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Carrara, Laura [Hrsg.]; Meier, Mischa [Hrsg.]; Radtki-Jansen, Christine [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 2): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Quellenfragen — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.51242#0118
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Magnus von Karrhai

117
Ihn (seil. Surrhaeinas) empfing der göttlichste Kaiser Jovian gerne, und er gewähr-
te ihm, die Friedensgesandtschaft zu empfangen, wobei er aussprach, auch selbst
einen Unterhändler zum Perserkönig schicken zu wollen. Als aber Surrhaeinas,
der Abgesandte der Perser, dies vernommen hatte, da ersuchte er Kaiser Jovian, er
möge alsbald und auf der Stelle einen Friedensvertrag festsetzen.96
Der wohlbekannte Arintheus erhält die Aufgabe, die Verhandlungen zu führen, ein
Detail, das wieder durch Ammian bestätigt wird, einschließlich der Dreitagesfrist:
Und er bestimmte einen Senator, den patricius Arinthaios,97 und übertrug ihm die
ganze Angelegenheit; er vereinbarte mit ihm, er wolle sich an seine Vorstellungen
bzw. Festlegungen halten. Denn er selber hielt es als Kaiser unter seiner Würde,
mit einem Senator bzw. Gesandten der Perser einen Friedensvertrag abzuschlie-
ßen; und er räumte drei Tage Waffenstillstand während der Beratungen um den
Frieden ein.98
Nach Ammian soll sich erst während dieser Dreitagesfrist die dramatische Versor-
gungssituation des römischen Heers entwickelt haben. Statt zu verhandeln, hätte Jo-
vian in dieser Zeit durch beherztes militärisches Vorgehen die Lage noch verändern
können.
Die Quelle des Malalas hat dann dargestellt, wie die Räumung einiger Teile des
römischen Mesopotamien vereinbart wurde. Teil dieser Vereinbarung war insbeson-
dere die Evakuation der Stadt Nisibis, die auch von anderen Zeugen zum Jovianfrie-
den explizit zur Sprache gebracht wird:99
Und es wurde zwischen dem patricius Arinthaios, dem Römer, und Surrhaeinas,
dem Senator und Abgesandten der Perser, folgendes vereinbart: Die Römer sollten
den Persern die ganze Provinz mit Namen Mygdonien ausliefern, und dazu ihre
Metropole namens Nisibis, letztere leer, nur mit den Mauern, ohne die darin woh-
nenden Menschen.100
Die Räumung musste dann exekutiert werden, als Jovian bei seinem Rückzug durch
das römische Mesopotamien reiste. Der persische Amtsträger, der dabei den Kaiser
begleitete, wird auch bei Ammian erwähnt, heißt aber bei diesem nicht Junius, son-
dern Bineses:
96 Malalas, ChronographiaXIII 27 (S. 258,79-259,84Thurn).
97 Jovian entsandte im Gegenzug Arintheus und Salutius: Ammianus Marcellinus, XXV 7, 7; Zosimus,
Historia nova III 31,1. Dass Arintheus patricius gewesen sein soll, weiß allein Malalas bzw. das aus ihm
schöpfende Chronicon Paschale. Es handelt sich wohl um eine Verwechslung mit Salutius: zu dessen
patricius-Eigenschaft vgl. Malalas, Chronographia XIII 31 (S. 262,79-80 und 263, 84 Thurn).
98 Malalas, Chronographia XIII 27 (S. 259, 84-89 Thurn). Vgl. zur Dreitagesfrist Ammianus Marcellinus,
XXV 7, 7: dum deliberatur examinatius, quidfiniri deberet, dies quattuor sunt evoluti inedia cruciabiles et
omni supplicio tristiores.
99 Philostorgius, Historia Ecclesiastica VIII ra Bleckmann/Stein: „Er schloss einen Friedensvertrag mit
dem Perser, in dem er Nisibis ohne seine Bewohner übergab“.
100 Malalas, Chronographia XIII 27 (S. 259, 89-93 Thurn).
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