Karl Jaspers - Piper Verlag (1966)
537
315 Klaus Piper an Karl Jaspers
Typoskript; DLA, A: Jaspers, aufBriefpapier des R. Piper & Co Verlags München
München, 19. Juli 1966
Lieber Herr Professor,
heute nur ein Lebenszeichen von mir. Von Herrn Dr. Rössner erhielten Sie die erfreu-
liche Nachricht, daß der Verkauf von WOHIN TREIBT DIE BUNDESREPUBLIK? her-
vorragend anhält.'7"
Allein die heutigen Bestellungen: Dutzende von Buchhandlungen, die je 11/10
bestellten, viele 22/20, eine Firma (Baedeker, Essen) 110/100. Ferner große Nachbe-
stellungen der Barsortimente. Wir disponieren schon für eine weitere Auflage. Ohne
Zweifel ist Ihr Buch das in Deutschland zur Zeit absolut am meisten verkaufte.
Über solche kläglichen Reaktionen wie von Herrn Mende, der schon gar nichts
scheint begreifen zu wollen, muß man eigentlich bekümmert lachen.1712 Aber er hilft
ohne Zweifel der Verbreitung Ihres Buches. Die Süddeutsche Zeitung ist in ihrem
täglichen >Streiflicht< auf der ersten Seite Herrn Mende entgegengetreten (anbei).1713
Die Zeitschrift EPOCA bringt, wie Herr Lütge1714 mir eben mitteilte, eine Stellung-
nahme von mehreren bekannten politischen Publizisten zu Ihrem Buch.1715 Insge-
samt entwickelt sich nun doch in einer ziemlichen Breite eine öffentliche Ausein-
andersetzung mit Ihrem Buch. Ich bin froh darüber, daß der anfängliche Eindruck,
als ob man Ihrem Buch auf der ganzen Front ausweichen wolle, sich nicht bestätigt
hat.
Im Juliheft des MONAT erschien eine Rezension von Sontheimer und dazu noch
ein Artikel zu Ihrem Buch von Marguerita von Brentano".1716 Sie haben das Heft wohl
schon gesehen? Die Stellungnahme von Sontheimer wurde auch von einer Rundfunk-
station gesendet.1717
Wir übersenden übrigens laufend Fotokopien der Rezensionen an Hannah Arendt,
die darum bat. (In der sonst auf intellektuelles Niveau bedachten literaturkritischen
Wochenzeitung >New York Review of Books< erschien eine sehr primitive, negative Kri-
tik über Ihr Buch von Neal Ascherson.)1718
Interessieren würde mich, an welche ausländischen Verlage Sie inzwischen das
Übersetzungsrecht für die »Bundesrepublik« vergeben haben. Oder sind Sie überall
noch in Verhandlungen?
Wir fahren mit der Propaganda für Ihr Buch kräftig fort, da es gilt, den Strom des
Interesses kräftig in Schwung zu halten.
Im Buchhändler-Börsenblatt werden wir den Buchhändlern die »Virulenz« Ihres
Buches durch ein Anzeigen-Kaleidoskop der Pressestimmen vorstellen.
In der »ZEIT« geben wir jetzt eine große Anzeige auf, über die wir zuerst den Slogan
setzen wollten: »Minister nehmen Anstoß«. Oder: »Ein Minister nimmt Anstoß«.1719
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315 Klaus Piper an Karl Jaspers
Typoskript; DLA, A: Jaspers, aufBriefpapier des R. Piper & Co Verlags München
München, 19. Juli 1966
Lieber Herr Professor,
heute nur ein Lebenszeichen von mir. Von Herrn Dr. Rössner erhielten Sie die erfreu-
liche Nachricht, daß der Verkauf von WOHIN TREIBT DIE BUNDESREPUBLIK? her-
vorragend anhält.'7"
Allein die heutigen Bestellungen: Dutzende von Buchhandlungen, die je 11/10
bestellten, viele 22/20, eine Firma (Baedeker, Essen) 110/100. Ferner große Nachbe-
stellungen der Barsortimente. Wir disponieren schon für eine weitere Auflage. Ohne
Zweifel ist Ihr Buch das in Deutschland zur Zeit absolut am meisten verkaufte.
Über solche kläglichen Reaktionen wie von Herrn Mende, der schon gar nichts
scheint begreifen zu wollen, muß man eigentlich bekümmert lachen.1712 Aber er hilft
ohne Zweifel der Verbreitung Ihres Buches. Die Süddeutsche Zeitung ist in ihrem
täglichen >Streiflicht< auf der ersten Seite Herrn Mende entgegengetreten (anbei).1713
Die Zeitschrift EPOCA bringt, wie Herr Lütge1714 mir eben mitteilte, eine Stellung-
nahme von mehreren bekannten politischen Publizisten zu Ihrem Buch.1715 Insge-
samt entwickelt sich nun doch in einer ziemlichen Breite eine öffentliche Ausein-
andersetzung mit Ihrem Buch. Ich bin froh darüber, daß der anfängliche Eindruck,
als ob man Ihrem Buch auf der ganzen Front ausweichen wolle, sich nicht bestätigt
hat.
Im Juliheft des MONAT erschien eine Rezension von Sontheimer und dazu noch
ein Artikel zu Ihrem Buch von Marguerita von Brentano".1716 Sie haben das Heft wohl
schon gesehen? Die Stellungnahme von Sontheimer wurde auch von einer Rundfunk-
station gesendet.1717
Wir übersenden übrigens laufend Fotokopien der Rezensionen an Hannah Arendt,
die darum bat. (In der sonst auf intellektuelles Niveau bedachten literaturkritischen
Wochenzeitung >New York Review of Books< erschien eine sehr primitive, negative Kri-
tik über Ihr Buch von Neal Ascherson.)1718
Interessieren würde mich, an welche ausländischen Verlage Sie inzwischen das
Übersetzungsrecht für die »Bundesrepublik« vergeben haben. Oder sind Sie überall
noch in Verhandlungen?
Wir fahren mit der Propaganda für Ihr Buch kräftig fort, da es gilt, den Strom des
Interesses kräftig in Schwung zu halten.
Im Buchhändler-Börsenblatt werden wir den Buchhändlern die »Virulenz« Ihres
Buches durch ein Anzeigen-Kaleidoskop der Pressestimmen vorstellen.
In der »ZEIT« geben wir jetzt eine große Anzeige auf, über die wir zuerst den Slogan
setzen wollten: »Minister nehmen Anstoß«. Oder: »Ein Minister nimmt Anstoß«.1719