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Karl Jaspers - Piper Verlag (1966)
Verlag - Verleger und Mitarbeiter - werden wieder mit grösstem Nachdruck für die
wichtige Publikation eintreten! Darf ich einen Umfang von etwa 120-150 S. anneh-
men?
Es ist mir der Gedanke gekommen, einen Autor zu suchen für ein quasi-ökonomi-
sches Gegenstück zu »Wohin treibt die Bundesrepublik?« Für das, was durch die deut-
sche Politik für Deutschland, und mit welchen Folgen für die Welt, geschieht, ist die
Politik natürlich an der Stelle des ersten Ranges. Aber es ist kein Zufall, dass die herauf-
kommende neue Phase der Politik sich auch in gewissen krisenhaften Erscheinungen
der Wirtschaft der Bundesrepublik abzeichnet. Auch ist die unmittelbare Abhängig-
keit der augenblicklichen politischen Situation von konkreten wirtschaftlichen Pro-
blemen (Subventionen, Steuern, Kapitalmarkt, Export, Stationierungskosten) nicht
zu übersehen.
Mir liegt die katastrophale Entwicklung nach 1929 noch in den Knochen - die
Umsätze fielen wie Lawinen. (Die Verlage waren natürlich alle mehr oder weniger
schwer betroffen). Auch in oeconomicis ist es heute anders wie damals: bei weitem
keine so hohe Auslandsverschuldung; die anhaltende wirtsch.-techn. Expansion auf
der ganzen Welt; die viel entwickeltere Apparatur der wissenschaftl. Kontrollen und
der öffentlich-staatlichen Einwirkungsmöglichkeiten. Trotzdem: auch das richtige
wirtschaftliche Handeln ist auf die rechte - wirtschaftliche - »Denkungsart« angewie-
sen. Vielleicht ist eine Broschüre sinnvoll, in der ein überlegener Kenner der Materie
klar, kritisch und mutig die Struktur, die Probleme und Gefahren der gegenwärtigen
bundesrepublikanischen Wirtschaft behandelt.
Hoffentlich habe ich Sie mit diesen Zeilen nicht zu lange aufgehalten.
Mit den herzlichsten Grüssen, auch von meiner Frau, wie an Ihre Gattin,
Ihr Klaus Piper
Wir bleiben hier (Hotel GARDEN Terme) wahrsch. bis zum 6.11., dann noch einige
Tage Nachkur in Meran. Am 12.11. werden wir wieder in München sein.
323 Klaus Piper an Karl Jaspers
Typoskript; DLA, A: Jaspers, aufBriefpapier des R. Piper & Co Verlags München
München, 24. November 1966
Lieber Herr Professor,
ich melde mich heute wieder »regulär« vom Verlag aus. Von Herrn Dr. Rössner hörte
ich leider, daß Sie eine Grippeattacke hatten. Ich hoffe, daß Sie sie schnell überwin-
den konnten.
Karl Jaspers - Piper Verlag (1966)
Verlag - Verleger und Mitarbeiter - werden wieder mit grösstem Nachdruck für die
wichtige Publikation eintreten! Darf ich einen Umfang von etwa 120-150 S. anneh-
men?
Es ist mir der Gedanke gekommen, einen Autor zu suchen für ein quasi-ökonomi-
sches Gegenstück zu »Wohin treibt die Bundesrepublik?« Für das, was durch die deut-
sche Politik für Deutschland, und mit welchen Folgen für die Welt, geschieht, ist die
Politik natürlich an der Stelle des ersten Ranges. Aber es ist kein Zufall, dass die herauf-
kommende neue Phase der Politik sich auch in gewissen krisenhaften Erscheinungen
der Wirtschaft der Bundesrepublik abzeichnet. Auch ist die unmittelbare Abhängig-
keit der augenblicklichen politischen Situation von konkreten wirtschaftlichen Pro-
blemen (Subventionen, Steuern, Kapitalmarkt, Export, Stationierungskosten) nicht
zu übersehen.
Mir liegt die katastrophale Entwicklung nach 1929 noch in den Knochen - die
Umsätze fielen wie Lawinen. (Die Verlage waren natürlich alle mehr oder weniger
schwer betroffen). Auch in oeconomicis ist es heute anders wie damals: bei weitem
keine so hohe Auslandsverschuldung; die anhaltende wirtsch.-techn. Expansion auf
der ganzen Welt; die viel entwickeltere Apparatur der wissenschaftl. Kontrollen und
der öffentlich-staatlichen Einwirkungsmöglichkeiten. Trotzdem: auch das richtige
wirtschaftliche Handeln ist auf die rechte - wirtschaftliche - »Denkungsart« angewie-
sen. Vielleicht ist eine Broschüre sinnvoll, in der ein überlegener Kenner der Materie
klar, kritisch und mutig die Struktur, die Probleme und Gefahren der gegenwärtigen
bundesrepublikanischen Wirtschaft behandelt.
Hoffentlich habe ich Sie mit diesen Zeilen nicht zu lange aufgehalten.
Mit den herzlichsten Grüssen, auch von meiner Frau, wie an Ihre Gattin,
Ihr Klaus Piper
Wir bleiben hier (Hotel GARDEN Terme) wahrsch. bis zum 6.11., dann noch einige
Tage Nachkur in Meran. Am 12.11. werden wir wieder in München sein.
323 Klaus Piper an Karl Jaspers
Typoskript; DLA, A: Jaspers, aufBriefpapier des R. Piper & Co Verlags München
München, 24. November 1966
Lieber Herr Professor,
ich melde mich heute wieder »regulär« vom Verlag aus. Von Herrn Dr. Rössner hörte
ich leider, daß Sie eine Grippeattacke hatten. Ich hoffe, daß Sie sie schnell überwin-
den konnten.