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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.71782#0639
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Karl Jaspers - Piper Verlag (1966)

Dies wäre aber doch zuviel Ehre für den Minister, und ich habe der Werbeabteilung
den Slogan gegeben:
»Provozierend, notwendig - das Buch für jeden deutschen Leser!«
Dann Buchtitel mit Auflage usw.
Und darunter als Abschluß-Slogan:
»Warum nicht für den Urlaub ...?!«
Zu letzterem wurde ich angeregt durch eine kleine Beobachtung in unserem Schuls-
Tarasp-Urlaub. Ein bekannter Hamburger Geschäftsmann, der offenbar zu Hause
keine Zeit hatte, kam immer mit Ihrem Buch in der Hand in den Speisesaal.
Erstaunlich ist wirklich die deutsche Zähigkeit eingefahrener >Denkungsarten<,
und zwar (um einen Moment die summarischen, eigentlich überholten Begriffe zu
verwenden) sowohl »rechts« wie »links«. Für die »linke« Denkfaulheit scheint mir der
kürzliche SPIEGEL-Artikel (Jaspers und Heidegger) zu sprechen, mit der reichlich al-
bernen Schlußbemerkung von Adorno. Es muß wohl ein vulgär-marxistisches Denken
sein, das von Philosophen »Ergebnisse« erwartet - welche ...?172° Dann: Kein Wort von
Freiheit. Sie scheint die Herren keiner couleur wirklich zu kümmern. Ich hatte nach
dem Lesen des Artikels spontan Lust, einen Leserbrief an den SPIEGEL zu schreiben,
um auch auf die merkwürdige Disparatheit der Gesinnung eines solchen Artikels ge-
genüber der sonst an den Tag gelegten Haltung des Blatts (von Augstein) hinzuweisen.
Ich sagte mir aber, daß der Anlaß zu nichtig gewesen wäre.
Ich schrieb Ihnen, daß ich mich sehr freuen würde, Sie zu besuchen. Nun schrieb
eben Hannah Arendt an Dr. Rössner, daß sie ungefähr Mitte September in der Schweiz
sein werde und sich vermutlich von Basel kaum fortrühren möchte.1721 So überlege ich,
ob ich vielleicht besser erst dann komme, wenn Hannah Arendt bei Ihnen ist, da ich
sie dann auch sprechen könnte, woran mir sehr läge.
Von Dr. Saner kam ein freundlicher Brief mit der Mitteilung, daß er das Examen
mit summa cum laude abgeschlossen habe und jetzt noch einige Veränderungen bzw.
Straffungen an seinem Manuskript vornehmen wolle, zu denen auch Sie ihn ermun-
tert hätten.1722
Ich freue mich heute schon sehr, Sie in Basel zu sehen und Ihnen einiges aus der Ver-
lagsarbeit und von unseren Plänen berichten zu dürfen, natürlich auch weiteres über
die Resonanz Ihres Buches. Stefan Andres hält am 20. Juli eine Rede in der Universität
Frankfurt, in der er nachdrücklich auf Ihr Buch hinweist und ein Zitat daraus bringt.1723
Mit herzlichen Grüssen, Ihnen, lieber Herr Professor, mit dem Wunsch einer hof-
fentlich guten Gesundheit, wie besonders auch Ihrer lieben verehrten Gattin, stets
Ihres
Klaus Piper

mit Ressentiment belastet
 
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