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Karl Jaspers - Piper Verlag (1958)
Rede wohl auch zunächst Bedenken geäußert haben, sie aber vielleicht doch vor dem
Schönen und Positiven, das ja auch Kräfte schenkt, zurückstellen dürfen. Sehr freuen
würde ich mich, wenn sie die Reise mit Ihnen machte.
Mit allen guten Wünschen und mit herzlichen Grüßen an Sie Beide
Ihr
Klaus Piper
PS.: Während meiner Reise bleibe ich bezüglich der wichtigsten Verlagsvorgänge,
selbstverständlich des Friedenspreises, mit dem Verlag in Verbindung. Ihr Kl. P.
190 Karl Jaspers an Klaus Piper
Typoskript; DLA, A: Piper
Basel, den 15. V. 1958
Lieber Herr Piper!
Eben trifft Ihr Brief vom 14. V. ein. Ich bin entschlossen, nach Besprechung mit mei-
ner Frau, nach Frankfurt zu kommen, die Ehre anzunehmen und zu sprechen. Einzige
Hinderungen können Krankheit sein oder eine etwa unlösbare technische Schwierig-
keit in der Paulskirche, was aber wohl fast ausgeschlossen ist.
Bei Ihrem Telefonanruf mit der erfreulichen Mitteilung habe ich zu zögernd, zu
wenig bewegt reagiert. Wenn ich Sie damit enttäuscht habe, bitte ich um Entschul-
digung. Man hat mir manchmal meine »lange Leitung« vorgeworfen. Ich kam vom
Schreibtisch aus der Welt der »grossen Philosophen« und war in der Gemütsverfas-
sung nur »technisch« umgestellt.
Es war mir nachher bald klar, dass Sie zu der Verleihung den Anstoss gegeben
haben. Das freut mich besonders und ich danke es Ihnen.
In der Paulskirche handelt es sich um Folgendes: am Tag vorher muss ich an Ort
und Stellea Sitzplatz, Pult und Situation ausprobieren. Dass der Hausverwalter da ist
und dass mich jemand führt und es so bequem wie möglich macht, ist leider nötig.
Doch von diesem und anderem können wir sprechen, wenn Sie mit Lambert Schnei-
der mich besuchen. Samstag 21. Juni oder Sonntag 22. Juni ginge vortrefflich.982 Bitte
notieren Sie vielleicht, dass ich im Semester nur Do Sa So Besuch empfangen kann.
Für die Laudatio die geeignete Persönlichkeit zu finden, ist gewiss nicht leicht.
Hannah Arendt wäre mir natürlich ausserordentlich lieb. Sie ist als geistige Persön-
lichkeit sehr bekannt, in Amerika mehr als in Deutschland. Aber Sie dürfen sich nicht
auf mich berufen. Ob sie das übernehmen möchte, weiss ich einfach nicht.983 Ich
a statt Stelle im Typoskript Stille
Karl Jaspers - Piper Verlag (1958)
Rede wohl auch zunächst Bedenken geäußert haben, sie aber vielleicht doch vor dem
Schönen und Positiven, das ja auch Kräfte schenkt, zurückstellen dürfen. Sehr freuen
würde ich mich, wenn sie die Reise mit Ihnen machte.
Mit allen guten Wünschen und mit herzlichen Grüßen an Sie Beide
Ihr
Klaus Piper
PS.: Während meiner Reise bleibe ich bezüglich der wichtigsten Verlagsvorgänge,
selbstverständlich des Friedenspreises, mit dem Verlag in Verbindung. Ihr Kl. P.
190 Karl Jaspers an Klaus Piper
Typoskript; DLA, A: Piper
Basel, den 15. V. 1958
Lieber Herr Piper!
Eben trifft Ihr Brief vom 14. V. ein. Ich bin entschlossen, nach Besprechung mit mei-
ner Frau, nach Frankfurt zu kommen, die Ehre anzunehmen und zu sprechen. Einzige
Hinderungen können Krankheit sein oder eine etwa unlösbare technische Schwierig-
keit in der Paulskirche, was aber wohl fast ausgeschlossen ist.
Bei Ihrem Telefonanruf mit der erfreulichen Mitteilung habe ich zu zögernd, zu
wenig bewegt reagiert. Wenn ich Sie damit enttäuscht habe, bitte ich um Entschul-
digung. Man hat mir manchmal meine »lange Leitung« vorgeworfen. Ich kam vom
Schreibtisch aus der Welt der »grossen Philosophen« und war in der Gemütsverfas-
sung nur »technisch« umgestellt.
Es war mir nachher bald klar, dass Sie zu der Verleihung den Anstoss gegeben
haben. Das freut mich besonders und ich danke es Ihnen.
In der Paulskirche handelt es sich um Folgendes: am Tag vorher muss ich an Ort
und Stellea Sitzplatz, Pult und Situation ausprobieren. Dass der Hausverwalter da ist
und dass mich jemand führt und es so bequem wie möglich macht, ist leider nötig.
Doch von diesem und anderem können wir sprechen, wenn Sie mit Lambert Schnei-
der mich besuchen. Samstag 21. Juni oder Sonntag 22. Juni ginge vortrefflich.982 Bitte
notieren Sie vielleicht, dass ich im Semester nur Do Sa So Besuch empfangen kann.
Für die Laudatio die geeignete Persönlichkeit zu finden, ist gewiss nicht leicht.
Hannah Arendt wäre mir natürlich ausserordentlich lieb. Sie ist als geistige Persön-
lichkeit sehr bekannt, in Amerika mehr als in Deutschland. Aber Sie dürfen sich nicht
auf mich berufen. Ob sie das übernehmen möchte, weiss ich einfach nicht.983 Ich
a statt Stelle im Typoskript Stille