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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.71782#0418
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Karl Jaspers - Piper Verlag (1958)

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nicht zu denken. In Betracht kommen könnten aber: Hannah Arendta, Gabriel Mar-
cel oder Karl Löwith. Ich muß gestehen, daß mir der Gedanke an Hannah Arendt am
nächsten liegtb unter diesen drei Möglichkeiten. Sie ist eine Frau von starker Ausstrah-
lungskraft, wohl auch in der öffentlichen Rede. Sie kennt Ihre Philosophie wirklich
und besitzt selbständigen geistigen Rang. Hannah Arendt wird ja in Bälde nach Eu-
ropa kommen. In München hält sie Anfang Juli in einer Vortragsreihe anläßlich der
800-Jahrfeier der Stadt München einen Vortrag.979 Zunächst wäre es natürlich frag-
lich, ob sie ihren Europa-Aufenthalt bis Ende September verlängern könnte. Der
Anlaß wäre aber so wichtig, daß Frau Arendt vielleicht bereit wäre, dann nochmals
mit dem Flugzeug herüber zu kommen nach Frankfurt. - Gabriel Marcel spricht, so
viel ich weiß, gut Deutsch. Ob er Ihnen zusagen würde, wage ich nicht zu beurteilen.
Löwith hörte ich hier einmal sprechen; er wirkte etwas trocken.
Bitte schelten Sie mich ruhig, wenn mich mein Temperament zu weit vorprellen
läßt. Ich denke an das Thema Ihrer Rede und meine, »Die Gefährdung der Freiheit
in der Gegenwart«, das wäre etwa der zentrale, in der heutigen Weltstunde geradezu
unabweisliche Gegenstand.
Herr Schneider versprach mir die Zusendung eines Durchschlags seines Briefs an
Sie. Wenn ich ihn bis dahin in Händen habe, möchte ich mir erlauben, Sie am Sonn-
abend vormittag anzurufen. Vielleicht ist es Ihnen angenehm, wegen etwaiger Fra-
gen mit mir am Telefon sprechen zu können. Ich werde mit meiner Frau am Mon-
tag abend zur Verleger-Tagung der »19« nach Wien abreisen und von dort, Ende der
nächsten Woche, über Venedig (es liegt dort - die Mosaiken von Torcello - ein PIPER-
BÜCHEREI-Plan vor)98° in unseren Urlaubsort nach Ronchi (Ronchi (Massa-Carrara)
Poveromo, C. de Guttry, Villa Irene) weiterfahren. Dort wollen wir bis etwa zum 17.
bleiben. Wir würden dann den Rückweg über Zürich nehmen und ich könnte - im
Falle Ihrer positiven Entscheidung - mich mit Lambert Schneider zusammen etwa am
20.6. bei Ihnen einfinden, um die erforderlichen Einzelheiten mit Ihnen zu bespre-
chen.
Herr Dr. Rössner, der sich Ihnen bestens empfehlen läßt, wird sich erlauben, Ihnen
noch zu der Frage wegen der Rundfunkhonorare in Ihrem letzten Brief nach genauer
Erkundigung Auskunft zu geben.981 - Ich habe die Mitarbeit von Herrn Dr. Rössner
inzwischen schon sehr schätzen gelernt. Auch er fühlt sich, wie die anderen Herren
des Verlags, Ihrem Werk nicht nur unter den Aspekten der Verlagsarbeit, sondern auch
persönlich verbunden.
Mit meiner Frau grüße ich sehr herzlich Ihre liebe, verehrte Gattin. In ihrer treuen
Fürsorge für Ihr Leben und Ihre Arbeit wird sie im Hinblick auf die Friedenspreis-

a Hannah Arendt von Jaspers hs. unterstrichen
b mir der Gedanke an Hannah Arendt am nächsten liegt von Jaspers hs. unterstrichen
 
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