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Meier, Mischa [Editor]; Radtki, Christine [Editor]; Schulz, Fabian [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 1): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Autor - Werk - Überlieferung — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.51241#0164
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Fragmentum Tusculanum II und die Geschichte eines Zankapfels 163
steht eine ganz geringe Zahl von Stellen gegenüber, in denen der Objektsakkusativ
zuerst steht.42 Die Inspektion der Handschrift zeigt zudem, dass die Kaiserin nicht
durch das Pronomen αυτήν näher bestimmt ist, sondern durch das Epitheton θείαν
als „göttlich“ qualifiziert wird, was nicht zur Täterin passt. Vielmehr wird Eudokia
entrückt, so dass das Verlangen nach ihr als Sakrileg erscheint.
Also lesen wir: „Theodosius verdächtigte ebenden Paulinus, die göttliche Kaiserin
Eudokia zu lieben.“ Für diese Auffassung spricht ferner, dass der Text so auch vom
Autor des Chronicon Paschale verstanden wird, wo es zugespitzt heißt: „Theodosius
verdächtigte ebenden Paulinus“ - ύπενόησεν τον αυτόν ΠαυΛΐνον Θεοδόσιος ό
βασιλεύς.43 Der Kaiser geht also davon aus, dass Paulinus die Initiative ergriffen und
Eudokia auf seine Avancen nur reagiert habe, was dessen Hinrichtung gerechtfertigt
erscheinen lässt.
Die zweite Abweichung betrifft die Bewertung des Geschehens durch den Autor:
Ich rekapituliere den Baroccianus: „Und die Augusta, die Herrin Eudokia, verfiel in
Trauer; sei sie doch schlecht behandelt worden“ - ώς ύβρισθεΐσα. Durch die Benut-
zung von ώς distanziert sich der Erzähler von Eudokias Gefühl, schlecht behandelt
worden zu sein.44 In den Tuskulanischen Fragmenten heißt es laut Mai hingegen aukto-
rial: „Eudokia war schlecht behandelt worden“ (Ευδοκία καί ύβρισθεΐσα), was ihre
Unschuld vermuten lässt.45
Jetzt lässt sich die ganze Passage anders deuten: Eudokia schickt den Apfel Pau-
linus, weil (ώς) er ein Freund des Kaisers ist - also ohne Hintergedanken. Das ist unge-
schickt, da sich der Apfel als Liebeszeichen missverstehen lässt. Der fühlt sich bestätigt, weil
er sie liebt, trotzdem schenkt er den Apfel weiter. Mit einem fremden Geschenk will er
im Ansehen des Kaisers steigen. Als der Kaiser Eudokia zur Rede stellt, leugnet sie, weil
V19 καί μαθοϋσα τούτο ή Κίρκη ύπέλαβεν είδέναι τον Όδυσσέα τινάς μυστικός μαγείας
καί προγνόντα αυτής τα βουλεύματα (...) „Und als Kirke dies zur Kenntnis genommen hatte, da
vermeinte sie, Odysseus sei im Besitz geheimer Zauberkräfte und habe ihre Pläne von vorneherein
durchschaut.“
V 30 δει τον Όρέστην κτεΐναι την μητέρα καί τον Αϊγισθον.
VII I/ δει τον Ώχον, βασιλέα Περσών, παραλαβεΐν την Αίγυπτον - „Er hatte erkannt, es
müsse dazu kommen, dass Ochos, der König der Perser, Ägypten einnehmen würde.“
[Subst. Inf] XVII12 μετά τό καταλαβεΐν αύτόν την ανατολήν έφυγεν.
[Subst. Inf] XVIII no μετά τό παραλαβεΐν Βελισσάριον 'Ρώμην πάλιν παρελήφθη ύπό τών
Γότθων.
42 [Subst. Inf] XII 47 μετά τό άποθέσθαι τήν βασιλείαν Μαξιμιανόν έβασίλευσε Μαξέντιος
- „Und nachdem Maximinianus die Herrschaft abgelegt hatte, da herrschte Maxentius“.
[Allerdings mit ύπονοέω] XIV 40 Επί δέ τής αύτού βασιλείας ύπονοήσας τυραννίδα
μελετάν Άσπαρα τον πατρίκιον ώς πρώτον τής συγκλήτου. „Während seiner Regierungszeit
aber kam er zu dem Verdacht, derpatricius Aspar strebe als erster des Senats das Gegenkaisertum an.“
43 Chronicon Paschale, ed. Dindorf, S. 585, Z. 2-3. Nicht notiert in Thurn (2000). Alternativ könnte eine
Auslassung vorliegen, die auf eine aberratio oculorum zurückzuführen ist; vgl. Gastgeber in diesem Band.
44 ώς + Partizip = subjektiver Grund - vgl. Weierholt (1963), S. 67h Vgl. die Übersetzung von Meier
(2009).
45 Das Chronicon Paschale und die andere Parallelüberlieferung haben allerdings ώς. Es könnte sich also
um einen der wenigen Fälle handeln, wo der Text des Baroccianus besser ist. Die Autopsie der Hand-
schrift scheint ebenfalls für ώς zu sprechen.
 
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