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Karl Jaspers - Piper Verlag (1966)
Deutschland-Schrift abschließen wollen, verstehe ich vollkommen. Eine solche
Schrift muß bis zu einem gewissen Grad auch einen spontanen, offenen Charakter
behalten. Sie kann nicht sozusagen in Permanenz dem eigenen Denkprozess nach-
folgen. Ich bin außerordentlich gespannt auf die Reaktionen. Die Vertreter schicken
gute Vorbestellungen. Wir sind auch besonders um einen wirkungsvollen Umschlag
bemüht. Das Buch muß sofort in den Buchhändlerschaufenstern auffallen. Der gün-
stige Preis von DM 9.80 wird sicher den flüssigen Verkauf unterstützen.
Gewiss werden wir bald vom SPIEGEL hören, wie man dort einen Vorabdruck
handhaben will.
Ich freue mich sehr, daß Sie nun wieder an das Buch über Hannah Arendt (VON
DER UNABHÄNGIGKEIT DES DENKENS) gehen. Sie hat Ihnen gewiß ihre Erwiderung
auf das Buch von Jacob Robinson in der >New York Review of Books< (vom 20.1.66)
geschickt. (Hannah Arendt: A Reply to the Jewish Establishment).1676
Schön ist der Schluß von Hannah Arendts Artikel: »... and the men who stand
guard over facts are not the officers of interest groups... but the reporters, the histori-
ans and finally the poets.«1677
Die große Frage ist aber, ob dieses Thema wirklich einmal Gegenstand der Dich-
tung werden wird. Ich weiß nicht, ob Sie Peter Weiss' ERMITTLUNG gelesen oder im
Rundfunk gehört haben.1678 Der dämonische Wiener Komiker Qualtinger kommen-
tierte: »Sechs Millionen suchen keinen Autor«. (In Abwandlung des Pirandello-Stücks
»Sechs Personen suchen einen Autor«).1679
Mit herzlichen Grüssen
Ihr
Klaus Piper
306 Karl Jaspers an Klaus Piper
Typoskript; DLA, A: Piper, hs. PS
Basel, den 12. Februar 1966
Lieber Herr Piper!
Vielen Dank für Ihren Brief vom 3. Februar. Haben Sie auch vielen Dank für die mir
wieder freundlich geschickten Bücher: Heinemann und Gaus (im DTV).
Auf die Luther-Biographie von Richard Friedenthal darf man gespannt sein.l68°
Ihre Mitteilungen über das, was Sie von einem Sozialdemokraten und nun von
Gaus über Wehner hörten, sind mir natürlich sehr interessant. Es ändert mein Grund-
urteil eigentlich nicht, aber steigert die Sorge wegen der realen Wirkungskraft und
offenbar überlegenen politisch technischen Denkungsart.
Karl Jaspers - Piper Verlag (1966)
Deutschland-Schrift abschließen wollen, verstehe ich vollkommen. Eine solche
Schrift muß bis zu einem gewissen Grad auch einen spontanen, offenen Charakter
behalten. Sie kann nicht sozusagen in Permanenz dem eigenen Denkprozess nach-
folgen. Ich bin außerordentlich gespannt auf die Reaktionen. Die Vertreter schicken
gute Vorbestellungen. Wir sind auch besonders um einen wirkungsvollen Umschlag
bemüht. Das Buch muß sofort in den Buchhändlerschaufenstern auffallen. Der gün-
stige Preis von DM 9.80 wird sicher den flüssigen Verkauf unterstützen.
Gewiss werden wir bald vom SPIEGEL hören, wie man dort einen Vorabdruck
handhaben will.
Ich freue mich sehr, daß Sie nun wieder an das Buch über Hannah Arendt (VON
DER UNABHÄNGIGKEIT DES DENKENS) gehen. Sie hat Ihnen gewiß ihre Erwiderung
auf das Buch von Jacob Robinson in der >New York Review of Books< (vom 20.1.66)
geschickt. (Hannah Arendt: A Reply to the Jewish Establishment).1676
Schön ist der Schluß von Hannah Arendts Artikel: »... and the men who stand
guard over facts are not the officers of interest groups... but the reporters, the histori-
ans and finally the poets.«1677
Die große Frage ist aber, ob dieses Thema wirklich einmal Gegenstand der Dich-
tung werden wird. Ich weiß nicht, ob Sie Peter Weiss' ERMITTLUNG gelesen oder im
Rundfunk gehört haben.1678 Der dämonische Wiener Komiker Qualtinger kommen-
tierte: »Sechs Millionen suchen keinen Autor«. (In Abwandlung des Pirandello-Stücks
»Sechs Personen suchen einen Autor«).1679
Mit herzlichen Grüssen
Ihr
Klaus Piper
306 Karl Jaspers an Klaus Piper
Typoskript; DLA, A: Piper, hs. PS
Basel, den 12. Februar 1966
Lieber Herr Piper!
Vielen Dank für Ihren Brief vom 3. Februar. Haben Sie auch vielen Dank für die mir
wieder freundlich geschickten Bücher: Heinemann und Gaus (im DTV).
Auf die Luther-Biographie von Richard Friedenthal darf man gespannt sein.l68°
Ihre Mitteilungen über das, was Sie von einem Sozialdemokraten und nun von
Gaus über Wehner hörten, sind mir natürlich sehr interessant. Es ändert mein Grund-
urteil eigentlich nicht, aber steigert die Sorge wegen der realen Wirkungskraft und
offenbar überlegenen politisch technischen Denkungsart.