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Karljaspers - Piper Verlag (1962)
nen Plätzen aufgenommen - ein Panorama von Land und Menschen Sowjetrusslands.
Unvergesslich die großartige Aufnahmen aus Sibirien. Die letzte Szene: ein Transport-
zug mit Studenten traf zur Sommerszeit in einem sibirischen Dorf ein. Die Studenten
waren zur Erntehilfe dorthin beordert. Der Zug hielt, die jungen Leute sprangen ver-
gnügt aus den Wagen, standen herum - halb belustigt, halb verlegen. Ganz genau so,
wie sich sonst junge Studenten verhalten, die einem abwechslungsreichen, aber noch
etwas ungewissen Abenteuer entgegengehen. Das Schöne und Ermutigende dabei:
der neue »kommunistische Mensch«, der als Endprodukt aus der Oktober-Revolu-
tion von 1917 hervorgehen sollte, war nicht sichtbar. Es waren eben ganz »normale«,
nämlich individuelle Menschen. Eine sprungartige Mutation des Menschen zu einem
neuen, bisher unbekannten Wesen hat in Russland nicht stattgefunden. - Eben hat
mich Rudolf Hagelstange, an den Bodensee aus Moskau zurückgekehrt, angerufen,
wo er innerhalb des offiziellen Kulturprogramms mit Heinrich Böll und Richard Ger-
lach einige Wochen war. Ich bin sehr gespannt, von seinen Erlebnissen zu hören; er
will darüber einen Bericht schreiben.1362 - Also, im eigentlich Menschlichen brauchte
man keine entscheidenden Sorgen zu haben, aber dieses ist mit den geschichtlichen
Tendenzen nicht identisch". Wenn ich Ihnen schon, als ich Ihren Brief vom 14.10. las,
im Bewußtsein der großen Gefahr zustimmen mußte, dann seit den gestrigen Nach-
richten erst recht .„1363
Die Adressenliste für die Versendung von Freiexemplaren des neuen Buchs an Ihre
Freunde habe ich samt den Kärtchen sogleich an unsere Werbeabteilung mit dem
Ersuche um sorgfältige Erledigung weitergegeben. Gern erwarten wir die angekün-
digte weitere Liste. Die nach Basel erbetenen 20 Exemplare Ihres Buchs habe ich an
Sie beordert.
Besonderen Dank noch für das Manuskript Ihres Vortrags vor den schweizerischen
Bankiers. Der große Beifall erstaunt mich nicht. Hier sind Sie in den Kern des Problems
gestoßen. Ich finde es sehr gut, daß die FAZ den Vortrag abgedruckt hat. Wenn Sie ein-
verstanden sind, möchte ich eine Vervielfältigung des Vortrags gern einer Reihe von
Wirtschaftlern, die ich kenne, zusenden. Kann der Vortrag in den nächsten Sammel-
band Ihrer Reden und Aufsätze aufgenommen werden?
Mit herzlichen Grüßen
Ihr
Klaus Piper
x und die Furchtbarkeit des totalitären Glaubens und der totalitären Institutionen
kann das »menschliche« Leben überwältigen
Karljaspers - Piper Verlag (1962)
nen Plätzen aufgenommen - ein Panorama von Land und Menschen Sowjetrusslands.
Unvergesslich die großartige Aufnahmen aus Sibirien. Die letzte Szene: ein Transport-
zug mit Studenten traf zur Sommerszeit in einem sibirischen Dorf ein. Die Studenten
waren zur Erntehilfe dorthin beordert. Der Zug hielt, die jungen Leute sprangen ver-
gnügt aus den Wagen, standen herum - halb belustigt, halb verlegen. Ganz genau so,
wie sich sonst junge Studenten verhalten, die einem abwechslungsreichen, aber noch
etwas ungewissen Abenteuer entgegengehen. Das Schöne und Ermutigende dabei:
der neue »kommunistische Mensch«, der als Endprodukt aus der Oktober-Revolu-
tion von 1917 hervorgehen sollte, war nicht sichtbar. Es waren eben ganz »normale«,
nämlich individuelle Menschen. Eine sprungartige Mutation des Menschen zu einem
neuen, bisher unbekannten Wesen hat in Russland nicht stattgefunden. - Eben hat
mich Rudolf Hagelstange, an den Bodensee aus Moskau zurückgekehrt, angerufen,
wo er innerhalb des offiziellen Kulturprogramms mit Heinrich Böll und Richard Ger-
lach einige Wochen war. Ich bin sehr gespannt, von seinen Erlebnissen zu hören; er
will darüber einen Bericht schreiben.1362 - Also, im eigentlich Menschlichen brauchte
man keine entscheidenden Sorgen zu haben, aber dieses ist mit den geschichtlichen
Tendenzen nicht identisch". Wenn ich Ihnen schon, als ich Ihren Brief vom 14.10. las,
im Bewußtsein der großen Gefahr zustimmen mußte, dann seit den gestrigen Nach-
richten erst recht .„1363
Die Adressenliste für die Versendung von Freiexemplaren des neuen Buchs an Ihre
Freunde habe ich samt den Kärtchen sogleich an unsere Werbeabteilung mit dem
Ersuche um sorgfältige Erledigung weitergegeben. Gern erwarten wir die angekün-
digte weitere Liste. Die nach Basel erbetenen 20 Exemplare Ihres Buchs habe ich an
Sie beordert.
Besonderen Dank noch für das Manuskript Ihres Vortrags vor den schweizerischen
Bankiers. Der große Beifall erstaunt mich nicht. Hier sind Sie in den Kern des Problems
gestoßen. Ich finde es sehr gut, daß die FAZ den Vortrag abgedruckt hat. Wenn Sie ein-
verstanden sind, möchte ich eine Vervielfältigung des Vortrags gern einer Reihe von
Wirtschaftlern, die ich kenne, zusenden. Kann der Vortrag in den nächsten Sammel-
band Ihrer Reden und Aufsätze aufgenommen werden?
Mit herzlichen Grüßen
Ihr
Klaus Piper
x und die Furchtbarkeit des totalitären Glaubens und der totalitären Institutionen
kann das »menschliche« Leben überwältigen