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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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Karl Jaspers - Piper Verlag (1947)

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von dort schon als solche vermutlich als reaktionär gelten würde. Dann ist eine rein
historisch sachliche Darstellung keineswegs einfach. Gut kann sie nur von einem
überlegenen Kenner gemacht werden. Die ungemein wirksamen kleinen Schriften
von Marx und Engels wie auch das kommunistische Manifest sind unübertrefflich
an Schlagkraft.121 Die Entscheidung der Frage liegt letzthin daran, ob ein Autor von
Rang zu gewinnen ist. Würden Sie etwa Jürgen Kutschinsky, im Augenblick Haupt-
vertreter des Marxismus als Nationalökonom an der Universität Berlin,122 auffordern,
so würden Sie vermutlich eine orthodoxe, nach gegenwärtigen Gesichtspunkten
geformte, didaktisch durchsichtige Lehre erhalten. Das Buch würde für einen Ken-
ner ohne Interesse und für die breite Masse Propaganda sein. Also für den Piper-Ver-
lag nicht zu raten. Vielleicht wäre Professor Friedrich Lenz zu gewinnen, früher in
Marburg. Ich weiss nicht, wo er jetzt ist. Vor kurzem erschien ein Buch über Amerika
aus seiner Feder - mir scheint vortrefflich.123 Ich habe kein endgültiges Urteil, da ich
zu wenig von ihm kenne, würde aber gewiss sein, dass es kein schlechtes Buch würde.
Wir haben gerade nach Heidelberg für Nationalökonomie Professor Preiser aus Jena
berufen. Er ist Theoretiker und rein wissenschaftlicher Mensch, keine Spur Marxist.124
Ich bin nicht sicher, wie ein Buch von ihm für breitere Kreise aussehen würde. Ohne
Zweifel würde das Theoretische und Denkerische im Vordergründe stehen. Das ist bei
Marx ausserordentlich wichtig. Aber der weite soziologische Überblick ist genau so
wichtig. Falls Sie einen Misserfolg riskieren wollen, bin ich gern bereit, Herrn Preiser
zu fragen. Unter Misserfolg verstehe ich ein unwirksames Manuskript. Ich könnte hier
denken, dass ein jüngerer Autor, wenn eine solche Frage an ihn herangetragen wird,
ermuntert wird. Jedenfalls braucht er längere Zeit, denn wer Marx nicht durch seine
laufende Arbeit genau kennt, braucht ein eingehendes Studium, das nicht leicht ist.
Über die Bedeutung von Marx bin ich mit Ihnen völlig einig. Meine Erfahrung mit
den Studenten hat mir nichts für diese Frage wesentliches gebracht.
Ich freue mich, dass Sie die Förderung meiner Logik ernsthaft betreiben. Ich habe
ungewöhnlich lange Zeit keine Korrekturen mehr von Frau Dr. Slavik bekommen.125
Die Inhaltsübersicht ist noch in Arbeit, wie mir Fräulein Troeltsch schrieb.126 Aber die
Zahl der Bogen, die man schon ausdrucken könnte, muss doch wohl beträchtlich sein.
Das Register ist mir für Ende April von Fräulein Dr. Salditt sicher versprochen.127
Sie fragen nach meinem Buch über deutsche Selbstbesinnung. Vor 5 Tagen habe
ich die Arbeit daran unterbrechen müssen, um meine Sommervorlesung vorzuberei-
ten, in der ich über die alte Philosophie der vorchristlichen Zeit in China, Indien und
Griechenland spreche. Das wird mich für die nächsten Monate fesseln. Manuskript
und Vorarbeiten für das neue Buch sind immerhin so weit gediehen, dass ich es gern
beendigen möchte. Das wäre erst in den Herbstferien möglich. Es ist eine umfangrei-
chere Arbeit. Ich gebe Ihnen in Kürze die gegenwärtige Inhaltsübersicht. Sie liegt auf
einem besonderen Blatt bei. Vielleicht nehme ich einiges heraus, wie etwa die »Welt-
 
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