Karl Jaspers - Piper Verlag (1946)
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kommt. Andrerseits würde die Einzelausgabe auch wieder für das Hauptwerk werben
und darauf aufmerksam machen.
Es würde mich freuen, wenn Sie diesem Vorschlag zustimmen würden.
Mit besten Empfehlungen!
Ihr ergebener
Reinhard Piper
17 Klaus Piper an Karl Jaspers
Typoskript; DLA, A: Jaspers, aufBriefpapier des R. Piper & Co Verlags München
10.10.46
Sehr verehrter Herr Professor!
Ihr Brief vom 5.10. mit dem Manuskript Ihres Genfer Vortrags ist gestern eingetrof-
fen. Ich habe den Vortrag sogleich gelesen und bin überzeugt, daß seine Veröffent-
lichung stärkstes Interesse finden wird. Das Bedürfnis nach geistiger Klärung unse-
rer verworrenen Gegenwart ist überall so elementar, daß wir, glaube ich, auf einen
großen, aufnahmebereiten Leserkreis rechnen können. Das Bedeutungsvolle Ihrer
Rede sehe ich vor allem darin, daß sie nicht nur in knappster Darstellung einen
Grundriß der geistigen Situation Europas gibt, sondern auch eine Projektion in die
Zukunft, und zwar in dem Sinne, daß nicht nur gesagt wird, was für Europa kommen
kann, sondern auch, was für eine sinnvolle Zukunft Europas geschehen soll. Ist es
nicht überhaupt so, daß die Menschen heute vom philosophischen Denken nicht
nur die, wenn auch differenzierteste Analyse der gegebenen Welt erwarten, sondern
Erkenntnisse als Antrieb zur positiven Weltgestaltung, gerade auch wegen des Schwin-
dens eines absoluten christlichen Glaubens? Ich will bei der Publications Control
Branch75 eine Auflage von 30 000 beantragen. Ein begründendes Argument hierfür
ist der Umstand, daß der Schweizer Verlag nur das Recht für eine einmalige Auflage
in Deutschland freigegeben hat. Ob eine Auflage in dieser Höhe von der Militärregie-
rung genehmigt wird, ist allerdings fraglich. Ich halte es aber für wichtig, die Auflage
zu fordern, die uns für den notwendigsten buchhändlerischen Bedarf angemessen er-
scheint.76
Den Vertrag erlaube ich mir, in zweifacher Ausfertigung beizufügen, und bitte Sie
um Rücksendung der beiden anliegenden Exemplare, worauf ich Ihnen das von uns
unterzeichnete Exemplar sogleich zugehen lasse.77
Um keine Zeit zu verlieren, geben wir das Manuskript sogleich in Satz. Wir nehmen
an, den Druck bei der sehr sorgfältig arbeitenden C. H. Beck'schen Buchdruckerei in
Nördlingen durchführen zu können. Bitte senden Sie uns recht bald das Manuskript
für die Anzeige Ihrer Veröffentlichungen seit 1945.78
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kommt. Andrerseits würde die Einzelausgabe auch wieder für das Hauptwerk werben
und darauf aufmerksam machen.
Es würde mich freuen, wenn Sie diesem Vorschlag zustimmen würden.
Mit besten Empfehlungen!
Ihr ergebener
Reinhard Piper
17 Klaus Piper an Karl Jaspers
Typoskript; DLA, A: Jaspers, aufBriefpapier des R. Piper & Co Verlags München
10.10.46
Sehr verehrter Herr Professor!
Ihr Brief vom 5.10. mit dem Manuskript Ihres Genfer Vortrags ist gestern eingetrof-
fen. Ich habe den Vortrag sogleich gelesen und bin überzeugt, daß seine Veröffent-
lichung stärkstes Interesse finden wird. Das Bedürfnis nach geistiger Klärung unse-
rer verworrenen Gegenwart ist überall so elementar, daß wir, glaube ich, auf einen
großen, aufnahmebereiten Leserkreis rechnen können. Das Bedeutungsvolle Ihrer
Rede sehe ich vor allem darin, daß sie nicht nur in knappster Darstellung einen
Grundriß der geistigen Situation Europas gibt, sondern auch eine Projektion in die
Zukunft, und zwar in dem Sinne, daß nicht nur gesagt wird, was für Europa kommen
kann, sondern auch, was für eine sinnvolle Zukunft Europas geschehen soll. Ist es
nicht überhaupt so, daß die Menschen heute vom philosophischen Denken nicht
nur die, wenn auch differenzierteste Analyse der gegebenen Welt erwarten, sondern
Erkenntnisse als Antrieb zur positiven Weltgestaltung, gerade auch wegen des Schwin-
dens eines absoluten christlichen Glaubens? Ich will bei der Publications Control
Branch75 eine Auflage von 30 000 beantragen. Ein begründendes Argument hierfür
ist der Umstand, daß der Schweizer Verlag nur das Recht für eine einmalige Auflage
in Deutschland freigegeben hat. Ob eine Auflage in dieser Höhe von der Militärregie-
rung genehmigt wird, ist allerdings fraglich. Ich halte es aber für wichtig, die Auflage
zu fordern, die uns für den notwendigsten buchhändlerischen Bedarf angemessen er-
scheint.76
Den Vertrag erlaube ich mir, in zweifacher Ausfertigung beizufügen, und bitte Sie
um Rücksendung der beiden anliegenden Exemplare, worauf ich Ihnen das von uns
unterzeichnete Exemplar sogleich zugehen lasse.77
Um keine Zeit zu verlieren, geben wir das Manuskript sogleich in Satz. Wir nehmen
an, den Druck bei der sehr sorgfältig arbeitenden C. H. Beck'schen Buchdruckerei in
Nördlingen durchführen zu können. Bitte senden Sie uns recht bald das Manuskript
für die Anzeige Ihrer Veröffentlichungen seit 1945.78