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Grundsätze des Philosophierens
Stande [,] den Neubau selber zu verwirklichen. Es kommt auf eine zuletzt metaphysisch
gegründete, im Ethos sich zeigende Grundhaltung an, durch welche die Pläne des Ein-
richtens geführt werden. Eine nicht schlechthin objektivierbare Kontrolle eines über-
greifenden Gewissens muss verhindern, dass der Wille zum befreienden Neubau nicht
immer tiefer in die Sklaverei führt. Es sieht oft aus, als ob die leidenschaftlichen Mü-
hen zum Lösen aus der Verstrickung in die Dämonie des Technischen nur diese Ver-
strickung steigern. Das Gesagte, Geplante, Gewollte wird zur Fassade, hinter der ge-
rade das Gegenteil geschieht.
Die Idee will die Verwirklichung der durch die Technik möglichen Daseinserleich-
terung des Menschen; das Dasein soll für alle seine hohen Möglichkeiten freien Raum
gewinnen. Beschränkung der Technik auf das Notwendige, Unterscheidung der tech-
nischen Arbeit von der schaffenden freien Arbeit auf dem von der Technik bereiteten
Boden des Daseins, Lebenserfüllung jenseits der Technik sollen den Menschen zum
eigentlichen Menschen werden lassen, statt dass er umgekehrt verzehrt wird in dem
ihn vernichtenden Dienst an der Maschinerie, welche am Ende sinnfremde Quantitä-
ten von Menschenmassen, Gütern, Gewalten, Zerstörungen herstellt.
Was so leicht gesagt ist, kann wie eine unlösbare Aufgabe vor dem Menschen ste-
hen. Es scheint dann, dass er nur leben kann, indem er sich verschleiert, was im Gan-
zen geschieht, um in dem engeren Raum ergreifbarer Zwecke zu tun, was er jeweils
kann. Aber die ungeheure Illusion solchen Verhaltens muss ihm bald offenbar werden.
Denn im Dienst der verschleierten Mächte hat er nur am eigenen Untergang gearbei-
tet. Was ihm täuschend als Erfolg schien, waren nur Schritte auf dem Wege zu seiner
gesteigerten Sklaverei. Er wollte der Gorgo nicht ins Angesicht blicken, aber er verfiel
ihr um so restloser.
d. Die gegenwärtige Situation
Die Vergangenheit ist für unsere Erinnerung lückenhaft, die Zukunft dunkel. Die Ge-
genwart allein könnte hell erscheinen. Aber gerade sie ist als solche undurchsichtig,
denn sie wird nur klar aus dem Wissen um Vergangenheit und Zukunft. Wir möchten
zum Bewusstsein unserer Situation, der Situation der Zeit kommen; aber diese Situa-
tion hat verborgene Möglichkeiten, die erst klar werden, wenn sie sich verwirklichen.
i. Die gegenwärtige Lage ist charakterisiert durch folgende schon erörterte Tatbe-
stände:
Die Wissenschaft, erst seit drei Jahrhunderten, zunächst langsam und sprungweise,
dann schnell, methodisch, continuierlich in Zusammenarbeit der Forscher aller Welt-
teile entfaltet, ist ein unumgängliches Schicksal des Menschen für sein Wissen und
Können geworden. Sie ist allumfassend, nichts entzieht sich ihr. Sie selbst erfasst ihre
Grenzen, aber innerhalb dieser Grenze ist sie von universaler Macht. Was wissbar ist,
dem kann sich keiner redlich entziehen; was dem Wissen widerspricht, das ist für den
Grundsätze des Philosophierens
Stande [,] den Neubau selber zu verwirklichen. Es kommt auf eine zuletzt metaphysisch
gegründete, im Ethos sich zeigende Grundhaltung an, durch welche die Pläne des Ein-
richtens geführt werden. Eine nicht schlechthin objektivierbare Kontrolle eines über-
greifenden Gewissens muss verhindern, dass der Wille zum befreienden Neubau nicht
immer tiefer in die Sklaverei führt. Es sieht oft aus, als ob die leidenschaftlichen Mü-
hen zum Lösen aus der Verstrickung in die Dämonie des Technischen nur diese Ver-
strickung steigern. Das Gesagte, Geplante, Gewollte wird zur Fassade, hinter der ge-
rade das Gegenteil geschieht.
Die Idee will die Verwirklichung der durch die Technik möglichen Daseinserleich-
terung des Menschen; das Dasein soll für alle seine hohen Möglichkeiten freien Raum
gewinnen. Beschränkung der Technik auf das Notwendige, Unterscheidung der tech-
nischen Arbeit von der schaffenden freien Arbeit auf dem von der Technik bereiteten
Boden des Daseins, Lebenserfüllung jenseits der Technik sollen den Menschen zum
eigentlichen Menschen werden lassen, statt dass er umgekehrt verzehrt wird in dem
ihn vernichtenden Dienst an der Maschinerie, welche am Ende sinnfremde Quantitä-
ten von Menschenmassen, Gütern, Gewalten, Zerstörungen herstellt.
Was so leicht gesagt ist, kann wie eine unlösbare Aufgabe vor dem Menschen ste-
hen. Es scheint dann, dass er nur leben kann, indem er sich verschleiert, was im Gan-
zen geschieht, um in dem engeren Raum ergreifbarer Zwecke zu tun, was er jeweils
kann. Aber die ungeheure Illusion solchen Verhaltens muss ihm bald offenbar werden.
Denn im Dienst der verschleierten Mächte hat er nur am eigenen Untergang gearbei-
tet. Was ihm täuschend als Erfolg schien, waren nur Schritte auf dem Wege zu seiner
gesteigerten Sklaverei. Er wollte der Gorgo nicht ins Angesicht blicken, aber er verfiel
ihr um so restloser.
d. Die gegenwärtige Situation
Die Vergangenheit ist für unsere Erinnerung lückenhaft, die Zukunft dunkel. Die Ge-
genwart allein könnte hell erscheinen. Aber gerade sie ist als solche undurchsichtig,
denn sie wird nur klar aus dem Wissen um Vergangenheit und Zukunft. Wir möchten
zum Bewusstsein unserer Situation, der Situation der Zeit kommen; aber diese Situa-
tion hat verborgene Möglichkeiten, die erst klar werden, wenn sie sich verwirklichen.
i. Die gegenwärtige Lage ist charakterisiert durch folgende schon erörterte Tatbe-
stände:
Die Wissenschaft, erst seit drei Jahrhunderten, zunächst langsam und sprungweise,
dann schnell, methodisch, continuierlich in Zusammenarbeit der Forscher aller Welt-
teile entfaltet, ist ein unumgängliches Schicksal des Menschen für sein Wissen und
Können geworden. Sie ist allumfassend, nichts entzieht sich ihr. Sie selbst erfasst ihre
Grenzen, aber innerhalb dieser Grenze ist sie von universaler Macht. Was wissbar ist,
dem kann sich keiner redlich entziehen; was dem Wissen widerspricht, das ist für den