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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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244

Karl Jaspers - Piper Verlag (1955)

Haben Sie Dank für den Baumgarten-Artikel. Durch Herrn Tenner lassen Sie mich
fragen, ob ich Äusserungen der deutschen Presse zur politischen und moralischen
Neubesinnung haben möchte.742 Das ist ein schöner Gedanke von Ihnen. Wenn Sie
mögen, versuchen wir es eine Weile, um zu sehen, ob es sich lohnt. Natürlich habe
ich dafür ein starkes Interesse, besonders was in der Tagespresse in Deutschland etwa
vorkommt wie in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN, der STUTTGARTER ZEITUNG,
dem RHEINISCHEN MERKUR usw. Zur Zeit arbeite ich intensiv an den »Grossen Phi-
losophen«.
Dies ist nun gegenwärtig das Hauptproblem. Es ist sowohl für Sie verlags- und
drucktechnisch wie für mich eine neue Aufgabe. Dass dabei die Druckausstattung ent-
scheidend wichtig ist, ist klar. Sie haben in Ihrem Verlag, soweit ich sehe, etwas Ana-
loges noch nicht versucht. Die endgültige Lösung ist noch nicht deutlich. Sie stellen
mir in Aussicht, dass Herr Krauße mich demnächst weiter über Möglichkeiten unter-
richten wird.
Weiter war zwischen uns von der Kalkulation die Rede, über die im Bezug auf den
Ladenpreis Sie mir ebenfalls demnächst Ihre Ergebnisse mitteilen wollten. Hier liegt
der zweite entscheidende Punkt. Ich hoffe bei diesem Buch auf weite Kreise. Zwar wird
das Buch in einzelnen Partien, etwa bei Kant, schwierig. Ich will auch sonst die tie-
fen Probleme nicht etwa beiseite lassen. Aber ich bemühe mich um eine anschauli-
che Lektüre und wende mich stets innerlich an Leser, die zwar eine »allgemeine Bil-
dung«, aber keine philosophischen Kenntnisse besitzen. Sie schreiben ganz recht,
dass ich nicht nur ein Lehrbuch, sondern ein Lesebuch meine in dem Sinn, dass, wer
sich gefangennehmen lässt durch die Lektüre, in die Philosophie selber auf eine, wie
ich hoffe, ursprüngliche Weise hineinkommt. Ein solches Buch kann natürlich nur
wirksam sein, wenn es einigermassen billig ist. Das Buch von Hannah Arendt743 kostet
gebunden etwas weniger als 20 Mark und hat einen Umfang, der zwar nicht den von
mir geplanten erreicht, aber vielleicht nicht sehr weit davon entfernt bleibt. Dieses
Buch scheint mir zwar anständig gedruckt und in der gebundenen Form auch durch-
aus handlich, aber es ist keineswegs das, was ich mir denke, und nicht musterhaft.
Sie müssten vielleicht meinen Text kennen, um zu urteilen. Eine Textprobe kann ich
Ihnen zur Zeit noch nicht vorlegen, aber vielleicht in einigen Wochen, falls Sie es
überhaupt wünschen. Das Vertrauen, das ich von Ihnen beanspruche, ist ja beträcht-
lich, und das Risiko, das Sie übernehmen, nicht zu leugnen. Aber diese ganze Unter-
nehmung steht und fällt mit der Bereitschaft zu diesem Risiko.
Wenn ich noch einmal auf das Drucktechnische komme: »Von der Wahrheit« war
in jenen Jahren für die damaligen Verhältnisse hervorragend gedruckt. Aber die Auf-
gabe war damit nicht gelöst. Das Buch ist zu dick, zu schwer, unbequem zu handha-
ben und verletzlich. Das Problem ist offenbar gar nicht einfach zu lösen. Sie schaf-
fen einen neuen Typus, wenn es gelingt. Ich erinnere mich, wie ich 1931 mit Springer
 
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