Μ
Mischa Meier, Christine Radtki, Fabian Schulz
sowie die Frage nach der Gattung der Chronik und ihrer zeitgeschichtlichen sowie
intellektuellen Verankerung. All diese Themenkomplexe werden aktuell in der For-
schung kontrovers diskutiert.
2. Offene Fragen
Die Frage nach der Person des Autors
Die Person des Autors wirft noch immer zahlreiche Fragen auf. Als sicher gilt, dass
Malalas aus Antiocheia oder dem Umland dieser Stadt stammte und kein Mönch
war (s.o.), sondern sich eher als Rechtsgelehrter im Dienste des antiochenischen Pa-
triarchen oder in der Provinzialverwaltung verdingte.24 Ein Wechsel des narrativen
Fokus im letzten Buch scheint darauf hinzudeuten, dass Malalas nach Konstantinopel
umgesiedelt ist, wozu er nach der Schließung des Büros des comes Orientis im Jahr
535 gezwungen gewesen sein könnte. Einen Überblick über diese, bis dato gesicher-
ten Erkenntnisse hat im Jahr 1990 Brian Croke vorgelegt.25 Verschiedentlich glaubte
man aus der Chronik eine miaphysitische Grundhaltung des Autors herauslesen zu
können.26 Da sich Malalas grundsätzlich sehr zurückhaltend und indifferent über
innerchristliche Kontroversen, Konzilienbeschlüsse usw. äußert, können über sein
christliches Bekenntnis hinaus aber letztlich keine sicheren Schlüsse gezogen wer-
den - zumindest nach aktuellem Forschungsstand. Seit dem frühen 20. Jahrhundert
wurde zudem die Frage nach der Identität des Johannes Malalas mit dem Patriarchen
von Konstantinopel Johannes III. Scholastikos (565-577) diskutiert. Aktuell hat sich
die Tendenz durchgesetzt, eine solche Personengleichheit abzulehnen und insgesamt
vier Personen, die in der Forschung, - z.T. sogar schon im Mittelalter - häufig mit-
einander verwechselt wurden, voneinander zu unterscheiden. Dabei handelt es sich
um den Chronisten Johannes Malalas, den Patriarchen von Konstantinopel Johannes
Scholastikos, den Patriarchen von Antiocheia Johannes (631-649) und den Historiker
Johannes von Antiocheia (je nach Forschermeinung unterschiedlich datiert, frühes 6.
oder 7. Jahrhundert), der Malalas ausführlich benutzt hat, s.u.
24 Diese Schlussfolgerung resultiert vor allem aus seinem wahrscheinlichen Zugang zu Archivalien höhe-
rer administrativer Stellen (was freilich umstritten ist; vgl. Burgess/Kulikowski (2012), S. 223, mit Anm.
83) sowie aus seinem eher geringen Interesse für religiöse und kirchenpolitische Angelegenheiten.
25 Croke (1990b), S. 125.
26 Gleye (1899), S. 312-327; Patzig (1899), S. 111-128; Alpi (2006), S. 227-242; Blaudeau (2006), S. 243-256;
Scott (2013b), S. 195-226.
Mischa Meier, Christine Radtki, Fabian Schulz
sowie die Frage nach der Gattung der Chronik und ihrer zeitgeschichtlichen sowie
intellektuellen Verankerung. All diese Themenkomplexe werden aktuell in der For-
schung kontrovers diskutiert.
2. Offene Fragen
Die Frage nach der Person des Autors
Die Person des Autors wirft noch immer zahlreiche Fragen auf. Als sicher gilt, dass
Malalas aus Antiocheia oder dem Umland dieser Stadt stammte und kein Mönch
war (s.o.), sondern sich eher als Rechtsgelehrter im Dienste des antiochenischen Pa-
triarchen oder in der Provinzialverwaltung verdingte.24 Ein Wechsel des narrativen
Fokus im letzten Buch scheint darauf hinzudeuten, dass Malalas nach Konstantinopel
umgesiedelt ist, wozu er nach der Schließung des Büros des comes Orientis im Jahr
535 gezwungen gewesen sein könnte. Einen Überblick über diese, bis dato gesicher-
ten Erkenntnisse hat im Jahr 1990 Brian Croke vorgelegt.25 Verschiedentlich glaubte
man aus der Chronik eine miaphysitische Grundhaltung des Autors herauslesen zu
können.26 Da sich Malalas grundsätzlich sehr zurückhaltend und indifferent über
innerchristliche Kontroversen, Konzilienbeschlüsse usw. äußert, können über sein
christliches Bekenntnis hinaus aber letztlich keine sicheren Schlüsse gezogen wer-
den - zumindest nach aktuellem Forschungsstand. Seit dem frühen 20. Jahrhundert
wurde zudem die Frage nach der Identität des Johannes Malalas mit dem Patriarchen
von Konstantinopel Johannes III. Scholastikos (565-577) diskutiert. Aktuell hat sich
die Tendenz durchgesetzt, eine solche Personengleichheit abzulehnen und insgesamt
vier Personen, die in der Forschung, - z.T. sogar schon im Mittelalter - häufig mit-
einander verwechselt wurden, voneinander zu unterscheiden. Dabei handelt es sich
um den Chronisten Johannes Malalas, den Patriarchen von Konstantinopel Johannes
Scholastikos, den Patriarchen von Antiocheia Johannes (631-649) und den Historiker
Johannes von Antiocheia (je nach Forschermeinung unterschiedlich datiert, frühes 6.
oder 7. Jahrhundert), der Malalas ausführlich benutzt hat, s.u.
24 Diese Schlussfolgerung resultiert vor allem aus seinem wahrscheinlichen Zugang zu Archivalien höhe-
rer administrativer Stellen (was freilich umstritten ist; vgl. Burgess/Kulikowski (2012), S. 223, mit Anm.
83) sowie aus seinem eher geringen Interesse für religiöse und kirchenpolitische Angelegenheiten.
25 Croke (1990b), S. 125.
26 Gleye (1899), S. 312-327; Patzig (1899), S. 111-128; Alpi (2006), S. 227-242; Blaudeau (2006), S. 243-256;
Scott (2013b), S. 195-226.