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Jaspers, Karl; Weidmann, Bernd [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 2, Band 1): Grundsätze des Philosophierens: Einführung in philosophisches Leben — Basel: Schwabe Verlag, 2019

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.69897#0280
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VII. Teil

Wollen der Zukunft im Ganzen

Die Erörterung von Natur und Geschichte lenkte den Blick auf die Aktivität des Men-
schen: die Natur öffnet sich erst dem aktiven Verhalten zu ihr; Geschichte ist das durch
das Tun der Menschen erfolgende Geschehen. Diese Aktivität erreicht ihre grösste
Spannweite3 in dem Handeln, das auf unsere Daseinsordnung im Ganzen geht. Von
diesem Handeln ist alles menschliche Dasein, darum auch jede Verwirklichung unse-
res Geistes abhängig. Zwar wird, was dem Menschen wesentlich ist, noch nicht durch
dieses Handeln geschaffen, aber ermöglicht; es gestaltet die Daseinsbedingungen. Dem
wesentlichen Menschsein wird Raum gegeben oder Raum versperrt. Was immer der
Mensch verwirklicht, glaubt, hofft, tut und hervorbringt, steht unter den Daseinsbe-
dingungen der Zustände im Ganzen, in denen er lebt.
a. Einseitige Grundhaltungen heute
Niemals scheint die Welt so voller Pläne gewesen zu sein, wie seit eineinhalb Jahrhun-
derten, wo sie trotzdem wie im Taumel in ihr Verhängnis zu stürzen scheint. Immer
mehr Menschen nehmen innerlich Anteil an Gedanken, die eine Weltordnung als Ziel
setzen. Man steht denkend in dem Bewusstsein der gegenwärtigen Situation, sagt, was
ist und sein kann, klärt die realen Möglichkeiten, wird aktiv in der Phantasie zu Ent-
würfen für den Gang der Dinge, sucht sich als je Einzelner in der Situation nach Kräf-
ten zu helfen.
Zukunftsbilder, Entschleierungen gegenwärtiger Wirklichkeiten, Erhellungen der
Situation, alle diese Versuche entspringen dem Drange zur Klarheit darüber, was ich
eigentlich will. Ich möchte wissen, wofür ich mich einsetze. Daher wirkt in jenen Ver-
suchen das Befragende und das Appellierende, das Erschütternde und das Anspor-
nende.
Überall, in jeder Zeitung, in den Reden der Staatsmänner, in Büchern und Schrif-
ten von Gelehrten, Forschern, Theologen, in eigentümlich modernen Leistungen von
Schriftstellern, in der Verkündigung von Weltanschauungen finden sich Äusserungen
zur gegenwärtigen Situation und zur möglichen Weltordnung. Sie gehen von fragen-

nach Spannweite im Ms. gestr. und letzte Entscheidung
 
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