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Carrara, Laura [Editor]; Meier, Mischa [Editor]; Radtki-Jansen, Christine [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 2): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Quellenfragen — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.51242#0123
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122

Bruno Bleckmann

notwendigerweise nur aus eigener Anschauung berichten, ist für antike Historiogra-
phie nicht ohne Prüfung anwendbar.
Sudhaus beherrschte in seiner Dissertation durchaus die Methode der Quellen-
kritik, die einen genauen Einzelvergleich relevanter Stellen vornimmt und von Fall
zu Fall diskutiert. Dabei konnte er eine eindrucksvolle Anzahl von Stellen anführen,
die in evidenter Form auf eine allein durch ein Geflecht literarischer Abhängigkeiten
erklärbare Nähe hinweisen. Fornara hätte daher in jedem Einzelfall eine Gegenprobe
und eine Gegendemonstration machen müssen. Ein Beispiel einer solchen Nähe gibt
in der Tat die vielgenannte Episode, in der ein Tribun Magnus als zweiter aus dem
Graben steigt und in der mit dem Namen eines der Beteiligten - Superantius ver-
sus Exuperius - eine Variante auffallt, aber andererseits engste Beziehungen in der
Gedankenführung, der Anordnung der Satzglieder etc. festzustellen sind. Ammianus
Mar cellinus, XXIV 4, 23 bietet: evolat Exsuper ins, de Victorum numero miles, post quem
Magnus tribunus et lovianus notarius, quos audax multitudo secuta. Zosimus, Historia
nova III 22,4 bietet in der entsprechenden Art und Weise: „Es war Superantius, einer
aus dem Regiment der Victores, der nicht unscheinbar war, danach Magnus und als
dritter Jovianus, der dem Rang der Notare vorangestellt war, weiter dann mehr“. In
beiden Fällen gibt es eine simple Reihung, wobei Magnus dem Superantius mit einer
Formulierung επί τούτω bzw.^oV quem nachgeordnet wird.125 In beiden Texten folgt
der Erläuterung zu den drei erst genannten Personen ein zusammenfassender Hin-
weis auf die übrige Menge.126 127
Als isolierter Fall betrachtet könnte die Parallele einfach so zu erklären sein, dass
Ammian und Eunapios-Zosimos unabhängig voneinander auf die offizielle Belobi-
gung der drei Soldaten zurückgreifen,I27 wobei auch in diesem Fall eine gemeinsame
Abhängigkeit von einer bereits existierenden sprachlichen Formulierung nachge-
wiesen wäre. Weitere Parallelbeispiele zeigen aber, dass ein anderes Abhängigkeits-
verhältnis anzunehmen ist. So weisen im Falle des Todes des Daces/Adaces beide
125 Der Unterschied, dass der dritte Soldat bei Zosimosprimicerius der Notare ist (ό του τάγματος των
ύπογραφέων προτεταγμένος), bei Ammian einfacher Notar, verweist nicht auf einen Unterschied
der zugänglichen Informationen. Vielmehr hat Ammian, der durchaus die genaue Position des Jovianus
(XXVI 6,3) kannte, an dieser Stelle gekürzt. Zu den Unterschieden siehe Norman (1957), S. 129.
126 Dillemann (1961), S. 130 sieht aber gerade in der Fortführung des Berichtes über das Eindringen dieser
Soldaten in Maiozamalcha den Beweis dafür, dass die Autoren Zosimos und Ammian voneinander
unabhängig sind: Zosimus, Historia nova III 22, 4, der den ausführlichen Bericht biete, lasse die drei
Helden in ein Haus gelangen, wo eine Frau gerade Mehl zubereitet, welche umgebracht wird; nach
Libanius, Oratio 18, 238-239 Foerster gelangt die Truppe in einen Turm, wo eine alte Frau mit einem
kleinen Kind liegt, die sie zum Schweigen bringen, ohne sie zu töten; Ammian berichtet nur über die
Tötung derer, die im Haus vorgefunden wurden: „On ne voit pas comment une source ecrite commune
aurait pu donner trois versions aussi differentes“. Eine wirkliche Variante bietet Ammian, der knapp
zusammenfasst und bei der Verallgemeinerung gegenüber Zosimos den Plural benutzt, m.E. gegen-
über Zosimos nicht. Beide berichten über das Eindringen in ein Haus und über die Tötung. Dillemann
hätte darauf hinweisen müssen, dass bei Zosimos und bei Ammian dann auch die Wachen getötet
werden, die gerade dabei sind, traditionelle Lieder zu singen, die den Ruhm des persischen Königs
feiern.
127 So Dillemann (1961), S. 130 mit Verweis auf Ammianus Marcellinus, XXIV 4,24.
 
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