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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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Karljaspers - Piper Verlag (1955)

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Mit gleicher Post sende ich Ihnen eine Schrift, in der Sie der letzte Teil vielleicht
interessiert. Es handelt sich um: Wilhelm Starlinger »Grenzen der Sowjetmacht« (Bei-
hefte zum Jahrbuch der Albertus-Universität Königsberg/Pr.). Mir machte der zweite
Teil in dem Buch, Kapitel V (Seite 68 ff) »Erfahrungen, Meinungen, Gedanken (1945-
1954)« Eindruck, weil dies Bild von Sowjet-Russland konkret erlebt ist, demgegenüber
doch fast alles in der Presse nur wie aus zweiter Hand wirkt.661 Vielleicht interessiert
es Sie, diese Seiten zu lesen, trotz des recht scheußlichen Stils mit »Menschentum«
usw.662 Es mag sein, daß der Verfasser dem »Biologischen« zu großes Gewicht beimißt.
Ich halte aber seine Schlußperspektiven doch für sehr beachtlich.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr
Klaus Piper
132 Karl Jaspers an Klaus Piper
Typoskript; DLA, A: Piper, mit dem Stempel Prof. Karl Jaspers Basel Austrasse 126
Basel, den 11. März 1955
Lieber Herr Piper!
Ich danke Ihnen herzlich für die Übersendung der Schrift von Starlinger »Grenzen
der Sowjetmacht«. Ich habe sie sogleich mit grösster Spannung gelesen. Es scheint
mir, dass Sie durchaus recht haben: diese Beobachtungen aus dem Regimelager über
die Auffassungen der Russen sind von grosser Bedeutung. Das Ganze wirkt durchaus
glaubwürdig, obgleich der Impuls spürbar ist, Hoffnungen und Chancen für die Wie-
dergewinnung von Deutschlands Osten begründet zu sehen. Vielleicht ist der Vorgriff
in die weitere Zukunft (Chinas biologische Übermacht gegenüber Russland) durchaus
treffend. Zur Zeit spielt er leider noch gar keine Rolle. Die Hoffnung auf die Einigung
zwischen Amerika und China scheint ungemein sinnvoll. Jedoch sieht man von Ame-
rika aus nicht den leisesten Ansatz. Dazu passt ausgezeichnet die Partie über Ameri-
kas Chinapolitik in Golo Manns neuem Buche »Vom Geist Amerikas«. Sie haben das
Bändchen aus der Urban-Bücherei gewiss.663 Was Golo Mann dort schreibt, scheint
mir ebenfalls sehr bedeutend.
Haben Sie nochmals vielen Dank. Mit herzlichen Grüssen
Ihr
Karl Jaspers
Dürfte ich Sie um die Freundlichkeit bitten, mir ein Exemplar des schönen Ägypten-
Werkes, das Sie mir zu Weihnachten geschenkt haben, zulasten meines alten Kontos
bei Ihnen nach Basel schicken zu lassen.
 
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