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Dariusz Brodka
XI 6. Der Sieg Trajans über die Perser;
Trajan tötet den König Sanatrukios und
gibt den Persern einen neuen König
Ό δέ κρατών ευθύς τοΐς Πέρσαις
έπέθετο, καί αναιρεί τον εκείνων κατ-
άρχοντα. ’Εμφανή δέ κατ'έκείνων την
νίκην άράμενος, ον αυτός έβούλετο
τοΐς Πέρσαις βασιλέα καθίστη.
Das gesamte Kapitel Xanthopulus, Historic/. Ecclesiastica III 23 wird verschiedenen As-
pekten der Herrschaft Trajans gewidmet. Es fungiert als eine Art Ergänzung, weil Ni-
kephoros hier seinen langen Bericht über Trajan beendet. Für Trajans Regierung be-
nutzte Nikephoros über weite Strecken Eusebios von Kaisareia als seine Vorlage (vgl.
Xanthopulus, Historic/ Ecclesiastica III 19 ~ Eusebius, Historia Ecclesiastica III 36, 2-15,
Xanthopulus, Historia Ecclesiastica III 22 ~ Eusebius, Historia Ecclesiastica IV 2). Nun
aber wechselt er seine Quelle und in Historia Ecclesiastica III 23 stützt er sich nicht
mehr auf Eusebios. Am Anfang dieses Kapitels charakterisiert Nikephoros den Kaiser
Trajan als einen gerechten Herrscher und führt als Beispiel dafür eine Anekdote an,
wie der Kaiser sein Schwert dem Stadtpräfekten übergab. Diese Geschichte wird von
byzantinischen Chronisten mehrfach überliefert, Malalas (bzw. unsere Version des
Malalas) kennt sie aber nicht. Die Ähnlichkeiten, die sich auf die Wortwahl erstre-
cken, verbinden Nikephoros vor allem mit Georgios Monachos (Georgius Monachus,
Chronicon 450,12).12 Nikephoros lässt dann die Information über die Gründung von
Trajanopolis aus, die in diesem Kontext bei vielen Chronisten erscheint. Er erwähnt
hingegen den Sieg des Kaisers über die Daker, vielleicht auf Synkellos zurückgehend
(vgl. Georgius Syncellus, Ecloga chronographica 423), und zum Schluss berichtet er über
den Krieg gegen die Perser und anschließend über das Martyrium von fünf christli-
chen Jungfrauen in Antiochia.
Beachtenswert ist hier vor allem die anachronistische Information über die Ein-
nahme Antiochias durch die Perser, weil nur Malalas13 und Nikephoros sie überlie-
fern.14 Ähnlich wie Malalas berichtet nämlich Nikephoros, dass Antiochia zur Zeit
12 Bei Nikephoros und Georgios erscheint ρομφαία statt des üblichen ξίφος (vgl. Leo Grammaticus,
Chronographica 67, Cedrenus 437, Symeon Logothetes, Chronicon 62,1-2, Synopsis Chronike 30-31, Con-
stantinus Manasses, Breviarium Chronicum 2167-2172, Zonaras, Epitome historiarum XI 21).
13 Bei Malalas überlagern sich hier zwei ganz verschiedene Quellentraditionen. Die fehlerhafte Informa-
tion über die persische Einnahme Antiochias zur Zeit Trajans ist wohl nicht von Malalas selbst aus der
Luft gegriffen worden, sondern kann zumindest im Kern auf dem Werk eines Domninos beruht haben,
auf den sich Malalas in diesem Kontext beruft (vgl. Malalas, Chronographia XI 4 (206 Thurn)). Die
zweite, weitaus zuverlässigere Tradition geht auf Arrian und dessen Parthika zurück (vgl. Malalas,
Chronographia XI 6 (207 Thurn)) und gerade diese Quellentradition berichtete über die erfolgreiche
Feldzüge Trajans gegen die Farther. Möglicherweise ist die fehlerhafte Datierung der persischen Ein-
nahme Antiochias auf Trajans Zeit daraus zu erklären, dass zwei unverbundene Informationen (Ein-
nahme Antiochias, Krieg gegen die Farther) ursprünglich in einem nicht chronographischen Werk
(vielleicht in einer Patria Antiocheias) nebeneinander gestanden hatten. Malalas oder seine unmittelbare
Vorlage muss also beide unverbundenen Ereignisse in einen zeitlichen und kausalen Zusammenhang
gebracht haben.
