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Volker Henning Drecoll
nen Aufstand beruhigt und dann streng durchgreift,31 so dass sich Furcht ausbreitet,
doch wird der Kaiser hier selbst nicht zum kirchenpolitischen Akteur.32
3. Justin
Für Justin nennt Malalas nur an drei Stellen in extrem kurzer Weise wichtige Verän-
derungen auf den Patriarchenstühlen.
Sehr kurz wird die Flucht des Severus nach Ägypten berichtet. Als Grund wird
angegeben, dass Severus Angst vor Vitalian gehabt habe.33 Über dessen kirchenpoliti-
sche Präferenz erfährt der Leser der Chronik jedoch eigentlich nichts. In Buch 16, wo
die Aktivitäten des Vitalian gegen Anastasius geschildert werden,34 bleibt das Profil
Vitalians ganz undeutlich. Zwar wird gesagt, dass er als Grund für seine Erhebung
auf die verbannten Bischöfe35 verwiesen habe,36 und umgekehrt wird der Sieg der
Anastasiusseite über Vitalian als Sieg Christi und der Tyche des Kaisers hingestellt.37
Doch bleibt (insbesondere weil die Ernennung des Severus als völlig unproblematisch
geschildert worden war)38 undeutlich, wieso Severus eigentlich Angst vor Vitalian ha-
ben sollte.
Der Nachfolger des Severus, Paulus, wird dann als ungünstige Person hingestellt,
weil er ein σχίσμα μέγα verursacht habe.39 Hier wird der Grund erneut nicht als
eigene Bewertung des Autors oder als objektive Gegebenheit, sondern als subjek-
tive Einschätzung wiedergegeben: Paulus habe die Erwähnung der 630 Bischöfe von
Chalkedon in den Diptychen eingeführt, was zu heftigem Widerstand (eben dem
Schisma) geführt habe, weil - so die Aussage der Gegner des Paulus - die Anhänger
(άκοΛοθοΐ’ντες - das meint doch wohl die Chalkedonenser in der Gegenwart) der
Synode (seil, von Chalkedon) τά Νεστορίου (die Meinung bzw. Theologie des Nesto-
rius) verträten.40 Dabei bleibt es. Weder wird etwas über die Berechtigung dieses Vor-
31 Das Ergebnis wird sogar mit der Wendung ευταξία μεγάλη positiv bewertet, Malalas, Chronographia
XVI19 (334,39 f. Thurn).
32 Zur neutralen Darstellung des Todes des Anastasius vgl. Alpi (2006), S. 231.
33 Malalas, Chronographia XVII 6 (338,33 f. Thurn).
34 Vgl. Meier (2009), S. 295-311.
35 Wer damit gemeint ist, bleibt allerdings unklar, denken ließe sich an Makedonios und Flavian, für die
beide als Verbannungsgrund ihre Eigenschaft als Nestorianer genannt worden war (Malalas, Chrono-
graphia XVI11 (327, 65 f. Thurn)).
36 Malalas, Chronographia XVI16 (329, nf. Thurn). Zur Qualifikation dieser Begründung als πρόφασίς
τις (die auch in dem Excerptum aus De insidiis auftaucht (Malalas, Chronographia XVI 16 (329, *8f.
Thurn)) vgl. Blaudeau (2006), S. 249.
37 Dies wird sogar nicht als Bewertung innerhalb des Geschehens berichtet, sondern als direkte Feststel-
lung des Chronisten festgehalten: καί ένίκησεν ό σωτήρ Χριστός καί ή τού βασιλέως τύχη
(Malalas, Chronographia XVI 16 (332, 85 Thurn)), doch wird gerade kein Bezug zur theologischen Di-
mension des Konflikts hergestellt.
