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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.71782#0343
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242

Karl Jaspers - Piper Verlag (1955)

Luther kann man unter einem Aspekt als deutsches Verhängnis sehen.733 Unter dem
anderen Aspekt sind ohne den deutschen Protestantismus weder Kant noch Goethe,
weder Bach noch Nietzsche denkbar. Wer ist daran »schuld«, dass es die deutsche
Geschichte, im Gegensatz zur englischen, nicht zuliess, dass die Lebensbedingungen
zur Erzeugung politischen Instinkts, politischer und individueller Fairness »rechtzei-
tig« erzeugt worden sind? - Dies nur ein paar Gedanken, die mir gerade gegenwärtig
sind. Seien Sie bitte überzeugt, dass ich mich für Ihr Deutschlandbuch, das von gros-
ser Bedeutung gerade in der Situation von heute und morgen sein könnte, auch mit
grosser Energie einsetzen würde. (Erfreulicherweise ist übrigens die Gesinnung, wie
sie zum Beispiel der Mitherausgeber der FRANKFURTER ALLGEMEINEN, Hans Baum-
garten, vertritt (s. beiliegender Artikel),734 doch nicht so vereinzelt, wie Sie vielleicht
manchmal fürchten.)
Um den Horizont des Künftigen noch abzuschliessen, möchte ich an dieser Stelle
aber weder - Sie halten mich hoffentlich nicht für zu optimistisch - der Methoden-
und Kategorienlehre noch des kleinen Kernbuchs über Ihre Philosophie - »clavis cla-
vium« vergessen.735
Im Zurückschreiten auf das Aktuelle: Ihr Angebot, Ihre Rundfunksendungen
»12 Philosophen«, die Sie für Studio Basel halten, als Band der nächsten Herbstserie
der Piper-Bücherei zu bringen, hat mich mit grosser Freude erfüllt.736 Wir werden mit
den Herbstbänden von 1956 das erste Hundert vollenden und deshalb diese Bände
als Jubiläumsserie zum Anlass einer gross angelegten Werbung machen. Die »Zwölf
Philosophen« werden dabei das eine der beiden geistigen Zentren - (das andere wird,
wie ich hoffe, ein Farbband mit Reproduktionen aus dem wunderbaren, kürzlich
vom Germanischen Museum in Nürnberg erworbenen Echternacher Codex Aureus) -
sein.737
Ich verspreche mir für die ZWÖLF PHILOSOPHEN einen grossen und andauern-
den Erfolg, zugleich auch die denkbar beste werbepsychologische Vorbereitung für
DIE GROSSEN PHILOSOPHEN. Der Erfolg der Piper-Bücherei ist daraus ersichtlich,
dass wir Ende 1956 eine Gesamtauflage aller Bände von fast 2 Millionen erreicht haben
werden.
Für SCHELLING kommen täglich, wenn auch, wie bei einem Buch dieser Art
üblich, Nachbestellungen in Einzelexemplaren. Die Besprechung im KLEINEN BUCH
DER 100 BÜCHER, dem Weihnachtskatalog der Verlegergruppe der Neunzehn, aus
der Feder von Hans Kudszus, ist mir sprachlich etwas zu kompliziert geraten. (Ein
Belegexemplar ging Ihnen zu.) Immerhin ist es ein ernsthafter Würdigungsversuch.738
Und dieser Katalog erscheint in einer Auflage von 130 000 Exemplaren. - Dr. Hühner-
feld, der literarische Redakteur der ZEIT, Hamburg, kündigte mir vor einigen Tagen am
Telefon - ich hatte ihn bei der Messe darum gebeten - eine grosse und wirkungsvoll
placierte Besprechung für die morgen erscheinende Nummer der ZEIT an.
 
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