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Carrara, Laura [Hrsg.]; Meier, Mischa [Hrsg.]; Radtki-Jansen, Christine [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 2): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Quellenfragen — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.51242#0161
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i6o Dariusz Brodka
lung auf Honorius, die noch in der slawischen Übersetzung von Malalas’Werk zu fin-
den ist.18 Hätte also Malalas den Text des Priskos direkt gelesen, hätte er den Namen
des Westgotenkönigs, der gegen Attila kämpfte, sicherlich gekannt. Weil er aber nicht
das Original des Priskos, sondern lediglich eine Epitome bzw. Bearbeitung benutzte,
besitzt er kein präzises Wissen darüber, woher und warum der Name „Alarich“ in
dieser Geschichte erscheint. Die Gründe für diesen Fehler sind also darin zu suchen,
dass Malalas bei mangelnder Kenntnis des historischen und literarischen Kontextes
eine Epitome noch weiter abkürzt: Diese Epitome könnte das Priskos-Exzerpt bei
Eustathios von Epiphaneia gewesen sein.
2. Die Exzerpte aus Flavios Josephos
Einen zuverlässigen und aufschlussreichen Einblick in die literarische Tätigkeit und in
die historische Konzeption des Eustathios gewinnt man aus der Analyse einiger Ex-
zerpte, die im Jahr 1988 von Pauline Allen veröffentlicht wurden.19 Im Codex Parisinus
gr. 1555A (ff. 5-7) findet sich ein Textstück chronographischen Inhalts, als dessen Au-
tor eindeutig Eustathios von Epiphaneia angegeben wird: Ευσταθίου έπίφανέως
συρίας Επιτομή τής αρχαιολογίας ίωσήπου. Der erhaltene Text ist ziemlich
kurz und sein Inhalt entspricht nicht völlig den durch den Titel geweckten Erwartun-
gen: Der Titel besagt, es handle sich um einen Auszug aus den Antiquitates ludaicae
des Flavios Josephos, aber in Wirklichkeit enthält die Handschrift einige unverbun-
dene Fragmente. Das Ganze beginnt mit einem Inhaltsverzeichnis des ersten Buches
der ursprünglichen Epitome (Eustathius, Epitome de Flavio losepho Z. 1-14 Allen),
anschließend folgen die chronologischen Kalkulationen, die sich auf verschiedene bi-
blische und historische Ereignisse beziehen (Eustathius, Epitome de Flavio losepho Έ.
15-22, 68-79, 80-102 Allen), die Einträge zu Roboam und zur Fleischwerdung Christi
(Eustathius, Epitome de Flavio losepho Έ. 23-27, 43-47 Allen) sowie kurze historische
Berichte, die auf das Bellum ludaicum des Flavios Josephos zurückgehen. Diese letzt-
genannten kurzen Berichte thematisieren die Regierung der jüdischen Königin Ale-
xandra, die Herrschaftsübernahme durch Vespasian und die Zerstörung des Tempels
von Jerusalem durch Titus (Eustathius, Epitome de Flavio losepho Έ. 28-42, 48-67 Al-
len). Das erhaltene Textstück endet erneut mit chronologischen Kalkulationen. Es ist
klar, dass der Inhalt dieser Fragmente weit über das bloße Exzerpieren der Antiquitates
ludaicae hinausgeht: Die einzelnen Fragmente stützen sich teilweise auf das Bellum
ludaicum und nicht nur auf die Antiquitates ludaicae, während die Zeitkalkulationen
mit Flavios Josephos in den meisten Fällen nichts zu tun haben. Laut Pauline Allen
besteht kein Grund zu bestreiten, dass Eustathios von Epiphaneia der Verfasser dieser
Fragmente ist; sie ist zu Recht der Meinung, dass es sich tatsächlich um den Auszug

18 Siehe dazu Brodka (2012a), S. 202.
19 Allen (1988), S. 8-11.
 
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