14 Eine ähnliche Geschichte überliefert Prokopios von Kaisareia über die Stadt Edessa: Zuerst ergibt sich
Dariusz Brodka
XI 6. Der Sieg Trajans über die Perser;
Trajan tötet den König Sanatrukios und
gibt den Persern einen neuen König
Ό δέ κρατών ευθύς τοΐς Πέρσαις
έπέθετο, καί αναιρεί τον εκείνων κατ-
άρχοντα. ’Εμφανή δέ κατ'έκείνων την
νίκην άράμενος, ον αυτός έβούλετο
τοΐς Πέρσαις βασιλέα καθίστη.
Das gesamte Kapitel Xanthopulus, Historic/. Ecclesiastica III 23 wird verschiedenen As-
pekten der Herrschaft Trajans gewidmet. Es fungiert als eine Art Ergänzung, weil Ni-
kephoros hier seinen langen Bericht über Trajan beendet. Für Trajans Regierung be-
nutzte Nikephoros über weite Strecken Eusebios von Kaisareia als seine Vorlage (vgl.
Xanthopulus, Historic/ Ecclesiastica III 19 ~ Eusebius, Historia Ecclesiastica III 36, 2-15,
Xanthopulus, Historia Ecclesiastica III 22 ~ Eusebius, Historia Ecclesiastica IV 2). Nun
aber wechselt er seine Quelle und in Historia Ecclesiastica III 23 stützt er sich nicht
mehr auf Eusebios. Am Anfang dieses Kapitels charakterisiert Nikephoros den Kaiser
Trajan als einen gerechten Herrscher und führt als Beispiel dafür eine Anekdote an,
wie der Kaiser sein Schwert dem Stadtpräfekten übergab. Diese Geschichte wird von
byzantinischen Chronisten mehrfach überliefert, Malalas (bzw. unsere Version des
Malalas) kennt sie aber nicht. Die Ähnlichkeiten, die sich auf die Wortwahl erstre-
cken, verbinden Nikephoros vor allem mit Georgios Monachos (Georgius Monachus,
Chronicon 450,12).12 Nikephoros lässt dann die Information über die Gründung von
Trajanopolis aus, die in diesem Kontext bei vielen Chronisten erscheint. Er erwähnt
hingegen den Sieg des Kaisers über die Daker, vielleicht auf Synkellos zurückgehend
(vgl. Georgius Syncellus, Ecloga chronographica 423), und zum Schluss berichtet er über
den Krieg gegen die Perser und anschließend über das Martyrium von fünf christli-
chen Jungfrauen in Antiochia.
Beachtenswert ist hier vor allem die anachronistische Information über die Ein-
nahme Antiochias durch die Perser, weil nur Malalas13 und Nikephoros sie überlie-
fern.14 Ähnlich wie Malalas berichtet nämlich Nikephoros, dass Antiochia zur Zeit
12 Bei Nikephoros und Georgios erscheint ρομφαία statt des üblichen ξίφος (vgl. Leo Grammaticus,
Chronographica 67, Cedrenus 437, Symeon Logothetes, Chronicon 62,1-2, Synopsis Chronike 30-31, Con-
stantinus Manasses, Breviarium Chronicum 2167-2172, Zonaras, Epitome historiarum XI 21).
13 Bei Malalas überlagern sich hier zwei ganz verschiedene Quellentraditionen. Die fehlerhafte Informa-
tion über die persische Einnahme Antiochias zur Zeit Trajans ist wohl nicht von Malalas selbst aus der
Luft gegriffen worden, sondern kann zumindest im Kern auf dem Werk eines Domninos beruht haben,
auf den sich Malalas in diesem Kontext beruft (vgl. Malalas, Chronographia XI 4 (206 Thurn)). Die
zweite, weitaus zuverlässigere Tradition geht auf Arrian und dessen Parthika zurück (vgl. Malalas,
Chronographia XI 6 (207 Thurn)) und gerade diese Quellentradition berichtete über die erfolgreiche
Feldzüge Trajans gegen die Farther. Möglicherweise ist die fehlerhafte Datierung der persischen Ein-
nahme Antiochias auf Trajans Zeit daraus zu erklären, dass zwei unverbundene Informationen (Ein-
nahme Antiochias, Krieg gegen die Farther) ursprünglich in einem nicht chronographischen Werk
(vielleicht in einer Patria Antiocheias) nebeneinander gestanden hatten. Malalas oder seine unmittelbare
Vorlage muss also beide unverbundenen Ereignisse in einen zeitlichen und kausalen Zusammenhang
gebracht haben.
14 Eine ähnliche Geschichte überliefert Prokopios von Kaisareia über die Stadt Edessa: Zuerst ergibt sich