Karl Jaspers - Piper Verlag (1947)
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gründliches und verständnisvolles Werk mit sinnvoller immanenter Kritik. Falls ich
aus Paris Zusagen erhalte, durch die die Übersetzung realisiert werden kann, will ich
einen Lizenzantrag stellen. Das Ergebnis würde für uns wohl keinen Gewinn abwer-
fen. Denn trotz Zusage eines Honorars von 20% wird das Honorar, soweit es nicht in
Übersetzungskosten aufgeht, die darin einbezogen sind, in Deutschland in deutscher
Mark ausgezahlt. Vorläufig scheint es noch ganz aussichtslos für uns, durch geistige
Arbeit ausländische Devisen zu verdienen.
Wegen des Registers wird Fräulein Dr. Salditt gewiss gern noch kontrollieren.141 Ich
halte es für möglich, dass bei den angemerkten Stellen es sich um sachlich Zugehöri-
ges, ohne das identische Wort, handelt. Doch wäre das für ein Register wohl unzweck-
mässig. Die Absicht war, durch die jeweilige Gruppierung der zu einem Stichwort
gehörenden Stellen für einen Referenten das sachlich Zusammengehörige schnell
findbar zu machen. Es ist darum kein Wortregister, sondern ein Sachregister. Aber die
Schwierigkeit war gross und eine vollkommene Lösung des Problems gerade bei einem
Buch wie dem Meinigen unmöglich.
Das Buch »Die Deutsche Selbstbesinnung« wird, wenn es fertig gestellt ist, Ihnen
zu denselben Bedingungen zur Verfügung stehen. Ich habe in den letzten zehn Tagen
wieder daran gearbeitet. Die ganzen grossen ersten Kapitel über Weltgeschichte und
technisches Zeitalter scheide ich für andere Zwecke aus und bringe stattdessen nur
eine kurze Zusammenfassung. Das Übrige ist noch nicht so weit und ist so voller
Schwierigkeiten bei der von mir eingenommenen, leider den meisten Deutschen
gegenwärtig noch unerwünschten Position, dass ich einen Termin des Abschlusses
noch nicht festlegen kann. Keinesfalls wird das Buch vor März druckfertig sein. Es ist
ein Buch, das ebenso heikel ist, wie es mir am Herzen liegt. Ich muss alle meine Lei-
denschaften auf Eis legen, um die rechte Form zu finden. Schliesslich ist die Liebe zu
Deutschland das, wovon das Ganze getragen ist. Aber das, was ich unter Deutschland
verstehe, ist nicht geläufig. Es ist jedenfalls nicht identisch mit dem Bismarckreich
und irgendeiner Politik. Trotzdem muss ein sehr grosses Kapitel über gegenwärtige
deutsche Politik handeln. Auf gelegentliche Äusserungen bekomme ich Antworten,
zumal aus soldatischen Kreisen, dass ich immer wieder einen Schreck erfahre. Als
druckfertig möchte ich die Sache jedenfalls erst dann ansehen, wenn alles im Texte
ruhig, milde geworden ist und vor allen Dingen unverwechselbar klar. Ich weiss nicht,
wie weit ich komme.
Ich schrieb Ihnen wegen der dritten Vorlesung »Der Mensch«.142 Sie wird gegen-
wärtig noch einmal hier abgeschrieben, und ich könnte Ihnen die neue Fassung
nächste Woche übersenden, falls sie noch nicht im Satz ist. Dazu noch eine Frage: Ich
habe diese dritte Vorlesung hier beim internationalen Ferienkurs noch einmal gehal-
ten unter dem Titel »Die Idee des Menschen«.143 Daraufhin bekam ich ein Telegramm
vom Blanvalet-Verlag in Berlin, der diese Vorlesung drucken möchte.144 Nun zweifle
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gründliches und verständnisvolles Werk mit sinnvoller immanenter Kritik. Falls ich
aus Paris Zusagen erhalte, durch die die Übersetzung realisiert werden kann, will ich
einen Lizenzantrag stellen. Das Ergebnis würde für uns wohl keinen Gewinn abwer-
fen. Denn trotz Zusage eines Honorars von 20% wird das Honorar, soweit es nicht in
Übersetzungskosten aufgeht, die darin einbezogen sind, in Deutschland in deutscher
Mark ausgezahlt. Vorläufig scheint es noch ganz aussichtslos für uns, durch geistige
Arbeit ausländische Devisen zu verdienen.
Wegen des Registers wird Fräulein Dr. Salditt gewiss gern noch kontrollieren.141 Ich
halte es für möglich, dass bei den angemerkten Stellen es sich um sachlich Zugehöri-
ges, ohne das identische Wort, handelt. Doch wäre das für ein Register wohl unzweck-
mässig. Die Absicht war, durch die jeweilige Gruppierung der zu einem Stichwort
gehörenden Stellen für einen Referenten das sachlich Zusammengehörige schnell
findbar zu machen. Es ist darum kein Wortregister, sondern ein Sachregister. Aber die
Schwierigkeit war gross und eine vollkommene Lösung des Problems gerade bei einem
Buch wie dem Meinigen unmöglich.
Das Buch »Die Deutsche Selbstbesinnung« wird, wenn es fertig gestellt ist, Ihnen
zu denselben Bedingungen zur Verfügung stehen. Ich habe in den letzten zehn Tagen
wieder daran gearbeitet. Die ganzen grossen ersten Kapitel über Weltgeschichte und
technisches Zeitalter scheide ich für andere Zwecke aus und bringe stattdessen nur
eine kurze Zusammenfassung. Das Übrige ist noch nicht so weit und ist so voller
Schwierigkeiten bei der von mir eingenommenen, leider den meisten Deutschen
gegenwärtig noch unerwünschten Position, dass ich einen Termin des Abschlusses
noch nicht festlegen kann. Keinesfalls wird das Buch vor März druckfertig sein. Es ist
ein Buch, das ebenso heikel ist, wie es mir am Herzen liegt. Ich muss alle meine Lei-
denschaften auf Eis legen, um die rechte Form zu finden. Schliesslich ist die Liebe zu
Deutschland das, wovon das Ganze getragen ist. Aber das, was ich unter Deutschland
verstehe, ist nicht geläufig. Es ist jedenfalls nicht identisch mit dem Bismarckreich
und irgendeiner Politik. Trotzdem muss ein sehr grosses Kapitel über gegenwärtige
deutsche Politik handeln. Auf gelegentliche Äusserungen bekomme ich Antworten,
zumal aus soldatischen Kreisen, dass ich immer wieder einen Schreck erfahre. Als
druckfertig möchte ich die Sache jedenfalls erst dann ansehen, wenn alles im Texte
ruhig, milde geworden ist und vor allen Dingen unverwechselbar klar. Ich weiss nicht,
wie weit ich komme.
Ich schrieb Ihnen wegen der dritten Vorlesung »Der Mensch«.142 Sie wird gegen-
wärtig noch einmal hier abgeschrieben, und ich könnte Ihnen die neue Fassung
nächste Woche übersenden, falls sie noch nicht im Satz ist. Dazu noch eine Frage: Ich
habe diese dritte Vorlesung hier beim internationalen Ferienkurs noch einmal gehal-
ten unter dem Titel »Die Idee des Menschen«.143 Daraufhin bekam ich ein Telegramm
vom Blanvalet-Verlag in Berlin, der diese Vorlesung drucken möchte.144 Nun zweifle