Magnus von Karrhai
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6. Die Bedeutung des Magnus von Karrhai für die Analyse
der Beziehungen der Traditionen zum Perserfeldzug Julians
Als Ergebnis der Analyse von Magnus von Karrhai bleibt festzuhalten: Eine genaue
Abgrenzung des Berichtes des Magnus durch die rahmenden Zitate bei Malalas ist
nicht möglich. Einige Passagen aus dem Abschnitt über Eutychianos von Kappado-
kien und einige Passagen zum Friedensschluss Jovians sind vermutlich bei der Rekon-
struktion mit zu berücksichtigen. Für den ersten Teil der dem Magnus zugewiesenen
Erzählung und für den Jovianfrieden ist die Nähe zu anderen zeitgenössischen Quel-
len besonders groß (Teile A und D). Für den Teil B hat sich Malalas beim Exzerpieren
größere Freiheiten genommen, so dass einige Details der Grundquelle in auffälliger
Weise in einen falschen Kontext gestellt worden sind, was insbesondere die Angabe
über das strategische Ziel des Schapur betrifft. Bei dem Teil über die Irreführung
Julians, die Überführung der falschen Überläufer und den Tod Julians ist die Beein-
flussung durch die späte Julianlegende bei genauem Hinsehen weniger stark als es
zunächst den Anschein haben könnte (C). Vielmehr kann auch für diesen Abschnitt
eine Beeinflussung durch die Historiographie des 4. Jahrhunderts für die meisten De-
tails nicht rundheraus ausgeschlossen werden. Berührungen mit der Darstellung des
Ammian und des Zosimos sind für die Teile A und D besonders deutlich, aber auch
für die freier zusammenfassenden Teile B und C durchaus vorhanden.109
Damit wird das Stück, das Malalas für die Geschichte des Perserkriegs Julians
bietet, zu einem wichtigen Schlüssel, wenn es darum geht, die Beziehungen zwischen
den diversen Erzählungen zum Perserkrieg Julians, darunter auch einige besonders
ausführliche, untereinander zu beschreiben. Das Problem besteht darin, dass insbe-
sondere Ammian und Zosimos oft enge inhaltliche Entsprechungen zeigen, die in
irgendeiner Form zu erklären sind. Grundlegend ist die Dissertation von Sudhaus,
der eine umfangreiche Sammlung aller Parallelstellen von Ammian und Zosimos
vorgelegt und die inhaltlichen Überschneidungen durch den Rückgriff auf eine ge-
meinsame Quelle erklärt hat. Er selbst sieht dabei in Oreibasios die wahrscheinlichste
Quellengrundlage. Eine weit ausgreifende Forschung hat dann Alternatiworschläge
entwickelt, wobei auch das Geschichtswerk des Magnus von Karrhai bisweilen diesen
Rang als Grundquelle erhielt.110 In seinem Zosimos-Kommentar ist Francois Pas-
choud zur Hypothese von Sudhaus zurückgekehrt.111 Andere wie etwa John Matthews
haben (mit großem Erfolg in der angelsächsischen Welt) ein anderes Modell der Be-
ziehungen zwischen Ammian und Eunapios propagiert, nämlich eine Abhängigkeit
und Malalas vgl. den Boeft u.a. (2005), S. 290. Auch Ephräm gelangt - allerdings später als die übrige
Bevölkerung, da er noch bis zur Ankunft Schapurs blieb - nach Amida: siehe den Boeft u.a. (2005),
S. 290; Lieu (2i989), S. 96.
109 Anders Mendelssohn (1887), S. xlii-xlv und Laqueur (1928), Sp. 493, die gegen die These einer
B enutzung des Magnus durch Zosimos und Ammian den Einwand vortragen, dass die Gemeinsamkeiten
zu Ammian und Zosimos nur für den Anfangsteil existieren; siehe dazu oben Anm. 8.
no Mendelssohn (1887), S. xxxix-xlvii; Klein (1914), S. 58-134; Klotz (1916) mit Korrekturen gegenüber
Klein.
in Paschoud (1979), S. xii-xix; Paschoud (22OO3), S. xlix-lxiv.
