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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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Karljaspers - Piper Verlag (1942)

2 Karl Jaspers an Klaus Piper
Typoskript; Durchschlag: DLA, A: Jaspers
Heidelberg, den 21. VI. 1942
Sehr verehrter Herr Piper!
Ich danke Ihnen sehr für Ihren freundlichen Brief und Ihr verständnisvolles Inter-
esse, das Sie mir bezeugen. Natürlich kenne ich seit langem Ihren Verlag, nicht nur
die schönen kunstwissenschaftlichen Werke, sondern auch die philosophischen. Ich
freue mich, dass Sie ein Werk von mir zu verlegen wünschen.
Ich bin seit Jahren an mehreren grösseren Werken tätig, für die ich noch keine Bin-
dungen eingegangen bin.9 Zur Zeit ist keines von ihnen fertig oder auch nur nahe vor
dem Abschluss. Ich habe dreiviertel Jahre lang diese Arbeiten unterbrochen, um eine
völlig neubearbeitete vierte Auflage meiner Psychopathologie zu schreiben.10 Damit
hoffe ich in einigen Wochen fertig zu sein. Die ungeduldige Intensität dieser Arbeit
gegen Schluss bitte ich Sie als Entschuldigung für meine verzögerte Antwort anzuneh-
men. Was ich nach Beendigung meiner Psychopathologie zunächst zur abschliessen-
den Bearbeitung vornehme, weiss ich noch nicht endgiltig. Dabei muss ich mich dem
Instinkt überlassen im Augenblick, wo es entschieden werden muss.
Da ich Ihnen also leider zur Zeit nichts Fertiges anbieten kann, möchte ich Ihnen
wenigstens einen Vorschlag zur Überlegung anheimstellen, den ich selber nicht aus-
führen könnte. Mir scheint, dass ein Werk fehlt, das unserer anschauungsfreudigen
Zeit mit ihrem Interesse für die leibliche Erscheinung des Menschen interessant sein
müsste: Eine Sammlung der Bildnisse der grossen Philosophen. Es gibt so viele ver-
borgene Bilder neben den vielen bekannten. Man sollte sich vielleicht beschränken,
einen Abschluss mit Nietzsche machen, um nicht in schwankende Meinungen über
Wahl und Grösse der späteren und zeitgenössischen Philosophen zu kommen." Der
Anfang wäre Sokrates. Es bliebe weiterer Überlegung vorbehalten, ob man nur die eini-
germassen zuverlässigen Bildnisse nehmen würde oder als zweite Gruppe Köpfe hin-
zunehmen sollte, als die man sich Philosophen später vorstellte (Heraklit, Pythagoras)
oder die ihnen aus zeitgenössischer Welt im Typus nahe kommen (Plotin, von dem ja
kein direktes Bildnis existiert),12 ob man drittens aus der grossen Kunst Gestalten des
Denkens, Grübelns, visionären Schauens auswählen sollte. Man müsste einen Kunst-
historiker gewinnen. Ich wäre zu Ratschlägen und Hinweisen bereit, kann aber lei-
der die Sache selber nicht ausführen. Ich schreibe Ihnen den Plan - den ich selbstver-
ständlich nicht als mein geistiges Eigentum ansehe - nur, weil Ihnen vielleicht einmal
eine Persönlichkeit begegnet, der Sie so etwas vorschlagen könnten, und weil Ihr Ver-
lag ein solches Unternehmen gewiss besonders schön ausführen würde, falls Ihnen
die ganze Sache überhaupt einleuchtet.
In ausgezeichneter Hochachtung
Ihr sehr ergebener
 
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