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Carrara, Laura [Editor]; Meier, Mischa [Editor]; Radtki-Jansen, Christine [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 2): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Quellenfragen — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.51242#0127
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120

Bruno Bleckmann

Maiozamalcha erstürmen: evolat Exsuperius, de Victorum numero miles, post quem Ma-
gnus tribunus et lovianus notarius, quos audax multitudo secuta. Die Hervorhebung der
Rolle des Magnus soll einer der Gründe dafür sein, in Magnus von Karrhai die Quelle
der Erzählungen des Ammian und des Zosimos zu erkennen.137 Im Falle einer offiziel-
len Belobigung der ersten drei in die Stadt eingedrungenen Soldaten musste aber die
Erwähnung von Magnus durchaus auch in Quellen auftauchen, die nicht auf einen
von Magnus redigierten Selbstbericht zurückgehen. Einen Hinweis auf eine solche
offizielle Belobigung anlässlich der Verleihung der corona obsidionalis gibt explizit Am-
mianus Marcellinus, XXIV 4, 24. Hinzukommt, dass ein wohl irrig dem Eunapios zu-
gewiesenes Fragment berichtet, Magnus habe als erster den Graben verlassen.138 Wenn
überhaupt, wäre eher dieses zum höheren Ruhm des Magnus ausgestaltete Fragment
und nicht der übereinstimmende Bericht des Ammian und des Zosimos, wo Magnus
eben nur Nummer zwei ist, dem Magnus von Karrhai zuzuweisen.139
Magnus von Karrhai und die ausführlichere Tradition bei Ammian und Zosimos
belegen zunächst in ihrem Nebeneinander also nicht viel mehr als die Tatsache, dass es
eine Fülle zeitgenössischer Quellen gab, die für einige Grundelemente wie die Abfolge
des Itinerars oder der Frage des Namens der Kommandeure ähnliche Angaben boten.
Enge und spezifische Berührungen für bestimmte Elemente der Erzählung, wie sie
zwischen Ammian und Zosimos konstatiert werden können, können für das Verhältnis
Ammian-Magnus oder das Verhältnis Zosimos-Magnus nicht aufgezeigt werden. Ob
sich aber die Ähnlichkeiten in der Angabe über Itinerare, Truppendispositionen etc.
ausschließlich dadurch erklären lassen, dass es in der Sache Berührungen geben musste,
ist gleichwohl keineswegs ausgemacht. In den Berührungen und Übereinstimmungen
über den Gesamtverlauf des Feldzugs könnte vielmehr die Einwirkung eines Tage-
buchs zu erkennen sein, wie es Philagrios verfasst hat. Die literarischen Entwürfe zur
Geschichte des Krieges sind sehr schnell untereinander ausgetauscht worden. Ein sol-
ches Tagebuch wie dasjenige des Philagrios könnte dann unabhängig von Oreibasios,
Magnus von Karrhai und Libanios konsultiert worden sein. Welche Beziehungen zwi-
schen Oreibasios und den erhaltenen Quellen Libanios, Ammian, Eunapios-Zosimos
bestehen, ist an dieser Stelle nicht weiter auszuführen. Ein Modell (bei Sudhaus und
Paschoud) wäre, dass von Oreibasios wieder - möglicherweise über eine stark litera-
risch gestaltende Zwischenquelle, die spezifische Gemeinsamkeiten erklärt - Ammian
und Eunapios abhängen, von Letzterem dann wiederum Zosimos. Ammian und Eu-
napios könnten dabei aus dieser gemeinsamen Quelle (Oreibasios bzw. einer weiteren
Zwischenquelle) unterschiedliche Abschnitte geschöpft haben, was erklärt, warum
man an einigen Punkten den Eindruck hat, Ammian falle mit Magnus gegen Zosimos
zusammen bzw. umgekehrt Zosimos mit Magnus gegen Ammian.
137 Klein (1914), S. 106.
138 Suda a 2094 Adler s.v. άνασχοΰσα; siehe dazu Norman (1957), S. 129-133 (Zuweisung an Eunapios);
Fornara (1991), S. 5-6.
139 Diskussion der Identität zwischen dem Tribunen bei Maiozamalcha (vgl. FGrHist 225 T 2 a und b) und
dem Autor aus Karrhai z.B. bei Laqueur (1928), Sp. 492 oder Fornara (1991), S. 14-15, der im Unterschied
zu Thompson (1947), S. 31 die Identität nicht ausschließt.
 
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