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6. Die Bedeutung des Magnus von Karrhai für die Analyse
der Beziehungen der Traditionen zum Perserfeldzug Julians
Als Ergebnis der Analyse von Magnus von Karrhai bleibt festzuhalten: Eine genaue
Abgrenzung des Berichtes des Magnus durch die rahmenden Zitate bei Malalas ist
nicht möglich. Einige Passagen aus dem Abschnitt über Eutychianos von Kappado-
kien und einige Passagen zum Friedensschluss Jovians sind vermutlich bei der Rekon-
struktion mit zu berücksichtigen. Für den ersten Teil der dem Magnus zugewiesenen
Erzählung und für den Jovianfrieden ist die Nähe zu anderen zeitgenössischen Quel-
len besonders groß (Teile A und D). Für den Teil B hat sich Malalas beim Exzerpieren
größere Freiheiten genommen, so dass einige Details der Grundquelle in auffälliger
Weise in einen falschen Kontext gestellt worden sind, was insbesondere die Angabe
über das strategische Ziel des Schapur betrifft. Bei dem Teil über die Irreführung
Julians, die Überführung der falschen Überläufer und den Tod Julians ist die Beein-
flussung durch die späte Julianlegende bei genauem Hinsehen weniger stark als es
zunächst den Anschein haben könnte (C). Vielmehr kann auch für diesen Abschnitt
eine Beeinflussung durch die Historiographie des 4. Jahrhunderts für die meisten De-
tails nicht rundheraus ausgeschlossen werden. Berührungen mit der Darstellung des
Ammian und des Zosimos sind für die Teile A und D besonders deutlich, aber auch
für die freier zusammenfassenden Teile B und C durchaus vorhanden.109
Damit wird das Stück, das Malalas für die Geschichte des Perserkriegs Julians
bietet, zu einem wichtigen Schlüssel, wenn es darum geht, die Beziehungen zwischen
den diversen Erzählungen zum Perserkrieg Julians, darunter auch einige besonders
ausführliche, untereinander zu beschreiben. Das Problem besteht darin, dass insbe-
sondere Ammian und Zosimos oft enge inhaltliche Entsprechungen zeigen, die in
irgendeiner Form zu erklären sind. Grundlegend ist die Dissertation von Sudhaus,
der eine umfangreiche Sammlung aller Parallelstellen von Ammian und Zosimos
vorgelegt und die inhaltlichen Überschneidungen durch den Rückgriff auf eine ge-
meinsame Quelle erklärt hat. Er selbst sieht dabei in Oreibasios die wahrscheinlichste
Quellengrundlage. Eine weit ausgreifende Forschung hat dann Alternatiworschläge
entwickelt, wobei auch das Geschichtswerk des Magnus von Karrhai bisweilen diesen
Rang als Grundquelle erhielt.110 In seinem Zosimos-Kommentar ist Francois Pas-
choud zur Hypothese von Sudhaus zurückgekehrt.111 Andere wie etwa John Matthews
haben (mit großem Erfolg in der angelsächsischen Welt) ein anderes Modell der Be-
ziehungen zwischen Ammian und Eunapios propagiert, nämlich eine Abhängigkeit
und Malalas vgl. den Boeft u.a. (2005), S. 290. Auch Ephräm gelangt - allerdings später als die übrige
Bevölkerung, da er noch bis zur Ankunft Schapurs blieb - nach Amida: siehe den Boeft u.a. (2005),
S. 290; Lieu (2i989), S. 96.
109 Anders Mendelssohn (1887), S. xlii-xlv und Laqueur (1928), Sp. 493, die gegen die These einer
B enutzung des Magnus durch Zosimos und Ammian den Einwand vortragen, dass die Gemeinsamkeiten
zu Ammian und Zosimos nur für den Anfangsteil existieren; siehe dazu oben Anm. 8.
no Mendelssohn (1887), S. xxxix-xlvii; Klein (1914), S. 58-134; Klotz (1916) mit Korrekturen gegenüber
Klein.
in Paschoud (1979), S. xii-xix; Paschoud (22OO3), S. xlix-lxiv.