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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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Einleitung des Herausgebers

XLIII

dass ihm dies bei der letzten Korrektur entgangen war: »Dass mir diese Formulie-
rung passieren konnte, beruht auf dem doppelten Gebrauch des Wortes >deutsch<
[...]: »Deutsch«, als politischer Begriff des letzten Jahrhunderts, und »deutsch« als Kul-
tur- und Daseinsbegriff. Der erstere scheint mir realiter gegenstandslos geworden zu
sein, - und wir sollten heute, nach einer radikalen Klärung, »deutsch« vielleicht nur
für den zweiten Sinn verwenden, wo wir selber und unsere Liebe dabei sind. [...] Mir
scheint, wir müssen nach diesem Mißbrauch des Begriffs »deutsch« es erst wieder ler-
nen, von »deutsch« in einem einwandsfreien Sinne zu reden.«153
Hieran wird deutlich, dass Jaspers für wohlbegründete Bedenken Pipers durch-
aus empfänglich ist, ihm für die Veranlassung der Entfernung obsoleter Beiträge in
Rechenschaft und Ausblick und für den Hinweis auf die missverständliche Verwendung
des Begriffs »deutsch« in Vom Ursprung und Ziel der Geschichte dankbar ist. Er korrigiert
die o.g. Stelle dahingehend, dass es um »die nationalsozialistischen Konzentrations-
lager« geht und um »Realitäten, denen Nachrichten über ähnliche Vorgänge in ande-
ren totalitären Regimen entsprechen, wenn auch der direkte Massenmord durch Gas-
kammern nur von den Nationalsozialisten vollzogen wurde.«154
1.5 Pipers Initiativen zur Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels
an Jaspers und zu dessen Nominierung für den Nobelpreis
Die Initiative von Klaus Piper, Jaspers für den Friedenspreis des Deutschen Buchhan-
dels vorzuschlagen, geht auf das Jahr 1956 zurück. Als einer der Stifter dieses Preises
wird der Piper Verlag stets zur Benennung einer Persönlichkeit aufgefordert. Klaus
Piper begründet seine Entscheidung für Jaspers dem Börsenverein des Deutschen
Buchhandels ausführlich,155 doch zunächst ohne Erfolg. 1957 wiederholt Piper sei-
nen Vorschlag und unterbreitet ihn auch den neuen Stiftungsratsmitgliedern.156 Dies-
mal mit Erfolg: Streng vertraulich erfährt Piper Anfang März 1958 vom Vorsteher des
Börsenvereins, dem Kuratoriumsmitglied Reinhard Jaspert (1904-1989), dass dieser -
ebenfalls Verleger - aus einer »persönlichen Bejahung des Werkes und Wirkens von
Jaspers heraus« für ihn entschieden eintrete. Der entscheidende Punkt sei aber, ob
Jaspers eine etwaige Zusage auch zuverlässig einhalte und zur Entgegennahme des
Preises in die Frankfurter Paulskirche komme. Piper glaube, dass sich Jaspers diesem

153 K. Jaspers an K. Piper, 24. Januar 1949, ebd., 94-95.

154 K.Jaspers: Vom Ursprung und Ziel der Geschichte, KJG I/10,140.-Auf das Verhalten der Russen, das
Piper - nicht nur an dieser Stelle - heftig kritisiert, ist Jaspers bei seiner Verbesserung somit nicht
eingegangen. Warum er sich diesbezüglich zurückgehalten hat, bleibt unklar.

155 Diese ausführliche Begründung ist offenbar weder als Durchschlag im VA Piper noch im Archiv
des Börsenvereins erhalten.

156 Vgl. K. Piper an den Börsenverein des Deutschen Buchhandels, 17. Oktober 1957, Durchschlag,
DLA, A: Piper.
 
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