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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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Karl Jaspers - Piper Verlag (1961)

men möchte: den »Höhepunkt« halten, das Erreichte entfalten. Meine verlegerische
Leistung, auf der Grundlage des Werkes meines Vaters erwachsen, haben Sie in einer
Weise gewürdigt, die mich beglückt, weil sie von Ihnen kommt, den ich so aufrich-
tig verehre, wenn ich auch selbst mein Verdienst in bescheidenerer Proportion sehe.
Sie haben mir, lieber Herr Professor, wieder mit so herzlichen Worten für meine tätige
Beteiligung an der Veröffentlichung und Verbreitung Ihrer Bücher gedankt. Darf ich
in der Stunde, in der ich diese Zeilen schreibe, Ihnen für das Vertrauen danken, das
Sie mir von Anfang unserer Verbindung an entgegenbrachten, - für die Offenheit und
Freundlichkeit der Gesinnung - bei allem vorbildlichen Klarheitsanspruch im Sach-
lichen -, womit Sie stets meine Fragen, Anregungen, Vorschläge aufnahmen, erwo-
gen, beantworteten? Ich fühlte und fühle mich in der Verbindung zu Ihnen - wie es
sonst doch geschehen mag - nie als »Diener« des Autor-Herrn, als blosser Interessen-
Vertreter in der Welt für das anvertraute Werk, sondern als ernstgenommener Partner
in der letztlich gemeinsamen Sache: der Hinführung der Menschen zur Philosophie
durch die Aneignung Ihres philosophischen Denkens, das mir selbst zu einem geisti-
gen Lebensmedium geworden ist - das mich geformt hat (damals,1296 bei der ersten
Lektüre Ihrer Bücher war etwas in mir »passiert«).
Dass ich mithelfen durfte, Ihrem grossen, wahrhaft für unsere Zeit unersetzlichen
Werk zu einer öffentlichen Wirkung zu verhelfen - über den Bereich des geistigen
Geniessens, der Bereicherung von Wissen und Erkenntnis hinaus -, das ist mir eine
besondere Befriedigung. Es mag Beschränkte, Unverständige geben, Menschen, die
das Wesen von Philosophie nicht sehen, obwohl Sie den lehren, der belehrt sein will -
unbestreitbar gross und allgemein anerkannt ist heute aber der Rang Ihres philosophi-
schen Lebenswerkes, Ihrer Persönlichkeit als Instanz, wenn wir uns orientieren wol-
len, wo auch heute - und vielleicht gerade heute - die Wege zur Verwirklichung von
Freiheit möglich sind, wo einige Schritte in der Richtung einer Mündigkeit der Men-
schen gegangen werden können. Dies Wissen Ihrer Geltung als lebendiger Wirkung,
die sich konkret umsetzt in Motive von Willen und Tun von Menschen, - das verleiht
Ihnen doch gewiss Kraft und Freude bei den grossen Arbeiten, denen sich Ihre bewun-
derungswürdige Produktivität jetzt zuwendet und denen sie später gelten wird.
Ich beklagte einmal bei Ihnen in Basel, dass das verlegerische Handwerk keine
eigentliche Kontinuität erlaubt, da das tägliche Handeln zu ständigem Wechsel
zwingt im Erwägen der verschiedensten Möglichkeiten und Ziele, von Ja- und Nein-
sagen, von geistigen und praktischen Entscheidungen. Sie trösteten und ermutigten
mich, indem Sie mir das Ganze des Verlagsprogramms und des Wirkungszusammen-
hangs als des übergeordneten Kontinuums vor Augen hielten. Dies Bild tritt mir nun
wieder in Ihrem schönen Brief vor Augen und prägt sich mir ein. Und Sie sagten dem
Fünfzigjährigen, dass er nun in das Stadium eintrete, wo er in der Übereinstimmung
mit sich selbst ganz sicher gehen solle und dürfe.
 
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