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Karl Jaspers - Piper Verlag (1948)
Laufe dieses Jahres in Basel besuchen kann. Einer Einladung, die ich kürzlich aus der
Schweiz von Bekannten erhielt, möchte ich sehr gern Folge leisten. Um die Ausreise-
genehmigung zu bekommen, brauche ich eine officielle geschäftliche Anforderung.
Diese ist von einer Seite aus schon vereinbart. Ich werde mir noch erlauben, Sie, ver-
ehrter Herr Professor, auch um ein Schreiben, daß Ihnen mein Besuch erwünscht ist,
zu bitten; dies wird mir gewiß sehr nützlich sein, und es ist ja tatsächlich wünschens-
wert, daß wir in einiger Zeit alle schwebenden Fragen einmal an Ihrem neuen Domi-
zil persönlich besprechen können.
Mit den besten Grüßen und verbindlichen Empfehlungen, auch von meinem
Vater,
Ihr aufrichtig ergebener
Klaus Piper
42 Karl Jaspers an Klaus Piper
Typoskript; DLA, A: Piper, hs. PS
Basel, den 8. IV. 1948
Sehr verehrter Herr Piper!
Ihren freundlichen Brief vom 18. März erhielt ich am Tage meiner Abfahrt von Hei-
delberg und kann nun nach dem Trubel und dem Chaos der Übersiedlung Ihnen erst
jetzt aus beginnender Ordnung antworten. Gut, dass Sie wieder gesund sind, - nach
einer Grippe muss man eine Zeit lang vorsichtig sein. Herzlich danke ich Ihnen für
alle erfreulichen Mitteilungen. Nun warte ich gespannt auf das Erscheinen des »phi-
losophischen Glaubens« und der Logik hier in der Schweiz. Hoffentlich gelingt es so,
wie Sie es planen.
Da die 20 Exemplare meiner Logik nicht mehr nach Heidelberg gelangt sind, bitte
ich Sie, wenn es Ihnen irgend möglich ist, diese Exemplare mir nach Basel gelangen
zu lassen (holzfreie Ausgabe).
Ganz besonders freue ich mich, dass Sie in die Schweiz kommen wollen. Unsere
geschäftlichen Besprechungen wären doch sehr wichtig. Es gibt viel zu erörtern, was
sich nur im Gespräch wirklich klären lässt. Bitte, schreiben Sie mir, was für den Zweck
etwa an Formulierungen in meinem Brief vorkommen sollte.
Meine Übersiedlung hat mir zuletzt einen Schmerz gebracht, auf den ich nicht
gerechnet hatte: Vorwürfe auch seitens von mir sonst geschätzter Menschen, die aus
einer in der Erscheinung sich verwandelnden nationalen Gesinnung in mir jemand
sehen, der Deutschland verlässt, preisgibt, oder der sich aus dem deutschen Schicksal
ausklammert. Ich will mit Ihnen auch darüber sprechen. Der zugrunde liegende Irr-
tum scheint mir handgreiflich. Meine Schrift »über deutsche Selbstbesinnung«, die
Karl Jaspers - Piper Verlag (1948)
Laufe dieses Jahres in Basel besuchen kann. Einer Einladung, die ich kürzlich aus der
Schweiz von Bekannten erhielt, möchte ich sehr gern Folge leisten. Um die Ausreise-
genehmigung zu bekommen, brauche ich eine officielle geschäftliche Anforderung.
Diese ist von einer Seite aus schon vereinbart. Ich werde mir noch erlauben, Sie, ver-
ehrter Herr Professor, auch um ein Schreiben, daß Ihnen mein Besuch erwünscht ist,
zu bitten; dies wird mir gewiß sehr nützlich sein, und es ist ja tatsächlich wünschens-
wert, daß wir in einiger Zeit alle schwebenden Fragen einmal an Ihrem neuen Domi-
zil persönlich besprechen können.
Mit den besten Grüßen und verbindlichen Empfehlungen, auch von meinem
Vater,
Ihr aufrichtig ergebener
Klaus Piper
42 Karl Jaspers an Klaus Piper
Typoskript; DLA, A: Piper, hs. PS
Basel, den 8. IV. 1948
Sehr verehrter Herr Piper!
Ihren freundlichen Brief vom 18. März erhielt ich am Tage meiner Abfahrt von Hei-
delberg und kann nun nach dem Trubel und dem Chaos der Übersiedlung Ihnen erst
jetzt aus beginnender Ordnung antworten. Gut, dass Sie wieder gesund sind, - nach
einer Grippe muss man eine Zeit lang vorsichtig sein. Herzlich danke ich Ihnen für
alle erfreulichen Mitteilungen. Nun warte ich gespannt auf das Erscheinen des »phi-
losophischen Glaubens« und der Logik hier in der Schweiz. Hoffentlich gelingt es so,
wie Sie es planen.
Da die 20 Exemplare meiner Logik nicht mehr nach Heidelberg gelangt sind, bitte
ich Sie, wenn es Ihnen irgend möglich ist, diese Exemplare mir nach Basel gelangen
zu lassen (holzfreie Ausgabe).
Ganz besonders freue ich mich, dass Sie in die Schweiz kommen wollen. Unsere
geschäftlichen Besprechungen wären doch sehr wichtig. Es gibt viel zu erörtern, was
sich nur im Gespräch wirklich klären lässt. Bitte, schreiben Sie mir, was für den Zweck
etwa an Formulierungen in meinem Brief vorkommen sollte.
Meine Übersiedlung hat mir zuletzt einen Schmerz gebracht, auf den ich nicht
gerechnet hatte: Vorwürfe auch seitens von mir sonst geschätzter Menschen, die aus
einer in der Erscheinung sich verwandelnden nationalen Gesinnung in mir jemand
sehen, der Deutschland verlässt, preisgibt, oder der sich aus dem deutschen Schicksal
ausklammert. Ich will mit Ihnen auch darüber sprechen. Der zugrunde liegende Irr-
tum scheint mir handgreiflich. Meine Schrift »über deutsche Selbstbesinnung«, die