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Carrara, Laura [Hrsg.]; Meier, Mischa [Hrsg.]; Radtki-Jansen, Christine [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 2): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Quellenfragen — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.51242#0170
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Eustathios von Epiphaneia und Johannes Malalas

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5971, S. 126,30-127, ii de Boor; vgl. Evagrius Scholasticus, Historic/. Ecclesiastica III 26).
Die Vermutung liegt nahe, dass Theophanes (ähnlich wie Euagrios) hier Eustathios
als Vorlage verwendet. Die Berichte des Euagrios und des Theophanes über Theode-
rich Strabo weisen bedeutsame Ähnlichkeiten auf.45 Während jedoch Euagrios mehr
Details über die Umstände des Todes Theoderichs liefert, weiß Theophanes mehr über
seine Abstammung zu berichten, nennt seinen Beinamen Strabo und erwähnt seine
Ernennung zum Feldherrn durch Basiliskos.46 Diese zusätzlichen Informationen wei-
sen deutlich auf die Unabhängigkeit des Theophanes von Euagrios hin und sprechen
dafür, dass beide Autoren auf dieselbe Quelle, d.h. auf Eustathios, zurückgegriffen
haben. Im Anschluss an die Darstellung des Todes Theoderichs schildern sowohl Eu-
agrios als auch Theophanes, wie gesagt, den Aufstand Markians (Evagrius Scholasti-
cus, Historic/ Ecclesiastica III 26; Theophanes, Chronographia AM 5971, S. 126,30-127,11
de Boor), wobei sie übereinstimmend die chronologische Reihenfolge der Ereignisse
verwechseln: Die Revolte Markians fand 479 n.Chr. statt, während Theoderich Strabo
später, d.h. im Jahr 481 n.Chr., starb. Die übereinstimmende falsche Reihenfolge kann
nicht auf einem Zufall beruhen, sondern muss auf eine gemeinsame Quelle, d.h. auf
Eustathios, zurückgehen. Ab diesem Punkt geht Theophanes allerdings einen eige-
nen Weg: Obwohl er den Ablauf der Ereignisse von Eustathios übernahm, folgte er,
wie es scheint, für die Darstellung der Markian-Revolte selbst nicht mehr Eustathios’
Bericht, sondern demjenigen des Theodoros Anagnostes (vgl. Theodorus Lector, His-
toria Ecclesiastica 420 Hansen). Darauf verweist insbesondere der Ort der Verbannung
Markians: Laut Euagrios/Eustathios wurde dieser zuerst nach Caesarea in Kappado-
kien, danach nach Tarsus in Kilikien verbannt; bei Theophanes wird ein anderer Ort
genannt: die Festung Papyrios in Kappadokien.47 Mit Eustathios stimmt hingegen
Theophanes in der Überzeugung überein, dass sich Markian beinahe der Herrschaft
bemächtigt hätte, wenn er seinen Angriff nicht im kritischen Moment unterbrochen
und auf den nächsten Morgen verschoben hätte.48 Es liegt also nahe, zu vermuten, dass
Theophanes hier sowohl Theodoros Anagnostes als auch Eustathios vor Augen hatte.
Im folgenden Kapitel konzentriert sich Euagrios auf die Ereignisse rund um Il-
lus, Leontios und Theoderich (Evagrius Scholasticus, Historia Ecclesiastica III 27). Mit
Sicherheit greift der Kirchenhistoriker hier auf Eustathios zurück, der mehrmals als
Quelle zitiert wird. Dieser knappe Bericht findet Entsprechungen sowohl bei Malalas
als auch bei Theophanes (Malalas, Chronographia XV 12-14, S. 309, 70-315, 66 Thurn;
45 Beide Autoren bewahren denselben Gang der Ereignisse und schildern dieselben Begebenheiten:
Theoderich erhob sich gegen Zenon, verwüstete Thrakien bis zum Pontos Euxeinos, trat den Rückzug
an, nachdem er die Verschwörung gegen sich entdeckt hatte, und starb bald danach, als er vom Pferd
stürzte und durch eine Lanze verwundet wurde.
46 Zu Theophanes’ Bericht siehe Mango/Scott (1997), S. 194.
47 Auf die Abhängigkeit des Theophanes von Theodoros weist die Tatsache hin, dass er alle Details, die
bei Theodoros stehen, wiedergibt, während er diejenigen, die von Euagrios/Eustathios erwähnt werden,
auslässt.
48 Es bleibt unklar, ob die KCUQOC-Terminologie, die in diesem Kontext bei Euagrios erscheint, auf
Eustathios zurückgeht oder nicht; bei Theophanes fehlt sie. Zur Kairos-Vorstellung bei Euagrios siehe
Brodka (2010).
 
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