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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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328

Karl Jaspers - Piper Verlag (1958)

sind einverstanden, wenn ich mir erlaube, diese im folgenden aufzuführen. Vielleicht
kann ich für die letzte Lesung durch Sie ein paar Anregungen beisteuern.
Seite I, Anfang: Ich freute mich sehr über die Worte zur Funktion des Buchhandels.
Vielleicht könnte der zweite Satz den Beginn etwas stärker machen, wenn Sie sagten:
»Denn der deutsche Buchhandel ist eine unabhängige Instanz und durch seine Lei-
stungen seit Jahrhunderten legitimiert«.1017
Seite 2, Zeile 4 v.o.: »In dem Maße, in dem wir dies tun .„«io18
In dem Satz auf der Mitte dieser Seite: »Philosophie zeigt, wie der liebende Kampf
alle Mittel der Gewalt ... dem Partner in gleicher Weise wie sich selbst zur Verfügung
stellt« wurden mir die »Mittel der Gewalt« noch nicht deutlich.1019
Seite 4: Vielleicht könnte in dem abschließenden Satz auf der Mitte der Seite - »Der
Unbedingtheit dieser Freiheit ...« das »das« deutlicher gemacht werden, etwa viel-
leicht so, dass dann der Freiheit die richtige Einsicht und die sie verwirklichende Ent-
schlußkraft zu Hilfe kommt.1020
Seite 5 unten/Seite 6 oben: Diese Stelle birgt Zündstoff in so knapper Formulie-
rung in sich. Ich würde vorschlagen: »Es ist gewiß ein ungeheuerer moralischer Unter-
schied, ob der Inhalt ist: »Deutschland ... Juda...«, »Volk ans Gewehr« ... (mit der Vor-
stellung von einem erst Europa und dann die Welt beherrschenden deutschen Reich),
oder ob er ist: »gegen den Atomtod«, »Friede um jeden Preis« (mit der Vorstellung von
Rettung im Weltverhängnis durch eigene bedingungslose Gewaltlosigkeit). Wenn
wir aber an Wahrheit und Freiheit als Voraussetzung des Friedens denken, erschreckt
uns noch mehr als jeder Inhalt diese Denkungsart, die stärker ist als der die Wirklich-
keit aufweichende oder sie in eine Fratze verzerrende Inhalt.«1021 (Dann die beiden
Schlußsätze). - Der Antisemitismus war ja eine schreckliche Lüge, während die Anti-
Atomtod-Kampagne eine Verschleierung der Wahrheit ist, der viele Gutgesinnte
anhängen. Auch war die Menschen-Feindschaft des Nazismus doch der absolute
Schrecken, wo Inhalt und Denkform Eines waren.
Seite 8 oben: Sie erwähnen hier einige führende Namen der Bundesrepublik.1022
Die Frage ist, ob Sie geneigt wären, dabei auch auf das persönliche Vor-Leben demo-
kratischer Gesinnung durch Bundespräsident Heuss hinzuweisen, dessen Person ein
nicht unwichtiges Real-Moment für die politische Klima-Bildung der letzten zehn
Jahre bedeutet hat.1023
Zu dem Satz, daß der Bundeskanzler »die relative Souveränität der Bundesrepu-
blik erreichte«,1024 besteht das kritische (irrige) Urteil, daß eben gerade dieses Hinstre-
ben auf eine Teil-Souveränität der große Fehler der westdeutschen Politik gewesen sei
(weil die Wiedervereinigung verhindernd). Deshalb könnte die erläuternde Begrün-
dung hier nützlich sein, daß sich die Errichtung einer Teil-Ordnung in dem deutschen
Trümmerhaufen von 1945 einmal doch als notwendige Stufe für eine spätere volle
Ordnung der deutschen Lebensverhältnisse erweisen wird.1025
 
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