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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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Karl Jaspers - Piper Verlag (1961)

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Sie schrieben, daß sich Ihre Notizen zum Thema >Wie kann man mit den Russen
reden?< nur langsam vermehren würden. Erlauben Sie mir bitte trotzdem, zu sagen,
dass ich gerade dieser Schrift eine ganz besondere Bedeutung heute schon beimesse.
Die Frage ist ja eine der wichtigsten und schwierigsten für das internationale Zusam-
menleben der Mächte und der Einzelnen in der Gegenwart. Charakteristisch war der
Brief- und Telegrammwechsel, den Bucerius, der Verleger der ZEIT (der Hamburger
Wochenzeitung), kürzlich in seiner Zeitung veröffentlicht hat. Es handelte sich um
die Verhandlungen mit dem Deutschlandsender Berlin-Ost über paritätische, wech-
selweise Presseartikel und Rundfunksendungen, - Verhandlungen, die Bucerius mit
dem Wunsch, die »geistige Maginot-Linie<1267 zu überwinden, führte und die natürlich
auch nach vielem Hin und Her und nach dem typischen abrupten groben Geschimpfe
auf der >drüberen< Seite an einem ganz bestimmten Punkt zum Schluss wie das Horn-
berger Schiessen ausgingen (soweit ich die Sache verfolgte).1268 Bucerius hat zwar wür-
dig und bestimmt argumentiert. Es bleibt aber ein unangenehmes Gefühl, wenn man
das Hin und Her gelesen hat, zurück, - das Empfinden, dass mehr Verwirrung und
mehr Unsicherheit zurückbleibt, als dass ein moralisch-politischer Offensiv-Beitrag
gen Osten geleistet worden ist. Dabei ist anzuerkennen - dies bestätigt sich immer wie-
der -, dass ein evolutionärer Prozess in den eigenen Reihen, - dass all die Erscheinun-
gen und Kräfte, die unter dem Titel »Revisionismus« zusammengefasst werden kön-
nen, von der kommunistischen Führung mit Abstand als die Hauptgefahr angesehen
und gefürchtet werde[n]. (Zu diesem Thema ist in unserem Verlag ein Buch in Vor-
bereitung, von einem Autor mit Ost-Erfahrung, Ernst J. Salter, »Deutschland und der
Sowjetkommunismus«.1269 Ich bin gegenwärtig damit beschäftigt, den Autor hinsicht-
lich verschiedener Perspektiven seiner Arbeit zu beraten.)
Ich möchte Ihnen, lieber Herr Professor, heute noch wegen zweier, Ihre Bücher
betreffender Vorhaben schreiben, die Sie, wie ich hoffe, erfreuen werden.
Das erste ist: Wir wollen mit den von uns schon begonnenen billigen kartonier-
ten Ausgaben umfangreicher Texte im Herbst dieses Jahres im Sinne eines syste-
matischen Ausbaues der Reihe fortfahren, unter der Bezeichnung Piper-Paperback
(der angelsächsische Terminus »Paperback« hat sich schon eingebürgert, sprachliche
Umgehungsversuche scheiterten). Wir gehen bei der Reihe von der jetzt offenkundi-
gen Tatsache aus, dass das wohlfeile, einfach, wenn auch geschmackvoll und sachge-
mäss gestaltete Buch bei den geistig interessierten Menschen mehr und mehr Eingang
findet - in Fällen, wo es den Lesern nur darauf ankommt, bestimmte ihnen wichtige
Texte als solche mit möglichst geringem geldlichen Aufwand erwerben zu können.
Im Herbst wollen wir in der Paperback-Reihe vier neue Bände bringen und darun-
ter gerne eine Auswahl aus dem ersten Band »Die grossen Philosophen« - nämlich die
Kapitel über Plato, Augustin und Kant. Als Titel möchten wir etwa vorschlagen »Drei
Gründer des Philosophierens«. Unsere Absicht ist es, den Text ungekürzt zu brin-
 
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