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Jaspers, Karl; Weidmann, Bernd [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 2, Band 1): Grundsätze des Philosophierens: Einführung in philosophisches Leben — Basel: Schwabe Verlag, 2019

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.69897#0410
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VIII.a Teil
Abwehr gegen Unphilosophie0

In unsere Darstellung mischte sich manche den Irrtum abwehrende Bemerkung. So-
bald wir denken, ist auch das Falsche da. Es bedarf daher der Klärung des wahr Gedach-
ten durch Negationen; und es bedarf der Rechtfertigung und der Abwehr angesichts
von Gegenpositionen. Was bisher beiläufig vorkam, soll jetzt zum Thema werden. Wo
die Unterhaltung mit Gegnern in den Vordergrund tritt, ist vorweg eine Erörterung
über den Sinn von Diskussion und Polemik an ihrem Orte.
Diskussion und Polemik0282
a. Allgemeines über Gespräch und Communication. - Es ist ein Grundphaenomen un-
seres Denkens, dass es im Fortgang eines Gesprächs stattfindet, ob ich nun mit dem
Anderen oder mit mir selbst spreche. Wahrheit wird in der Bewegung des Sprechens
offenbar; Sprechen wird wirklich im Wechselgespräch. Wechselgespräch (Diskussion)
ist eine Grundform, in der Wahrheit an den Tag kommt.
Gespräch aber, dieser Umgang des Menschen mit dem Menschen, ist die Stätte, auf
der sich vielfache Sinntendenzen begegnen. Es ist etwas anderes, ob ich als vertretba-
res Bewusstsein überhaupt nur mit dem Verstände Verstandesrichtigkeiten austau-
schen und sich im Gespräch entfalten lasse, - oder ob ich als Dasein in der Coincidenz
mit oder im Gegensatz zu den Interessen Anderer mich an meinem Ort behaupte, -
oder ob ich in geistigen Ideen gemeinschaftlich suchend und umkreisend wachse, -
oder ob ich als eigentliches Selbstsein in radikale Communication der Existenzen
durch das Medium der Vernunft trete.
Man lebt durchweg in einer barbarischen Formlosigkeit und Zufälligkeit des Spre-
chens. Es gilt die naive Voraussetzung, man könne jederzeit zu jedermann eindeutig
auf gleiche Weise die Wahrheit sagen. Man spricht aus unbewussten Conventionen,
was jeweils alle sagen[,] und ist dann nur ein Durchgangspunkt von Redewendungen;

a VIII. in der Abschrift Gertrud Jaspers hs. Vdg. für V.
t> Abwehr gegen Unphilosophie in der Abschrift Gertrud Jaspers hs. Vdg. für Rechtfertigung und Abwehr
c Diskussion und Polemik im Ms. hs. Vdg. für Polemik und Diskussion
 
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