Grundsätze des Philosophierens
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nis eines Seienden aussprechen will und doch nur ahnungsvoll umkreisen kann. So
spricht Goethe vom Dämonischen:
»Es war nicht göttlich, denn es schien unvernünftig; nicht menschlich, denn es
hatte keinen Verstand; nicht teuflisch, denn es war wohltätig; nicht englisch, denn es
liess oft Schadenfreude merken. Es glich dem Zufall, denn es bewies keine Folge; es äh-
nelte der Vorsehung, denn es deutete auf Zusammenhang. Alles, was uns begrenzt,
schien für dasselbe durchdringbar ... Nur im Unmöglichen schien es sich zu gefallen
und das Mögliche mit Verachtung von sich zu stossen.... Es bildet eine der moralischen
Weltordnung wo nicht entgegengesetzte, doch sie durchkreuzende Macht ...[«]293
[»]Am furchtbarsten aber erscheint dieses Dämonische, wenn es in irgendeinem
Menschen überwiegend hervortritt... Es sind nicht immer die vorzüglichsten Men-
schen, weder an Geist, noch an Talenten, selten durch Herzensgüte sich empfehlend;
aber eine ungeheure Kraft geht von ihnen aus ... Alle vereinten sittlichen Kräfte ver-
mögen nichts gegen sie, vergebens, dass der hellere Teil der Menschen sie als Betro-
gene oder als Betrüger verdächtig machen will, die Masse wird von ihnen angezogen.
Selten oder nie finden sich Gleichzeitige ihresgleichen, und sie sind durch nichts zu
überwinden als durch das Universum selbst, mit dem sie den Kampf begonnen.«294
2. Goethe schildert das Dämonische als eine wirkende Macht; er umkreist sie durch
Nennung ihrer widersprüchlichen Erscheinungen. Kierkegaard erblickt das Dämoni-
sche ausschliesslich im Menschen, der sein Selbst absolut behaupten will; er erhellt
dies Dämonische durch Aufweis des Sinns des Selbstseins und der in ihm möglichen
Verkehrung.295
»Dämonisch ist jede Individualität, die ohne Mittelbestimmung (daher die Ver-
schlossenheit gegen alle anderen) allein durch sich selbst im Verhältnis zur Idee steht.
Ist diese Idee Gott, so ist die Individualität religiös, ist die Idee das Böse, so ist sie dä-
monisch im engeren Sinne.«296 Der Einzelne kann zum Dämonischen wie zu Gott in
ein absolutes Verhältnis treten. Das Böse wie das Dämonische (in engerem Sinne) lie-
gen in dem unbedingten Wollen seines zufälligen Selbst.
Sofern das Dämonische sich vollkommen durchsichtig ist, ist es der Teufel. »Der
Teufel ist nur Geist und insofern absolutes Bewusstsein und Durchsichtigkeit.«297 (Es
ist charakteristisch, dass bei Goethe Mephisto nicht dämonisch ist, weil er nur nega-
tiv und restlose Verstandeshelle ist).298
Aber in der Tat kann das Dämonische sich nicht durchsichtig werden. Durchsich-
tigkeit erwächst im Selbst durch sein absolutes Verhältnis zu Gott, nicht im absoluten
Verhältnis zum absoluten Selbst. Unverständlich zwar sind beide, das Göttliche und
das Dämonische: »Schweigen sind beide. Schweigen ist die Hinterlist des Dämons, und
je mehr geschwiegen wird, desto schrecklicher wird der Dämon, aber Schweigen ist
auch der Gottheit Zeugnis in dem Einzelnen.«299 Das Dämonische ist wie das Religiöse
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nis eines Seienden aussprechen will und doch nur ahnungsvoll umkreisen kann. So
spricht Goethe vom Dämonischen:
»Es war nicht göttlich, denn es schien unvernünftig; nicht menschlich, denn es
hatte keinen Verstand; nicht teuflisch, denn es war wohltätig; nicht englisch, denn es
liess oft Schadenfreude merken. Es glich dem Zufall, denn es bewies keine Folge; es äh-
nelte der Vorsehung, denn es deutete auf Zusammenhang. Alles, was uns begrenzt,
schien für dasselbe durchdringbar ... Nur im Unmöglichen schien es sich zu gefallen
und das Mögliche mit Verachtung von sich zu stossen.... Es bildet eine der moralischen
Weltordnung wo nicht entgegengesetzte, doch sie durchkreuzende Macht ...[«]293
[»]Am furchtbarsten aber erscheint dieses Dämonische, wenn es in irgendeinem
Menschen überwiegend hervortritt... Es sind nicht immer die vorzüglichsten Men-
schen, weder an Geist, noch an Talenten, selten durch Herzensgüte sich empfehlend;
aber eine ungeheure Kraft geht von ihnen aus ... Alle vereinten sittlichen Kräfte ver-
mögen nichts gegen sie, vergebens, dass der hellere Teil der Menschen sie als Betro-
gene oder als Betrüger verdächtig machen will, die Masse wird von ihnen angezogen.
Selten oder nie finden sich Gleichzeitige ihresgleichen, und sie sind durch nichts zu
überwinden als durch das Universum selbst, mit dem sie den Kampf begonnen.«294
2. Goethe schildert das Dämonische als eine wirkende Macht; er umkreist sie durch
Nennung ihrer widersprüchlichen Erscheinungen. Kierkegaard erblickt das Dämoni-
sche ausschliesslich im Menschen, der sein Selbst absolut behaupten will; er erhellt
dies Dämonische durch Aufweis des Sinns des Selbstseins und der in ihm möglichen
Verkehrung.295
»Dämonisch ist jede Individualität, die ohne Mittelbestimmung (daher die Ver-
schlossenheit gegen alle anderen) allein durch sich selbst im Verhältnis zur Idee steht.
Ist diese Idee Gott, so ist die Individualität religiös, ist die Idee das Böse, so ist sie dä-
monisch im engeren Sinne.«296 Der Einzelne kann zum Dämonischen wie zu Gott in
ein absolutes Verhältnis treten. Das Böse wie das Dämonische (in engerem Sinne) lie-
gen in dem unbedingten Wollen seines zufälligen Selbst.
Sofern das Dämonische sich vollkommen durchsichtig ist, ist es der Teufel. »Der
Teufel ist nur Geist und insofern absolutes Bewusstsein und Durchsichtigkeit.«297 (Es
ist charakteristisch, dass bei Goethe Mephisto nicht dämonisch ist, weil er nur nega-
tiv und restlose Verstandeshelle ist).298
Aber in der Tat kann das Dämonische sich nicht durchsichtig werden. Durchsich-
tigkeit erwächst im Selbst durch sein absolutes Verhältnis zu Gott, nicht im absoluten
Verhältnis zum absoluten Selbst. Unverständlich zwar sind beide, das Göttliche und
das Dämonische: »Schweigen sind beide. Schweigen ist die Hinterlist des Dämons, und
je mehr geschwiegen wird, desto schrecklicher wird der Dämon, aber Schweigen ist
auch der Gottheit Zeugnis in dem Einzelnen.«299 Das Dämonische ist wie das Religiöse