus und Boden, die ihm
zugewiesen werden, Maschinentypen, schnell vergehend, auswechselbar, nicht Land-
schaft und nicht einmaliges Zuhause sind. Die Erdoberfläche wird eine Maschinen-
landschaft. Das Leben der Menschen gewinnt einen ungemein verengten Horizont in-
bezug auf Vergangenheit und Zukunft, er verliert die Überlieferung und das Suchen
nach dem Endziel, er lebt nur in der Gegenwart; aber diese Gegenwart wird leerer, je
weniger sie von Erinnerungssubstanz getragen ist und je weniger sie Zukunftsmöglich-
keiten in sich birgt, die in ihr als Keime schon entwickelt werden. Die Arbeit wird blosse
Anstrengung in Anspannung und Hast, der Kraftleistung folgt die Erschöpfung, bei-
des unbesinnlich. In der Ermüdung bleibta nichts als Triebhaftigkeiten, Bedürfnis nach
Sensation. Der Mensch lebt mit Kino und Zeitung, im Nachrichtenhören und Bilder-
sehen, überall im maschinell Conventionellen. Der Mensch wird Masse, die Vermeh-
rung der technisch erzeugten Verbrauchsgüter lässt die Masse ins scheinbar Endlose
wachsen, jedenfalls bringt das Zeitalter in kurzer Zeit eine Vervielfachung der auf der
Erdoberfläche lebenden Menschenzahl.
So bringt die Erweiterung der menschlichen Möglichkeiten durch die Technik zu-
gleich die Gefahr, den Menschen zu zerstören. Anfangs ist der Mensch Herr seiner
Technik, dann mit ihrer Entwicklung wird die Technik selbständig, eine eigene fort-
reissende Gewalt, der Mensch ist der Technik verfallen, ohne zu merken, dass es ge-
schieht. Die geschichtliche Frage der Situation unseres Zeitalters wird, wie der Mensch
der Technik wieder Herr werden kann.
dd. Überwindung der Technik durch Einordnung in menschliche Zwecke:202
Nachdem die Gefahr bewusst wurde, bemüht man sich, der durch Technik entstan-
denen Schäden wiederum durch Technik Herr zu werden, durch rationale Veranstal-
tungen. Den Gefahren zu schneller Umwälzungen begegnet man durch Ankauf und
Sterilisierung von neuen Patenten. Der Unzufriedenheit, Ermüdung und Leere der
Menschen sucht man durch Arbeitsbegrenzung, Gestaltung der Freizeit, durch Sinn-
gebung der Arbeit selber mittels Wissen und Begreifen, durch Organisation des Woh-
nens und privaten Lebens entgegenzuwirken. Der Führungslosigkeit der Technik im
Ganzen will man gleichsam durch Technisierung der Führung selbst zuvorkommend

a statt bleibt im Ms. bleiben
b statt zuvorkommen im Ms. zuvorzukommen
 
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