Dariusz Brodka
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gend übergangen werden. Ihre Auslassung könnte in dem Umstand begründet liegen,
dass dieser Teil der Liste nicht auf Euagrios, sondern auf seine unmittelbare Vorlage
zurückgeht: Wenn man bedenkt, dass diese Aufzählung unter dem bereits genannten
Hinweis subsumiert wird, dass all das (άπερ άπαντα) von Eustathios zusammen-
gefasst worden sei, liegt es nahe, dass diese unmittelbare Vorlage eben die Chronik
von Eustathios war. Erst nach dieser Nennung von Eustathios ergänzt Euagrios selb-
ständig die Liste um diejenigen Autoren, die über die Ereignisse des 6. Jahrhunderts
berichten, indem er Prokop von Caesarea, Agathias und Johannes von Epiphaneia
erwähnt. Insgesamt ist alles, was Euagrios über das Geschichtswerk des Eustathios
sagt, logisch und kohärent. Daher kann aus seinen Aussagen auf allgemeine Merkmale
der Chronike Epitome geschlossen werden:
Eustathios muss eine Chronik verfasst haben, in der eine ganze Reihe verschie-
dener Geschichtswerke verarbeitet war, die zur Gattung der klassischen politischen
Historiographie gehörten. Dabei lässt sich nicht sagen, ob er auch die kirchenge-
schichtlichen Themen (und Werke) berücksichtigte. Durchaus möglich ist es - insbe-
sondere für die mythische und die älteste Geschichte -, dass Eustathios einige seiner
vermeintlichen Quellen (Ephoros, Theopomp) nur indirekt kannte, vielleicht durch
Vermittlung des Charax oder Diodor. Somit verband er auf die für die christlichen
Chronisten typische Weise biblische, mythische und politische Ereignisse miteinan-
der, wobei der Fall Trojas in seiner Konzeption eine prominente Rolle spielte. Die
Schrift des Eustathios muss deutliche Verweise auf die exzerpierten Werke enthalten
haben. Darauf jedoch, dass sie nicht nur eine bloße historische Epitome oder eine
Universalgeschichte im Sinne Diodors, sondern wirklich auch eine Chronik war, las-
sen die chronologischen Berechnungen, die Euagrios unter Verweis auf Eustathios im
Zusammenhang mit der Herrschaftsübernahme durch Anastasios mitteilt (Evagrius
Scholasticus, Historia Ecclesiastica III 29), sowie der Titel Chronike Epitome, den das
Suda-Lexikon überliefert, schließen. Darüber hinaus liefern auch die Auszüge aus
Flavios Josephos wichtige Hinweise auf Struktur und Charakter des Werkes des Eu-
stathios, wie weiter unten argumentiert wird. Die Chronike Epitome muss also sowohl
eine kontinuierliche Erzählung über historische Ereignisse als auch Zeitkalkulationen
enthalten haben.
1.2 Malalas und die Quellen des Eustathios
Das Geschichtswerk des Eustathios gehört ohne Zweifel zu den Quellen des Malalas,
da er es zweimal zitiert: zuerst in der Praefatio, dann im XVI Buch (Malalas, Chrono-
graphia XVI 9, S. 326, 45-46 Thurn). Wenn man nun den Umstand in Betracht zieht,
dass Malalas einige Autoren zitiert, die er nur aus zweiter Hand kennt, stellt sich die
Frage, ob er beim Zitieren dieser Autoritäten von Eustathios hätte abhängen können.
Leider ist es in den meisten Fällen unmöglich, diese Frage zu beantworten, weshalb
die Überlegungen an dieser Stelle rein spekulativ sind. Der jüngeren Forschung zu-
folge hat Malalas in den Büchern I bis IX in erster Linie mythologische Kompendien
verwendet, in denen Autoren wie Diodor und Charax mehrmals als Autoritäten he-
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gend übergangen werden. Ihre Auslassung könnte in dem Umstand begründet liegen,
dass dieser Teil der Liste nicht auf Euagrios, sondern auf seine unmittelbare Vorlage
zurückgeht: Wenn man bedenkt, dass diese Aufzählung unter dem bereits genannten
Hinweis subsumiert wird, dass all das (άπερ άπαντα) von Eustathios zusammen-
gefasst worden sei, liegt es nahe, dass diese unmittelbare Vorlage eben die Chronik
von Eustathios war. Erst nach dieser Nennung von Eustathios ergänzt Euagrios selb-
ständig die Liste um diejenigen Autoren, die über die Ereignisse des 6. Jahrhunderts
berichten, indem er Prokop von Caesarea, Agathias und Johannes von Epiphaneia
erwähnt. Insgesamt ist alles, was Euagrios über das Geschichtswerk des Eustathios
sagt, logisch und kohärent. Daher kann aus seinen Aussagen auf allgemeine Merkmale
der Chronike Epitome geschlossen werden:
Eustathios muss eine Chronik verfasst haben, in der eine ganze Reihe verschie-
dener Geschichtswerke verarbeitet war, die zur Gattung der klassischen politischen
Historiographie gehörten. Dabei lässt sich nicht sagen, ob er auch die kirchenge-
schichtlichen Themen (und Werke) berücksichtigte. Durchaus möglich ist es - insbe-
sondere für die mythische und die älteste Geschichte -, dass Eustathios einige seiner
vermeintlichen Quellen (Ephoros, Theopomp) nur indirekt kannte, vielleicht durch
Vermittlung des Charax oder Diodor. Somit verband er auf die für die christlichen
Chronisten typische Weise biblische, mythische und politische Ereignisse miteinan-
der, wobei der Fall Trojas in seiner Konzeption eine prominente Rolle spielte. Die
Schrift des Eustathios muss deutliche Verweise auf die exzerpierten Werke enthalten
haben. Darauf jedoch, dass sie nicht nur eine bloße historische Epitome oder eine
Universalgeschichte im Sinne Diodors, sondern wirklich auch eine Chronik war, las-
sen die chronologischen Berechnungen, die Euagrios unter Verweis auf Eustathios im
Zusammenhang mit der Herrschaftsübernahme durch Anastasios mitteilt (Evagrius
Scholasticus, Historia Ecclesiastica III 29), sowie der Titel Chronike Epitome, den das
Suda-Lexikon überliefert, schließen. Darüber hinaus liefern auch die Auszüge aus
Flavios Josephos wichtige Hinweise auf Struktur und Charakter des Werkes des Eu-
stathios, wie weiter unten argumentiert wird. Die Chronike Epitome muss also sowohl
eine kontinuierliche Erzählung über historische Ereignisse als auch Zeitkalkulationen
enthalten haben.
1.2 Malalas und die Quellen des Eustathios
Das Geschichtswerk des Eustathios gehört ohne Zweifel zu den Quellen des Malalas,
da er es zweimal zitiert: zuerst in der Praefatio, dann im XVI Buch (Malalas, Chrono-
graphia XVI 9, S. 326, 45-46 Thurn). Wenn man nun den Umstand in Betracht zieht,
dass Malalas einige Autoren zitiert, die er nur aus zweiter Hand kennt, stellt sich die
Frage, ob er beim Zitieren dieser Autoritäten von Eustathios hätte abhängen können.
Leider ist es in den meisten Fällen unmöglich, diese Frage zu beantworten, weshalb
die Überlegungen an dieser Stelle rein spekulativ sind. Der jüngeren Forschung zu-
folge hat Malalas in den Büchern I bis IX in erster Linie mythologische Kompendien
verwendet, in denen Autoren wie Diodor und Charax mehrmals als Autoritäten he-