38 Vgl. Malalas, Chronographia XVI11 (327, 68-70 Thurn).
39 Malalas, Chronographia XVII 6 (338,34-36.38 Thurn).
40 Malalas, Chronographia XVII 6 (338,36-40 Thurn).
Volker Henning Drecoll
nen Aufstand beruhigt und dann streng durchgreift,31 so dass sich Furcht ausbreitet,
doch wird der Kaiser hier selbst nicht zum kirchenpolitischen Akteur.32
3. Justin
Für Justin nennt Malalas nur an drei Stellen in extrem kurzer Weise wichtige Verän-
derungen auf den Patriarchenstühlen.
Sehr kurz wird die Flucht des Severus nach Ägypten berichtet. Als Grund wird
angegeben, dass Severus Angst vor Vitalian gehabt habe.33 Über dessen kirchenpoliti-
sche Präferenz erfährt der Leser der Chronik jedoch eigentlich nichts. In Buch 16, wo
die Aktivitäten des Vitalian gegen Anastasius geschildert werden,34 bleibt das Profil
Vitalians ganz undeutlich. Zwar wird gesagt, dass er als Grund für seine Erhebung
auf die verbannten Bischöfe35 verwiesen habe,36 und umgekehrt wird der Sieg der
Anastasiusseite über Vitalian als Sieg Christi und der Tyche des Kaisers hingestellt.37
Doch bleibt (insbesondere weil die Ernennung des Severus als völlig unproblematisch
geschildert worden war)38 undeutlich, wieso Severus eigentlich Angst vor Vitalian ha-
ben sollte.
Der Nachfolger des Severus, Paulus, wird dann als ungünstige Person hingestellt,
weil er ein σχίσμα μέγα verursacht habe.39 Hier wird der Grund erneut nicht als
eigene Bewertung des Autors oder als objektive Gegebenheit, sondern als subjek-
tive Einschätzung wiedergegeben: Paulus habe die Erwähnung der 630 Bischöfe von
Chalkedon in den Diptychen eingeführt, was zu heftigem Widerstand (eben dem
Schisma) geführt habe, weil - so die Aussage der Gegner des Paulus - die Anhänger
(άκοΛοθοΐ’ντες - das meint doch wohl die Chalkedonenser in der Gegenwart) der
Synode (seil, von Chalkedon) τά Νεστορίου (die Meinung bzw. Theologie des Nesto-
rius) verträten.40 Dabei bleibt es. Weder wird etwas über die Berechtigung dieses Vor-
31 Das Ergebnis wird sogar mit der Wendung ευταξία μεγάλη positiv bewertet, Malalas, Chronographia
XVI19 (334,39 f. Thurn).
32 Zur neutralen Darstellung des Todes des Anastasius vgl. Alpi (2006), S. 231.
33 Malalas, Chronographia XVII 6 (338,33 f. Thurn).
34 Vgl. Meier (2009), S. 295-311.
35 Wer damit gemeint ist, bleibt allerdings unklar, denken ließe sich an Makedonios und Flavian, für die
beide als Verbannungsgrund ihre Eigenschaft als Nestorianer genannt worden war (Malalas, Chrono-
graphia XVI11 (327, 65 f. Thurn)).
36 Malalas, Chronographia XVI16 (329, nf. Thurn). Zur Qualifikation dieser Begründung als πρόφασίς
τις (die auch in dem Excerptum aus De insidiis auftaucht (Malalas, Chronographia XVI 16 (329, *8f.
Thurn)) vgl. Blaudeau (2006), S. 249.
37 Dies wird sogar nicht als Bewertung innerhalb des Geschehens berichtet, sondern als direkte Feststel-
lung des Chronisten festgehalten: καί ένίκησεν ό σωτήρ Χριστός καί ή τού βασιλέως τύχη
(Malalas, Chronographia XVI 16 (332, 85 Thurn)), doch wird gerade kein Bezug zur theologischen Di-
mension des Konflikts hergestellt.
38 Vgl. Malalas, Chronographia XVI11 (327, 68-70 Thurn).
39 Malalas, Chronographia XVII 6 (338,34-36.38 Thurn).
40 Malalas, Chronographia XVII 6 (338,36-40 Thurn).