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Grundsätze des Philosophierens
ehe hin ist nicht Simplification. Es ist ein moderner Grundfehler in der Ratlosigkeit,
das Einfache mit dem Vereinfachten, das Grundsätzliche mit den Schlagworten, das
freilassende Eine mit dem vergewaltigenden Einen, zuletzt das Umgreifende mit dem
Gegenständlichen zu verwechseln. Das wahre Einfache sichtbar zu machen, ist die
grosse Aufgabe des Philosophierens. Noch immer ist das Einfache nicht einfach aus-
sprechbar.
Das Einfache ist fühlbar, bevor es im Denken ganz hell wird. Es kommt entgegen aus
allen reinen Seelen und wird gesteigert und gefestigt im Denken. Dass es in der Welt
aussprechbar wird, hat zur Folge, dass immer mehr Menschen wissen können, was sie
eigentlich wollen.
Das Einfache liegt in der Grundrichtung des durch das Miteinanderhandeln einge-
schlagenen Geschehens. Alle Zustände sind voller Mängel, jeder hat seine specifische
Corruption. Es kommt auf die Richtung der Bewegung durch die Eingriffe an, ob die Li-
nie des Planens und Wollens hinauf führt unter der Idee des Endziels, oder ob sie unter
dem Schein augenblicklicher äusserer Erfolge hinabführt. Immer ist ein Anderswerden.
Mängel, die corrigierbar sind und zunehmend corrigiert werden, sind kein endgiltiger
Vorwurf, wohl aber Mängel, die absichtlich verschwiegen werden, und die wachsen.
Wahr ist weder die Hoffnungslosigkeit vor der verdorbenen Welt, die doch nicht
zu bessern sei, noch die Utopie, die eine richtige Welteinrichtung greifbar nahe sieht,
sondern notwendig ist allein das Festhalten der Richtung der Idee. Dieses fordert zu-
gleich Beschränkung der Ziele auf Daseinsvoraussetzungen des Menschen und in die-
ser Beschränkung die Unbedingtheit im Willen zum Gesetz der Ordnung.
Die einfache Grundentscheidung liegt in der Wahl der Richtung des Handelns.
Diese Einfachheit ist eine Entscheidung des ganzen Wesens des je einzelnen Men-
schen, ist vom dunklen Gefühl bis zu heller Klarheit philosophischer Bewusstheit
grundsätzlich jedermann zugänglich, an ihn als seine eigene Lebensfrage gestellt.
In allem Philosophieren gilt die Forderung der Einfachheit.272 Diese selbe Forde-
rung, im gleichen hohen Sinn, gilt im Politischen. Was immer verwickelt ist, daher
Fachlichkeit und lange Erfahrung fordert, fordert doch als Grundzug das Einfache, als
das es jedem Bewusstsein zugänglich werden muss. Das konkrete Handeln im Verwal-
ten, im Führen und im Umgestalten der Zustände setzt zwar ein umfassendes Wissen
und Üben voraus. Das unermesslich verwickelte Werk der Ordnung der Verhältnisse
aus ihren Realitäten heraus auf ihre Ideen hin, der Technik der Gesetzentwürfe und
der besonderen Organisation ist Sache der Wissenschaft. Aber diese Verwirklichungen
haben ihren Halt in einfachen Grundrichtungen, die alles tragen, es begrenzen und
auf den Weg weisen.
Der politische Mensch geht philosophierend auf das Einfache. Die grossen Verwirk-
lichungen sind Verwirklichungen solcher Einfachheit. In ihnen sind Grundentschei-
dungen vollzogen. Diese haben jedoch einen mehrfachen Charakter.
Grundsätze des Philosophierens
ehe hin ist nicht Simplification. Es ist ein moderner Grundfehler in der Ratlosigkeit,
das Einfache mit dem Vereinfachten, das Grundsätzliche mit den Schlagworten, das
freilassende Eine mit dem vergewaltigenden Einen, zuletzt das Umgreifende mit dem
Gegenständlichen zu verwechseln. Das wahre Einfache sichtbar zu machen, ist die
grosse Aufgabe des Philosophierens. Noch immer ist das Einfache nicht einfach aus-
sprechbar.
Das Einfache ist fühlbar, bevor es im Denken ganz hell wird. Es kommt entgegen aus
allen reinen Seelen und wird gesteigert und gefestigt im Denken. Dass es in der Welt
aussprechbar wird, hat zur Folge, dass immer mehr Menschen wissen können, was sie
eigentlich wollen.
Das Einfache liegt in der Grundrichtung des durch das Miteinanderhandeln einge-
schlagenen Geschehens. Alle Zustände sind voller Mängel, jeder hat seine specifische
Corruption. Es kommt auf die Richtung der Bewegung durch die Eingriffe an, ob die Li-
nie des Planens und Wollens hinauf führt unter der Idee des Endziels, oder ob sie unter
dem Schein augenblicklicher äusserer Erfolge hinabführt. Immer ist ein Anderswerden.
Mängel, die corrigierbar sind und zunehmend corrigiert werden, sind kein endgiltiger
Vorwurf, wohl aber Mängel, die absichtlich verschwiegen werden, und die wachsen.
Wahr ist weder die Hoffnungslosigkeit vor der verdorbenen Welt, die doch nicht
zu bessern sei, noch die Utopie, die eine richtige Welteinrichtung greifbar nahe sieht,
sondern notwendig ist allein das Festhalten der Richtung der Idee. Dieses fordert zu-
gleich Beschränkung der Ziele auf Daseinsvoraussetzungen des Menschen und in die-
ser Beschränkung die Unbedingtheit im Willen zum Gesetz der Ordnung.
Die einfache Grundentscheidung liegt in der Wahl der Richtung des Handelns.
Diese Einfachheit ist eine Entscheidung des ganzen Wesens des je einzelnen Men-
schen, ist vom dunklen Gefühl bis zu heller Klarheit philosophischer Bewusstheit
grundsätzlich jedermann zugänglich, an ihn als seine eigene Lebensfrage gestellt.
In allem Philosophieren gilt die Forderung der Einfachheit.272 Diese selbe Forde-
rung, im gleichen hohen Sinn, gilt im Politischen. Was immer verwickelt ist, daher
Fachlichkeit und lange Erfahrung fordert, fordert doch als Grundzug das Einfache, als
das es jedem Bewusstsein zugänglich werden muss. Das konkrete Handeln im Verwal-
ten, im Führen und im Umgestalten der Zustände setzt zwar ein umfassendes Wissen
und Üben voraus. Das unermesslich verwickelte Werk der Ordnung der Verhältnisse
aus ihren Realitäten heraus auf ihre Ideen hin, der Technik der Gesetzentwürfe und
der besonderen Organisation ist Sache der Wissenschaft. Aber diese Verwirklichungen
haben ihren Halt in einfachen Grundrichtungen, die alles tragen, es begrenzen und
auf den Weg weisen.
Der politische Mensch geht philosophierend auf das Einfache. Die grossen Verwirk-
lichungen sind Verwirklichungen solcher Einfachheit. In ihnen sind Grundentschei-
dungen vollzogen. Diese haben jedoch einen mehrfachen Charakter.