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Grundsätze des Philosophierens
wie sie selber ohne nachahmbares Vorbild blieb. Es gibt in jedem sociologischen Ge-
samtzustand Aufgaben, die in anderen Zeitaltern nicht vorkommen. Was der Mensch
getan hat, sie zu lösen, das wird wohl Orientierung und Symbol für die Späteren. Aber
auch im Wiederholbaren bleibt noch die unwiederholbare je einmalige Gestalt des nur
in der Tiefe Gleichen.
bb. Realität als gegenwärtiger Gesamtzustand: Die historische Lage seines Zeital-
ters, Staates, Volks hat der Einzelne nicht in der Hand, nicht die Ordnung der Macht-
verhältnisse, der Arbeits- und Berufsaufgaben, der Lebensführung und der Erfüllung
der Daseinsbedingungen. Das Ganze liegt nicht im Raum seiner zweckhaften Wir-
kungsmöglichkeiten. Als Einzelner kann er im günstigsten Falle winzige Veränderun-
gen bewirken. Er hat mit der Welt fertig zu werden, in der er sich findet.
Er hat zu entscheiden, wie weit er bewusst an ihr teilnehmen, in der Richtung der
je gegenwärtigen Daseinsmächte mitwirken will, - oder wie weit er sich versagt, sich
den durchschnittlichen Forderungen verschliesst, in Spannung zur gegenwärtigen
Realität3 seine eigene sucht und finden kann. Dann lebt er innerlich in Widerstand ge-
gen seine Zeit und Welt und tritt mehr oder weniger aus ihr heraus.
Ganze grosse geistige Bewegungen sind solches Aus-der-Welt-treten, das nicht nur
dem eigenen Zeitalter, sondern jeder Weise solchen historisch wandelbaren Weltseins
gegenüber vollzogen wird: so das ursprüngliche Christentum und grosse Teile seiner
späteren historischen Wirklichkeit, der Buddhismus im Ursprung, ein Teil der nach-
aristotelischen antiken Philosophie.
Wenn der Einzelne nicht aus der Welt, sondern nur aus der besonderen Weltgestalt
seiner Zeit drängt, so kann er, soweit Überlieferung ihn erreicht, seine gegenwärtige
Zeit begreifen als eine Zeit unter anderen; er kann aus der historischen Erinnerung ein
Bild von Mensch und Welt gewinnen, kann daraus wissen, wo er steht, was er will und
an welcher Stelle des Geistes in der Welt er sich wirklich einsetzt.
cc. Realität als Totalbild der Geschichte: Die Geschichte der Menschheit ist der äus-
serste anschaubare Raum des Geschehens, an dem jeder Mensch faktisch Anteil hat.
Durch ihn ist er restlos bedingt, in ihn hinein kann er wirken. Wie der Mensch sich
ein Gesamtbild von der Geschichte macht, darin verwirklicht sich und von daher wird
bestimmt seine Einstellung zur Welt in all seinem Tun. Ob er es sich überhaupt macht,
charakterisiert seinen Horizont, wie er es sich macht, sein eigengegründetes geschicht-
liches Bewusstsein, das je dieses, einmalig ist. Es trägt sein historisches Bewusstsein,
das in das vor seinem eigenen Leben Geschehene gerichtet ist. Das Gesamtbild, das
vor diesem Bewusstsein steht, heisst geschichtsphilosophisch.
Ein solches geschichtsphilosophisches Gesamtbild ist ständig da, von den Mythen
der primitiven Völker bis zur Gestalt der wissenschaftlich begründeten Universalge-
Realität im Ms. hs. Vdg. für Wirklichkeit
Grundsätze des Philosophierens
wie sie selber ohne nachahmbares Vorbild blieb. Es gibt in jedem sociologischen Ge-
samtzustand Aufgaben, die in anderen Zeitaltern nicht vorkommen. Was der Mensch
getan hat, sie zu lösen, das wird wohl Orientierung und Symbol für die Späteren. Aber
auch im Wiederholbaren bleibt noch die unwiederholbare je einmalige Gestalt des nur
in der Tiefe Gleichen.
bb. Realität als gegenwärtiger Gesamtzustand: Die historische Lage seines Zeital-
ters, Staates, Volks hat der Einzelne nicht in der Hand, nicht die Ordnung der Macht-
verhältnisse, der Arbeits- und Berufsaufgaben, der Lebensführung und der Erfüllung
der Daseinsbedingungen. Das Ganze liegt nicht im Raum seiner zweckhaften Wir-
kungsmöglichkeiten. Als Einzelner kann er im günstigsten Falle winzige Veränderun-
gen bewirken. Er hat mit der Welt fertig zu werden, in der er sich findet.
Er hat zu entscheiden, wie weit er bewusst an ihr teilnehmen, in der Richtung der
je gegenwärtigen Daseinsmächte mitwirken will, - oder wie weit er sich versagt, sich
den durchschnittlichen Forderungen verschliesst, in Spannung zur gegenwärtigen
Realität3 seine eigene sucht und finden kann. Dann lebt er innerlich in Widerstand ge-
gen seine Zeit und Welt und tritt mehr oder weniger aus ihr heraus.
Ganze grosse geistige Bewegungen sind solches Aus-der-Welt-treten, das nicht nur
dem eigenen Zeitalter, sondern jeder Weise solchen historisch wandelbaren Weltseins
gegenüber vollzogen wird: so das ursprüngliche Christentum und grosse Teile seiner
späteren historischen Wirklichkeit, der Buddhismus im Ursprung, ein Teil der nach-
aristotelischen antiken Philosophie.
Wenn der Einzelne nicht aus der Welt, sondern nur aus der besonderen Weltgestalt
seiner Zeit drängt, so kann er, soweit Überlieferung ihn erreicht, seine gegenwärtige
Zeit begreifen als eine Zeit unter anderen; er kann aus der historischen Erinnerung ein
Bild von Mensch und Welt gewinnen, kann daraus wissen, wo er steht, was er will und
an welcher Stelle des Geistes in der Welt er sich wirklich einsetzt.
cc. Realität als Totalbild der Geschichte: Die Geschichte der Menschheit ist der äus-
serste anschaubare Raum des Geschehens, an dem jeder Mensch faktisch Anteil hat.
Durch ihn ist er restlos bedingt, in ihn hinein kann er wirken. Wie der Mensch sich
ein Gesamtbild von der Geschichte macht, darin verwirklicht sich und von daher wird
bestimmt seine Einstellung zur Welt in all seinem Tun. Ob er es sich überhaupt macht,
charakterisiert seinen Horizont, wie er es sich macht, sein eigengegründetes geschicht-
liches Bewusstsein, das je dieses, einmalig ist. Es trägt sein historisches Bewusstsein,
das in das vor seinem eigenen Leben Geschehene gerichtet ist. Das Gesamtbild, das
vor diesem Bewusstsein steht, heisst geschichtsphilosophisch.
Ein solches geschichtsphilosophisches Gesamtbild ist ständig da, von den Mythen
der primitiven Völker bis zur Gestalt der wissenschaftlich begründeten Universalge-
Realität im Ms. hs. Vdg. für Wirklichkeit