Metadaten

Carrara, Laura [Hrsg.]; Meier, Mischa [Hrsg.]; Radtki-Jansen, Christine [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 2): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Quellenfragen — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2017

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51242#0160
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Eustathios von Epiphaneia und Johannes Malalas

159

rangezogen wurden.13 Dasselbe gilt für Flavios Josephos, dessen Werke im Altertum
oft gelesen und benutzt wurden.14 Die Bezüge auf diese drei Autoritäten gehen also
wahrscheinlich nicht auf Eustathios zurück. Plausibler ist hingegen, dass die Zitate
aus den Werken der Geschichtsschreiber, die die römische Geschichte der Kaiserzeit
behandelten, auf Eustathios zurückgehen. In dieser Hinsicht ist besonders auf zwei
Historiker hinzuweisen, die laut Euagrios zu Eustathios’ Quellen gehörten: Arrian
und Priskos von Panion. In beiden Fällen lässt sich leicht herausfinden, ob Malalas
ihre Werke las oder nur aus zweiter Hand kannte. Auf Arrian beruft sich Malalas
nur für die Darstellung des Krieges Trajans gegen die Parther, der irrtümlicherweise
in Zusammenhang mit der Einnahme Antiochias durch die Perser gebracht wird
(Malalas, Chronographia XI 3-6, S. 204,14-207,16 Thurn). Hätte Malalas die Parthika
Arrians wirklich gelesen, wüsste er, dass Antiochia von den Persern, d.h. von den
Parthern, zur Zeit Trajans nicht eingenommen worden war. Dieser Fehler kann damit
erklärt werden, dass Malalas diese Informationen nicht unmittelbar aus Arrians Ge-
schichtswerk schöpfte. Er muss hier auf eine oder mehrere Mittelquellen zurückge-
griffen und das daraus gewonnene Material mit Stoff aus Domninos, der ebenfalls in
diesem Abschnitt zitiert wird, verknüpft haben, ohne den richtigen historischen Zu-
sammenhang zu kennen. Da Eustathios, wie Euagrios bezeugt, die Geschichtswerke
Arrians benutzte, liegt es nahe, dass Malalas’ Bericht über Trajans Parther-Kriege auf
der Chronik des Eustathios basiert. In diesem Fall wäre Eustathios als die postulierte
Mittelquelle zwischen Arrian und Malalas zu identifizieren.15
Den ebenfalls von Eustathios exzerpierten Priskos erwähnt Malalas einmal in ei-
nem verworrenen Passus über Attilas Einfall in Gallien und dessen Tod (Malalas,
Chronographia XIV 10, S. 279, 45-64 Thurn).16 Auch wenn die moderne Forschung
nicht ausschließt, dass Malalas Priskos hier direkt als Vorlage verwendet haben
könnte, ist es aufgrund der Verworrenheit dieser Passage dennoch wahrscheinlicher,
dass er ihn aus zweiter Hand, d.h. über Eustathios von Epiphaneia, kannte.17 Aus ei-
nigen Details lässt sich darauf schließen, dass Malalas den Kontext der ursprünglichen
Darstellung nicht kannte, sondern lediglich auf ein Exzerpt zurückgriff, das nicht
besonders klar gewesen sein dürfte. Bemerkenswert ist vor allem die Verwechslung des
Namens „Theoderich“ mit „Alarich“: Bei Priskos muss eine wie auch immer geartete
Verbindung zwischen dem Westgotenkönig Theoderich, der zusammen mit Aetius
gegen Attila kämpfte, und seinem Vorgänger Alarich, der 410 n. Chr. Rom eroberte,
bestanden haben. Dass es sich gerade um diesen Alarich handelt, bezeugt die Anspie-
13 Siehe jüngst Hilman (2014), S. 123-125,181, 213-215, und auch i.A. Bourier (1899) und (1900); Jeffreys
(1990b).
14 Malalas zitiert Josephos einige Male: vgl. Malalas, Chronographia I 4 (S. 7, 89 Thurn); I 5 (S. 7,7 Thurn);
III 2 (S. 41, 22-23) Thurn; X 26 (S. 187,17 Thurn).
15 Malalas muss also bei Domninos etwas gefunden haben, das ihn dazu veranlasste, die Einnahme der
Stadt mit den Kriegen Trajans in Verbindung zu bringen. Sein Irrtum könnte aus einer fehlerhaften
Verbindung zweier unverbundener Ereignisse resultieren, die er in zwei verschiedenen Quellen fand.
Zu Priskos und Malalas siehe auch den Beitrag von Pia Carolla in diesem Band.
16 Siehe Brodka (2012a), S. 199-204.
17 So Jeffreys (1990b), S. 180,191; Blockley (1983), S. 391 Anm. 110 und Anm. in.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften