Zu den Quellen der Chronik des Johannes Malalas
19
send erforschten Hypothese der Abhängigkeit der Malalas-Chronik von mündlichen
Informanten, die für eine Anzahl von Nachrichten in den späteren Büchern (XV bis
XVIII) verantwortlich sein könnten.
Die Reihenfolge der Beiträge im vorliegenden Sammelband spiegelt diejenige
der bei der Tagung gehaltenen Vorträge wider.58 Den ersten drei Sektionen liegt eine
chronologische Anordnung zugrunde. An erster Stelle steht der Beitrag von Wil-
liam Adler (North Carolina State University), welcher anhand einer Lektüre der ers-
ten zwei Bücher der Malalas-Chronik aufzeigt, wie sich dort festgehaltene Notizen
(z.B. zu Adams Sohn Seth als Erfinder der hebräischen Schrift) auch in Werken aus
der hellenistisch-jüdischen Tradition wie dem Buch der Jubiläen {Liber Jubilaeorum)
wiederfinden. Adler diskutiert mögliche textuelle Beziehungen, und kommt dabei zu
dem Schluss, dass - im Grunde auch abgesehen von einem Vorlage-Kopie-Verhältnis
- Malalas als ein Vertreter derselben Tradition angesehen werden kann. Umberto Ro-
berto (Rom) geht in seinem Beitrag der Frage nach, ob, inwiefern und auf welche
Weise Malalas das grundlegende chronographische Werk des Sextus Julius Africanus
(3. Jh. n.Chr.) bei seiner Bearbeitung u.a. der älteren griechischen Geschichte be-
rücksichtigte. Die Klärung dieser Frage ist nicht nur im Rahmen einer Diskussion
der Quellen der Malalas-Chronik von Relevanz; sie ergänzt auch die Rezeptionsge-
schichte des bahnbrechenden, leider nur fragmentarisch erhaltenen Werkes des Afri-
canus (in dem zum ersten Mal in signifikanter Weise christliche und griechisch-römi-
sche Chronologie und Ereignisgeschichte parallel behandelt und korreliert wurden)
um einen weiteren Mosaikstein.
Mit dem dritten Beitrag tritt die kaiserzeitliche Geschichte in den Vordergrund:
Dort analysiert Laura Mecella (Rom) Malalas’ Behandlung der Zeit der Soldaten-
kaiser (235 bis 284/285 n.Chr.), die einen großen Teil des XII. Buches der Chronik
einnimmt. Trotz der schwerwiegenden textkritischen Probleme, die dieser Sektion des
Malalas-Texts anhaften (die Darstellung der Zeit zwischen Caracalla und Aemilianus
ist einer Lücke zum Opfer gefallen), gelingt es Mecella, eine Fülle von Referenzau-
toren bzw. -texten literarischer sowie dokumentarischer Art ans Licht zu bringen.
Auf einen einzelnen Quellenautor konzentriert sich hingegen der Beitrag von Bruno
Bleckmann (Düsseldorf): Er untersucht Malalas’ Schilderung des gescheiterten Per-
serfeldzuges Julians vom Jahr 363 n.Chr. (Malalas, Chronographia XIII 21-23; Frie-
densverhandlungen unter Jovian: XIII 27) auf ihr Verhältnis zu dem dort zweimal ge-
nannten Magnus von Karrhai, einem schriftstellerisch tätigen Zeitzeugen im Gefolge
Julians. Unter Einbeziehung paralleler Berichte (u.a. aus Ammian und Zosimos) und
durch mustergültige Anwendung der klassischen quellenkritischen Methode deckt
Bleckmann Gemeinsamkeiten und Unterschiede in diesem reichhaltigen ,Perser-
Dossier auf und zeichnet mögliche Traditionslinien innerhalb dieses Geflechts von
Literaturwerken nach.
58 In diesem Abschnitt werden einige bereits in Carrara (2016) [Tagungsbericht] formulierte Beobachtun-
gen übernommen.
