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Jaspers, Karl; Weidmann, Bernd [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 2, Band 1): Grundsätze des Philosophierens: Einführung in philosophisches Leben — Basel: Schwabe Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.69897#0434
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Grundsätze des Philosophierens

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tologisch nicht fassbar, sondern als die in der Geschichtlichkeit gegenwärtige Ewigkeit
durch Umkreisen mit den Gedanken als Wirklichkeit fühlbar ist.
cc. Die leerea Reflexion: So heisst das Denken, das allein am Leitfaden der Denkfor-
men, der Kategorien und formalen Methoden, ohne Führung durch Gehalte, endlos
fortschreitet, alles in Frage stellt, aber nur in der Bewegung der Negation, ohne den
Antrieb aus dem Ursprung eines Umgreifenden, in dem diese Bewegung zugleich auf-
gehoben wäre. Es löst daher alles Gegebene nur auf, lässt jedes Ziel verschwinden. Dies
endlose Vernichten vollzieht sich als das psychologisch aus Motiven verständliche an-
klagendeb Denken in gehaltloser Ironie; es ist unbewusst und gewissenlos inbezug auf
den Ursprung der eigenen Denkungsart.
dd. Die einseitigen Bekenntnisthesen: Da alle existentiellen Bezüge zur Transcen-
denz dialektisch sind, ist die bestimmte Aussage ihrem unmittelbaren Inhalt nach stets
falsch. Die Weise der Gewissheit liegt in der Dialektik, nicht im verstandesmässigen
Haben einer Sache.
ee. Das credo quia absurdum:315 Die Voraussetzungen der Logik des Verstandes gel-
ten nur im Raum des Erkennbaren, d.h. der empirischen Erfahrbarkeit im Medium
zwingender Erkenntnis. Dass damit das Sein nicht erschöpft ist, ist philosophisch er-
hellbar, durch die Antinomien, durch den spekulativen und symbolischen Ausdruck
in Paradoxien.
Aber ein falscher und zugleich gewaltsamer Schritt ist der Versuch, in den Formen
gegenständlicher Wissbarkeit das empirisch oder logisch Unmögliche als Wahrheit
auszusprechen, deren Anerkennung vom Glauben gefordert wird. Der Sinn objektiver
Unergründlichkeit wird dann verkehrt zu der positiven Unmöglichkeit eines gegen-
ständlich Ausgesprochenen, die Offenheit für Grenzen zu einer Selbstverneinung des
Denkens, die Wahrhaftigkeit des Hörenkönnens in die Unwahrhaftigkeit eines den-
kenden Tuns, in das sacrificium intellectus, das sich selbst verachten muss, wenn es
sich durchschaut.
b. Psychologische Umsetzungen
aa. Wahrheitsfanatismus, der unwahr wird: Mit der Aufklärung des Dunkels, aus dem
wir kommen, erwächst der Antrieb uneingeschränkter Redlichkeit. Man will keinerlei
Unwahrheit bestehen lassen. Alles soll durchleuchtet, gerechtfertigt, begründet wer-
den. Es gibt nichts, was nicht der Frage unterworfen werden und geprüft werden
dürfte. Ein Enthusiasmus der Wahrhaftigkeit will jede Gefahr wagen nur um der Wahr-
heit willen.

a leere im Ms. hs. Vdg. für bodenlose
b nach anklagende im Ms. gestr. und höhnende
 
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