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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.71782#0659
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Karl Jaspers - Piper Verlag (1967)

ren Bemühungen nach der Schulzeit. Die Grundlagen mind. von Englisch, der heu-
tigen Verkehrssprache fast der ganzen freien Welt (mit Ausnahme von Rußland und
China), muß sich auch ein angehender »Humanist« in der Schule aneignen.
Würden Sie auf die beiden Wörter »etwa Fremdsprachen« verzichten?1793
Seite 136, Mitte
Es heißt »Die Grundsituation ist, daß die Staaten im Osten ... überzeugt sind, die Bun-
desrepublik bereite den Krieg vor.« Das ist richtig, aber meiner Ansicht nach nur zum
Teil. In Wirklichkeit denken sich Kossygin, Gomulka und Genossen, wenn sie das
schmale Handtuch Bundesrepublik auf der Karte sehen, daß ein Eroberungskrieg, der
von diesem »Handtuch« ausginge, nicht viel Realität hat.1794 (Weshalb übrigens auch
die NPD in der Grundströmung m. Meinung [nach] mehr auf einen nationalen Bol-
schewismus zielt.)1795
Daß eine Friedensbedrohung durch Nichtanerkennung der bestehenden Grenzen
auf Seiten der Bundesrepublik besteht, wird von den östlichen Führern auch deshalb
laut plakatiert, und die Abwehr der (übertriebenen) militärischen Drohung durch die
Bundesrepublik ist ihnen willkommen, um den Freiheitsdrang der Menschen in ihren
kommunistischen Ländern, wie auch die aufsässige Intelligenz (Kolakowski),1796 wei-
terhin unter Druck zu halten.
Die Frage ist, ob Sie vielleicht an dieser wichtigen Stelle zu einer differenzierten
Inaugenscheinnahme der bestehenden Lage bereit wären. - Klar ist für mich selbst-
verständlich, dass wir die bestehenden Grenzen akzeptieren müssen. Dabei teile ich
Ihre Sorge wegen der vorhandenen Stimmung in der Bundesrepublik vollkommen;
allerdings glaube ich zu spüren, daß sich das Kabinett Kiesinger in der Richtung einer
Anerkennung der Oder-Neiße-Linie vortastet.
S. 07
Ich habe modifiziert: »Meine Hoffnung ... werde sich nicht erfüllen.« (statt »... ein-
treten.«)1797
S. 08
Im 2. Absatz entwerfen Sie die mögliche schöne Zukunft eines guten Verhältnisses
zwischen Ost- und Westdeutschland mit der Abschaffung der Mauer usw. Wäre hier
eine zusätzliche Bemerkung angebracht über die Grenzen der Liberalisierung in der
DDR auf Grund des dominierenden Machtinteresses der Sowjetunion, das fortbeste-
hen wird?1798 (die DDR als unerläßliche Klammer zum Zusammenhalt der Satelliten
und als wirksames Symbol des auch im Kommunismus progressiven technischen und
wirtschaftlichen Prozesses. Vielleicht würde dieser Hinweis den Blick in Bezug auf die
schöne Möglichkeit noch strenger, nüchterner machen.)
 
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