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Karl Jaspers - Piper Verlag (1960)

225 Karl Jaspers an Klaus Piper
Typoskript; DLA, A: Piper, mit dem Stempel Prof. Karl Jaspers Basel Austrasse 126
Basel, den 9. September 1960
Lieber Herr Piper!
Ich danke Ihnen für die Bücher von Martini und Thalheimer."93 Martini ausseror-
dentlich interessant, kenntnisreich und in den besonderen Auffassungen fast immer
auf derselben Linie wie ich. Doch die gesamte Grundhaltung empfinde ich als fremd.
Thalheimer scheint mir mindestens ebenso klug, aber befriedigt mich erheblich
mehr. Es ist mir manchmal zumute, als ob ich selber hätte so schreiben können, nur
fehlt mir der Charme und die grosse Beweglichkeit. Es würde mich sehr interessieren,
was Sie etwa über die Person Thalheimers in Erfahrung bringen können. Mir scheint:
ein ungewöhnlicher Autor.
Meine neuliche Frage wegen der Veröffentlichungen »herausgegriffen« der Berner
Botschaft ist hinfällig. Da ich die Aufsätze jeweils 10 Tage nach der Publikation in der
»Zeit« in der Basler National-Zeitung abdrucke, ist der Schweizer versorgt und braucht
nicht noch einmal die Zusendung.
Samstag geht der vierte Aufsatz an die »Zeit« ab und Anfang nächster Woche der
fünfte."94 Dann ist die Reihe abgeschlossen, da eine Zeitung nicht beliebig eine Serie
fortsetzen kann und wir auf Urlaub gehen. Mehrmals sind mir wichtige Stellen von
mir zurückgehalten worden, die ich der Publikation bei Ihnen zufügen möchte. In der
»Zeit« konnte ein Umfang über etwa zehn Schreibmaschinenseiten nicht gut über-
schritten werden. Für weitere Aufsätze habe ich meine Notizen, vor allem:
Wahrhaftigkeit in der Politik
Adenauer,
doch weiss ich noch nicht, ob ich sie wirklich ausführe. Ich werde zu lange ferngehal-
ten von dem Buch, das ich doch im Winter an Sie abliefern möchte.
Vom 15. bis 29. September sind wir in Heidelberg im Schlosshotel.
Herzliche Grüsse für Sie und Ihre Frau, auch von der meinen,
Ihr
Karl Jaspers