Metadaten

Meier, Mischa [Editor]; Radtki, Christine [Editor]; Schulz, Fabian [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 1): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Autor - Werk - Überlieferung — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2016

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51241#0052
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Miaphysitische Tendenzen bei Malalas?

51

wurfes gesagt noch darüber, welche Anhänger der Synode denn eigentlich (abgesehen
von Paulus selbst) gemeint sind (Justin?).
Noch knapper ist die Notiz zu Euphrasius von Antiochia, der Paulus nachfolgte.41
Hier heißt es nur, dass Euphrasius eine große Verfolgung κατά των Λεγομένων
ορθοδόξων verursachte und dabei viele tötete.42 Wieder bleibt unklar, wer die so-
genannten Orthodoxen sind. Malalas macht sich diese Bezeichnung nicht zu eigen.
Die Qualifizierung der Orthodoxen durch Λεγόμενοί braucht dabei nicht einmal
pejorativ gemeint zu sein, sie nimmt schlicht auf einen Sprachgebrauch Bezug. Eine
inhaltliche Bewertung dieses Sprachgebrauches lässt Malalas nicht erkennen, so dass
sich hieraus auch keine kirchenpolitische Präferenz ableiten lässt.
Die letzte Notiz in Buch 17 über die Nachfolge des Patriarchen in Alexandria
bleibt ganz ohne Bezug auf kirchenpolitischen Fragen.43 Der verunglückte Euphrasius
wird durch einen kaiserlichen Beamten, den comes Orientis Ephraem, ersetzt.44 Dass
Euphrasios etwa wegen seiner kirchenpolitischen Haltung vom Zorn Gottes getroffen
wurde (und deswegen in der Feuersbrunst in Alexandria im Jahr 527 umkam), wird
weder gesagt noch angedeutet.
4.Justinian
Für Justinian lässt sich der antiochenische Teil von Buch 18 von dem an Konstan-
tinopel ausgerichteten Teil gut unterscheiden. Im ersten wird nur der Einsatz von
Justinian für die Bewahrung der Orthodoxie genannt, und zwar zwei Mal im Zusam-
menhang mit Edikten. Im letzteren Teil taucht dann neben zwei weiteren Angaben zu
Edikten der Konflikt um die Drei Kapitel und das Konzil von Konstantinopel 553 auf.
An Edikten werden genannt:
1. Ein Gesetz von ca. 528/52945 schreibt vor, dass alle Heiden binnen drei Monaten
zu κοινωνοί τής ορθοδόξου πίστεως werden (ohne dass gesagt würde, was das
heißt). Alle Häretiker sollen aus der Ρωμαϊκή ποΛιτεία verschwinden.46
2. Deutlicher wird der Inhalt einer kaiserlichen Sacra von 531 benannt: Hier wird
gesagt, dass diejenigen, die sich mit dem Verweis auf die Synode von Chalkedon
von den Kirchen fernhalten, exiliert werden sollen.47 Als vom Kaiser gewollte Po-
litik wird also eine pro-chalkedonische Politik genannt (jedoch bleibt undeutlich,
41 Ob Paulus gestorben war, wie Malalas berichtet, oder abgesetzt wurde, wie es andere Quellen angeben
(vgl. dazu die Angaben bei Alpi (2006), S. 233 Anm. 55 £.), kann hier auf sich beruhen.
42 Malalas, Chronographia XVII n (342,24-26 Thurn). Eine „Sympathie doctrinale“ lässt sich hieraus nicht
ableiten (so auch Alpi (2006), S. 238, der allerdings in der Darstellung „une marque de depit“ (ebd.)
erkennt; eine besondere Distanz lässt sich aus dem Gebrauch von Λεγόμενοί allein jedoch nicht ab-
leiten).
43 Vgl. Alpi (2006), S. 234.
44 Malalas, Chronographia XVII 22 (352, 65-70 Thurn).
45 Vgl. Thurn/Meier (2009), S. 467 Anm. 262.
46 Malalas, Chronographia XVIII 42 (377, 20-24 Thurn).
47 Malalas, Chronographia XVIII 64 (391,16-19 Thurn).
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften