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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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628

Stellenkommentar

165 Vgl. K. Jaspers: Nietzsche, Berlin 2i947; Allgemeine Psychopathologie, Berlin 51948 (unverän-
derter Abdruck der 4., völlig neu bearbeiteten Auflage von 1946).
166 Seinem letzten Brief hatte Piper die Übersetzung eines Textes von Merleau-Ponty aus
den Temps Modernes (vgl. M. Merleau-Ponty: »Pour les rencontres internationales«, in:
Les Temps Modernes 2 (1947) 1340-1344, hier: 1342-1343) beigelegt: »In den in München
erscheinenden »Berichten aus dem französischen Kulturleben< erschien [...] ein Refe-
rat über eine Darstellung Ihrer Philosophie in den »Temps Modernes<, der Zeitschrift
von Sartre. Ich nehme an, dass das Referat [...] den französischen Text nur sehr redu-
ziert wiedergibt.« (K. Piper an K. Jaspers, 20. November 1947, DLA, A: Jaspers). - Vgl. M.
Merleau-Ponty: »Professor Jaspers im französischen Urteil«, in: Frankreich. Berichte aus
dem französischen Kulturleben 2, Nr. 11/12, September/Oktober 1947, 2: »Jaspers ist durch
eine Philosophie der Situation bekannt geworden. Sein Widerstand gegen den Nazismus
war entschieden. Man erwartete, einen Mann zu treffen, für den die Außenwelt exis-
tiert; man findet jedoch den guten Typ des deutschen Professors, schwer, besinnlich,
lehrhaft, bewundernswert peinlich, der Wahrheit aufgeschlossen; aber, nach allem An-
schein, einen Menschen des Innerlichen, mehr daran gewöhnt, den Geist in der Refle-
xion oder in der Wärme persönlicher Beziehungen zu suchen als in der rauhen Ausein-
andersetzung mit Unwissenden oder Primitiven, als in der Auseinandersetzung mit dem
Chaos der Geschichte. Wenn man ihm eine Frage stellt, beginnt er damit, eine scharfe
Unterscheidung zwischen Philosophie und Politik zu geben; seine Philosophie dürfte
keine politischen Schlußfolgerungen enthalten. Der marxistischen These setzt er ent-
gegen, daß man den Menschen nicht von außen her bestimmen könne, als ob das ge-
nüge, den Marxismus zu widerlegen. Er wendet seine Philosophie der Situation und der
Auseinandersetzung nur auf private Beziehungen an, die zugleich >geistige< Beziehun-
gen sind. Sie scheint weder den konkreten Bindungen oder der Koexistenz Rechnung
zu tragen, noch der Auseinandersetzung bis zu dem Punkt zu folgen, an dem sie zur ge-
meinen und allgemeinen Geschichte wird. Jaspers zählt mehr auf die Meditation und
die religiöse Erhebung, um zwischen den Menschen eine gültige Beziehung zu schaffen,
oberhalb des >Zusammenpferchenden<, in das sie verstrickt sind und das bei Jaspers viel
mehr als ein Hindernis und Schicksal erscheint denn als unveränderliche Größe und als
das Milieu unseres Lebens selbst. Er fragt in einer Unterhaltung, ob Sartre die zehn Ge-
bote anerkenne[,] und beendet seinen Vortrag mit dem Rat an Europa, wieder in der Bi-
bel zu lesen. Aber trägt den Antworten anderer Rechnung, da er für die Probleme anderer
durchaus empfänglich ist. Er räumt endlich ein, daß die Grundidee des Marxismus eher
die einer totalen Geschichte ist als die einer Rückführung der Geschichte auf ihr ökono-
misches Gerüst, - daß wir uns nicht mit geschlossenen Augen der Verstrickung auslie-
fern sollen, und daß es bei uns liegt, recht und schlecht unsere Situation zu durchden-
ken. Ich wage zu vermuten, daß die Unterhaltung zwischen Jaspers und Lukacs z.B. die
Aufmerksamkeit des ersteren auf einige Schlußfolgerungen seiner eigenen Philosophie
gelenkt hat und auf die Aufgaben, denen sie sich unterziehen muß, wenn sie nach ihrem
eigenen Sinn entschieden die Philosophien des Ego und der reinen Innerlichkeit unter-
scheiden will.«
167 Gemeint ist die gegenüber der 4., 1941/1942 völlig neu bearbeiteten Auflage unveränderte
5. Auflage der Allgemeinen Psychopathologie.
 
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