Karl Jaspers - Piper Verlag (1966)
535
Herr Dr. Rössner informierte Sie davon, daß er weiterhin mit Herrn Günter Gaus
im Gespräch ist. Wir verstehen, daß Sie nur ein Fernsehgespräch haben möchten,
wenn es bei Ihnen zu Hause im Arbeitszimmer durchgeführt wird. Technisch ist dies
ohne weiteres möglich. Ich habe deswegen mit Joachim C. Fest, Hamburg, telefoniert,
der mir sagte, daß das von ihm geplante Fernsehgespräch mit Ihnen, in dem Sie der
Kritik antworten würden, in der Gesamtplanung des Deutschen Fernsehens in jedem
Fall schon disponiert sei (was Sie natürlich nicht verpflichtet). Herr Fest sagte, daß er
sein Gespräch ohne weiteres bei Ihnen zu Hause machen könne. Nur ein paar Lam-
pen würde er brauchen.
Sachlich ist zu sagen, daß eine Antwort von Ihnen auf die Kritiken im Fernsehen, -
wo man also mit 7, 8 oder mehr Millionen Zuschauern rechnen kann -, für die wei-
tere Verbreitung Ihres Buches, wie natürlich auch unmittelbar Ihrer Gedanken - von
größter Bedeutung wäre.
Herr Fest erklärte, daß es gut wäre, zunächst weitere Besprechungen abzuwarten.
Wir bleiben mit Herrn Fest auch in dieser Sache in Kontakt.
Nur ein Sie vielleicht amüsierendes Exempel für die oben von mir behauptete fak-
tische Wirkung Ihres Buches: Seit wir im neuen Haus sind, haben wir uns der Schar
der Fernsehzuschauer zugesellt. Ich muß sagen, es lohnt sich wirklich. So habe ich
mit Ernst-Reinhard (der politisch für seine 14 Jahre erstaunlich interessiert ist und
viel liest) Günter Gaus' Gespräche mit Edward Teller gesehen (die vorletzte Sen-
dung in der Reihe »Zur Person«, für die das Gespräch mit Ihnen den Schlußstein
bilden sollte).1705 Letzte Woche gab es die Sendung des Düsseldorfer Kabaretts >Das
Kom(m)ödchen<. Die Diseuse und Textschreiberin Lore Lorentz kam mit Ihrem Buch
deutlich sichtbar auf die Bühne in ihrer Nummer, die mit »Nach der Lektüre von Jas-
pers« angesagt war.17°6 Es ging da allerdings nicht um Ihr Buch, sondern Frau Lorentz
gab eine makabre Vision des Zustands nach einem Atom-»Schlagabtausch« zum
Besten, wo sich dann ein paar Bürger von West und Ost die letzte Zigarette teilen wür-
den. Immerhin, mehr Verbindung von Philosophie und Leben könnte man kaum
verlangen.
In den Krankheitstagen las ich wieder einmal, Wort für Wort in Ruhe aufneh-
mend, Platons Phaidon und danach Ihre wunderbare Platon-Interpretation von den
großen Philosophen.1707 Jetzt will ich, - wesentliche Teile las ich bei Erscheinen - noch
einmal im Zusammenhang Ihren KANT durchnehmen.1708
Es tat mir sehr leid, von Herrn Dr. Rössner hören zu müssen, daß Ihr Gesundheits-
zustand nicht sehr befriedigend ist.
Würde es Ihnen recht sein, wenn ich Sie im Laufe des August in Basel besuchte? Ich
würde mir erlauben, wegen eines passenden Tages gegen Mitte Juli bei Ihnen anzufra-
gen. Ich freue mich schon sehr auf ein Gespräch.
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Herr Dr. Rössner informierte Sie davon, daß er weiterhin mit Herrn Günter Gaus
im Gespräch ist. Wir verstehen, daß Sie nur ein Fernsehgespräch haben möchten,
wenn es bei Ihnen zu Hause im Arbeitszimmer durchgeführt wird. Technisch ist dies
ohne weiteres möglich. Ich habe deswegen mit Joachim C. Fest, Hamburg, telefoniert,
der mir sagte, daß das von ihm geplante Fernsehgespräch mit Ihnen, in dem Sie der
Kritik antworten würden, in der Gesamtplanung des Deutschen Fernsehens in jedem
Fall schon disponiert sei (was Sie natürlich nicht verpflichtet). Herr Fest sagte, daß er
sein Gespräch ohne weiteres bei Ihnen zu Hause machen könne. Nur ein paar Lam-
pen würde er brauchen.
Sachlich ist zu sagen, daß eine Antwort von Ihnen auf die Kritiken im Fernsehen, -
wo man also mit 7, 8 oder mehr Millionen Zuschauern rechnen kann -, für die wei-
tere Verbreitung Ihres Buches, wie natürlich auch unmittelbar Ihrer Gedanken - von
größter Bedeutung wäre.
Herr Fest erklärte, daß es gut wäre, zunächst weitere Besprechungen abzuwarten.
Wir bleiben mit Herrn Fest auch in dieser Sache in Kontakt.
Nur ein Sie vielleicht amüsierendes Exempel für die oben von mir behauptete fak-
tische Wirkung Ihres Buches: Seit wir im neuen Haus sind, haben wir uns der Schar
der Fernsehzuschauer zugesellt. Ich muß sagen, es lohnt sich wirklich. So habe ich
mit Ernst-Reinhard (der politisch für seine 14 Jahre erstaunlich interessiert ist und
viel liest) Günter Gaus' Gespräche mit Edward Teller gesehen (die vorletzte Sen-
dung in der Reihe »Zur Person«, für die das Gespräch mit Ihnen den Schlußstein
bilden sollte).1705 Letzte Woche gab es die Sendung des Düsseldorfer Kabaretts >Das
Kom(m)ödchen<. Die Diseuse und Textschreiberin Lore Lorentz kam mit Ihrem Buch
deutlich sichtbar auf die Bühne in ihrer Nummer, die mit »Nach der Lektüre von Jas-
pers« angesagt war.17°6 Es ging da allerdings nicht um Ihr Buch, sondern Frau Lorentz
gab eine makabre Vision des Zustands nach einem Atom-»Schlagabtausch« zum
Besten, wo sich dann ein paar Bürger von West und Ost die letzte Zigarette teilen wür-
den. Immerhin, mehr Verbindung von Philosophie und Leben könnte man kaum
verlangen.
In den Krankheitstagen las ich wieder einmal, Wort für Wort in Ruhe aufneh-
mend, Platons Phaidon und danach Ihre wunderbare Platon-Interpretation von den
großen Philosophen.1707 Jetzt will ich, - wesentliche Teile las ich bei Erscheinen - noch
einmal im Zusammenhang Ihren KANT durchnehmen.1708
Es tat mir sehr leid, von Herrn Dr. Rössner hören zu müssen, daß Ihr Gesundheits-
zustand nicht sehr befriedigend ist.
Würde es Ihnen recht sein, wenn ich Sie im Laufe des August in Basel besuchte? Ich
würde mir erlauben, wegen eines passenden Tages gegen Mitte Juli bei Ihnen anzufra-
gen. Ich freue mich schon sehr auf ein Gespräch.