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Meier, Mischa [Hrsg.]; Radtki, Christine [Hrsg.]; Schulz, Fabian [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 1): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Autor - Werk - Überlieferung — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.51241#0233
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Erika Juhäsz

Text des Malalas untermauern: An der gegebenen Stelle lesen wir άρτεμίσίου, d.h.
in diesem Fall konkret den zwölften Mai, der dem vierten Tag von den Iden des Mai
entspricht. Die verderbte Stelle könnte darauf zurückgeführt werden, dass der Schrei-
ber beim Kopieren einen Abschnitt versehentlich übersprang; viel näher liegt aber die
Vermutung, dass bereits die vom Schreiber benutzte Textvorlage verderbt war. Darauf
weist möglicherweise der Umstand hin, dass der zur Verfügung stehende Raum auf
dem von f. i4or nicht ausgefüllt wurde: Die Blätter des diesem Blatt vorausgehenden
Binio sind 32-zeilig und der mit f. 141 beginnende Quaternio besteht aus 31-zeiligen
Blätter, während f. i4Or nur 29% Zeilen aufweist. Der Schreiber schließt in Zeile 30
den Text ab, füllt Zeile 31 mit einem Zeilenmuster und lässt f. i4Ov völlig leer. Ein
späterer Benutzer des Codex trug hier eine Liste mit Namen und Regierungszeiten
der römischen Kaiser ein. Ein weiteres Beispiel hierfür findet sich im Codex auch an
derjenigen Stelle, an der dem Megas Chronographos zugeschriebene Fragmente in
den unvollständigen Bericht über den Nika-Aufstand eingefügt worden sind (ff. 24iv,
242Γ, 242').23 24 25 Der Schreiber dürfte die betreffenden Seiten auch hier wegen der be-
schädigten bzw. verderbten Vorlage leer gelassen haben. Da f. 140 dem vorangehenden
Binio als gesondert stehendes Einzelblatt folgt, ist zu vermuten, dass der Schreiber
die verderbte Stelle auf diesem Blatt zusammengefasst hatte,24 bevor er den auf die
beschädigte Stelle folgenden unversehrten Textteil auf dem mit f. 141 beginnenden
neuen Bogen fortsetzte.
In der ersten Zeile f. i4ir wird der Konsulat von Lepidus und Plancus (zugleich
Julius Caesars erstes Jahr) vom Verfasser als das sechste Jahr von Kleopatras Regierung
bestimmt. In der 20. Zeile des Verso von Folium 139 begann das fünfte Jahr der Herr-
schaft der Königin; im verderbten Textabschnitt fiel also wohl kein Jahr aus, sondern
es verhält sich vermutlich so, dass Caesar im Mittelpunkt der Erzählung stand. Aus
den bei Malalas überlieferten Daten könnte wohl auch der Verfasser der Osterchronik
geschöpft haben. Es ist auffällig, dass in einer Chronik, in der die Ereignisse einer
„strengen“ Chronologie untergeordnet sind und jedes Detail in der Zeitrechnung von
Belang ist, Caesars Kalenderreform und die Erfindung des Schalttages unerwähnt
bleiben sollten. Ich möchte deshalb annehmen, dass der Text des Malalas zu Caesar
auch in die Osterchronik übernommen wurde, aber Opfer der Überlieferung wurde:
Denn auch wenn der unbekannte Chronist kein besonderes Interesse an Vergil hatte,25
so wohl doch an Caesars Reformen.
Genauso mag er auch den die Begebenheiten in Antiocheia einleitenden Satz
übernommen haben, der allerdings nur noch bruchstückhaft auf uns gekommen ist.
In der Osterchronik wird überliefert: προ δ' ίδών μαΐων τής πρώτης έπενεμήσε-
ως, während es im Oxforder Malalas-Kodex heißt:26 τή tß τοΐ’ άρτεμισίου τοΐ’ καί
23 Zu den Fragmenten des Megas Chronographos: Schreiner (1975), S. 37-39; (1977), S. 70-87; (1979), S.
n-15; Whitby (1982-1983), S. 1-20.
24 Der Text ist bis Z. 19 (f. i4or) kontinuierlich, zwischen ff. 139 und 140 gibt es keine Lakune.
25 Er hat früher erwähnt, dass ΒίργίΑιος έγεννήθη (Chronicon Paschale, ed. v. Dindorf, S. 350).
26 f. 277.
 
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