19
send erforschten Hypothese der Abhängigkeit der Malalas-Chronik von mündlichen
Informanten, die für eine Anzahl von Nachrichten in den späteren Büchern (XV bis
XVIII) verantwortlich sein könnten.
Die Reihenfolge der Beiträge im vorliegenden Sammelband spiegelt diejenige
der bei der Tagung gehaltenen Vorträge wider.58 Den ersten drei Sektionen liegt eine
chronologische Anordnung zugrunde. An erster Stelle steht der Beitrag von Wil-
liam Adler (North Carolina State University), welcher anhand einer Lektüre der ers-
ten zwei Bücher der Malalas-Chronik aufzeigt, wie sich dort festgehaltene Notizen
(z.B. zu Adams Sohn Seth als Erfinder der hebräischen Schrift) auch in Werken aus
der hellenistisch-jüdischen Tradition wie dem Buch der Jubiläen {Liber Jubilaeorum)
wiederfinden. Adler diskutiert mögliche textuelle Beziehungen, und kommt dabei zu
dem Schluss, dass - im Grunde auch abgesehen von einem Vorlage-Kopie-Verhältnis
- Malalas als ein Vertreter derselben Tradition angesehen werden kann. Umberto Ro-
berto (Rom) geht in seinem Beitrag der Frage nach, ob, inwiefern und auf welche
Weise Malalas das grundlegende chronographische Werk des Sextus Julius Africanus
(3. Jh. n.Chr.) bei seiner Bearbeitung u.a. der älteren griechischen Geschichte be-
rücksichtigte. Die Klärung dieser Frage ist nicht nur im Rahmen einer Diskussion
der Quellen der Malalas-Chronik von Relevanz; sie ergänzt auch die Rezeptionsge-
schichte des bahnbrechenden, leider nur fragmentarisch erhaltenen Werkes des Afri-
canus (in dem zum ersten Mal in signifikanter Weise christliche und griechisch-römi-
sche Chronologie und Ereignisgeschichte parallel behandelt und korreliert wurden)
um einen weiteren Mosaikstein.
Mit dem dritten Beitrag tritt die kaiserzeitliche Geschichte in den Vordergrund:
Dort analysiert Laura Mecella (Rom) Malalas’ Behandlung der Zeit der Soldaten-
kaiser (235 bis 284/285 n.Chr.), die einen großen Teil des XII. Buches der Chronik
einnimmt. Trotz der schwerwiegenden textkritischen Probleme, die dieser Sektion des
Malalas-Texts anhaften (die Darstellung der Zeit zwischen Caracalla und Aemilianus
ist einer Lücke zum Opfer gefallen), gelingt es Mecella, eine Fülle von Referenzau-
toren bzw. -texten literarischer sowie dokumentarischer Art ans Licht zu bringen.
Auf einen einzelnen Quellenautor konzentriert sich hingegen der Beitrag von Bruno
Bleckmann (Düsseldorf): Er untersucht Malalas’ Schilderung des gescheiterten Per-
serfeldzuges Julians vom Jahr 363 n.Chr. (Malalas, Chronographia XIII 21-23; Frie-
densverhandlungen unter Jovian: XIII 27) auf ihr Verhältnis zu dem dort zweimal ge-
nannten Magnus von Karrhai, einem schriftstellerisch tätigen Zeitzeugen im Gefolge
Julians. Unter Einbeziehung paralleler Berichte (u.a. aus Ammian und Zosimos) und
durch mustergültige Anwendung der klassischen quellenkritischen Methode deckt
Bleckmann Gemeinsamkeiten und Unterschiede in diesem reichhaltigen ,Perser-
Dossier auf und zeichnet mögliche Traditionslinien innerhalb dieses Geflechts von
Literaturwerken nach.
58 In diesem Abschnitt werden einige bereits in Carrara (2016) [Tagungsbericht] formulierte Beobachtun-
gen übernommen.